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KTM-Designer: „Marke erkennbar machen“

Seit der Wiedergründung von KTM in den frühen 1990er Jahren ist der Designer Gerald Kiska nicht wegzudenken aus der Formensprache des Unternehmens. Gegenüber ORF.at erläutert er, warum er nicht an ein einzig vorherrschendes Design bei Motorrädern glaubt, warum Frauen kein „weibliches Motorraddesign“ wollen - und warum jede Marke unverwechselbar sein muss.

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Kann man sagen, dass es generell dominante Designs gibt im Bereich Motorraddesign, also hier retro und rund, da futuristisch und eckig?

Gerald Kiska: Nein. Man muss eher feststellen, dass auch Motorradmarken im Moment versuchen, über Design eine klare Wiedererkennbarkeit der Marke auf der Straße zu erreichen und eine klare Markenbotschaft und -identität zu transportieren. KTM hat seit seiner Wiedergründung vor 20 Jahren die Botschaft „Win every race“ zu seiner Message gemacht. KTM ist von der Message klar zu erkennen.

Gibt es nicht viele Motorradmarken, die gerade versuchen, etwa „Naked Bikes“ sehr futuristisch-eckig auf die Straße zu bringen? Mit dem Ergebnis, dass man eine neue Suzuki sieht, die ähnlich aussieht wie eine Kawasaki?

Kiska: Ich würde sagen, dass Kawasaki wie KTM eine klare Positionierung gelungen ist. Bei Suzuki ist das für mich nicht der Fall. KTM versucht, in jedem Segment das performanteste Motorrad aufzustellen, das muss nicht unbedingt das leistungsstärkste sein. Und Kawasaki tut Ähnliches.

Kann man über Design den Frauenanteil beim klassischen Motorrad steigern?

Kiska: Nein, das denke ich nicht. Und ich meine, dass Frauen, die Motorrad fahren, sehr allergisch darauf reagieren würden, wenn man ihnen so etwas wie „weibliches Design“ anbieten würde. Man kann über formale Elemente beim Motorrad, die Sitzhöhe und ähnliche Dinge, eher den Bedürfnissen von Frauen entgegenkommen, aber sicher nicht über Designelemente.

Kiska und KTM

Der Wiederaufstieg von KTM ist eng mit der Designfirma von Gerald Kiska in Anif bei Salzburg verbunden. KTM ist an Kiska beteiligt. Kiska ist in unterschiedlichen Bereichen von Industrie- und Kommunikationsdesign tätig. „Ein Drittel der Aufträge“, so Gerald Kiska, „kommt von KTM.“

Wie sehr spielen Populärkultur, Science-Fiction und Computer-Games hinein in Ihre Entwürfe?

Kiska: Dass diese Faktoren eine Rolle spielen, das lässt sich gar nicht vermeiden. Bei KTM haben wir für bestimmte Produkte dezidierte Vorbilder gehabt.

Welche?

Kiska: Das muss ein Geheimnis bleiben (lacht). Aber man kann schon so viel sagen: Man setzt sich in den Entwicklungsrunden gerade auch mit dem Kunden zusammen und versucht, Entwürfe, Entwicklungen mit populären Bildwelten in Verbindung zu bringen. Auch um zu sehen, ob eine bestimmte Message oder Positionierung zum Wunsch des Kunden passt und man zu so etwas wie einem gemeinsamen Bild des Projekts gelangen kann.

Weil Sie gerade über die Verbindung von Design und Identität gesprochen haben: Welche Farben sind bei KTM typische Farben der Identität?

Kiska: Bei KTM sind es vier Farben, die die Identität transportieren sollen: Schwarz, Orange, Silber und Weiß. Kommen Sponsorenwünsche dazu, versucht man die identitätsmäßig anzugleichen, also etwa die Kombination von Weiß mit Blau oder Silber mit Blau.

Muss ein stehendes Motorrad den Eindruck vermitteln, in Bewegung zu sein, also analog zur Haltung der Futuristen, für die es ja auch keinen ruhenden Körper gab?

Kiska: Meiner Auffassung nach schon. Aber es gibt auch Designer, die das komplett anders sehen, etwa Philipp Starck, der ja auch Motorräder entworfen hat (lacht).

Das Gespräch führte Gerald Heidegger, ORF.at

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