Themenüberblick

UNO informiert

Die Ehefrau sowie drei Kinder des langjährigen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi sind nach Angaben des algerischen Außenministeriums nach Algerien ausgereist. Wie das Ministerium in Algier am Montag über die Nachrichtenagentur APS mitteilte, überquerten Gaddafis Ehefrau Safia, die Tochter Aischa sowie die Söhne Hannibal und Mohamed in der Früh die algerisch-libysche Grenze.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

„Diese Information wurde dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, dem Präsidenten des Sicherheitsrates und Mahmud Dschibril, dem Präsidenten des Exekutivkomitees des Nationalen Übergangsrates, übermittelt“, erklärte das algerische Außenministerium. Über den Aufenthaltsort Gaddafis machte das Ministerium keine Angaben. Die algerische Zeitung „Al-Watan“ berichtete, Algerien wolle nun die Grenze zu Libyen schließen.

Aufständische: Akt der Aggression

Die libyschen Rebellen forderten umgehend die Auslieferung der Familienmitglieder. Den Angehörigen Gaddafis Unterschlupf zu gewähren, sei ein Akt der Aggression, sagte ein Sprecher des Übergangsrates in Tripolis. Die Rebellen täten alles, um Gaddafi und seine Familie in Libyen vor Gericht zu stellen. Algerien ist das Einzige der Nachbarländer Libyens, das den Rebellenrat noch nicht als legitime Vertretung des libyschen Volkes anerkannt hat.

Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete unterdessen, dieser halte sich zusammen mit zwei seiner Söhne hundert Kilometer südlich der libyschen Hauptstadt Tripolis in Bani Walid auf. Die Agentur berief sich auf „zuverlässige libysche Diplomaten“. Unter Berufung auf dieselben Quellen berichtete Ansa, Gaddafis Frau und drei Kinder befänden sich in Algerien. Die Agentur nannte dieselben Kinder, die auch vom algerischen Außenministerium genannt wurden.

Rebellen vermelden Tod von Gaddafi-Sohn Chamis

Gaddafi hat acht leibliche Kinder, davon sieben mit seiner zweiten Frau Safia. Nach Angaben der Rebellen wurde der jüngste Sohn Gaddafis getötet. Chamis Gaddafi sei „wahrscheinlich während einer Schlacht“ nahe Tarhuna rund 80 Kilometer südlich der Hauptstadt Tripolis getötet worden, sagte der Justizminister des Nationalen Übergangsrats, Mohamed Allegi, am Montag unter Berufung auf einen Anführer der Aufständischen. Zuvor hatte die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtet, Chamis Gaddafi sei „mit ziemlicher Sicherheit“ auf dem Weg von Tripolis ins einhundert Kilometer südlich gelegene Bani Walid getötet worden. Chamis, der eine Eliteeinheit seines Vaters gegen die Rebellen kommandierte, war schon mehrmals für tot erklärt worden.

In Libyen herrschen nach der Eroberung der Hauptstadt Tripolis durch die Rebellen teils chaotische Zustände. Noch immer gibt es Anhänger von Gaddafi, die den Kampf nicht aufgegeben haben. Auch in Tripolis ziehen vor allem in der Nacht immer wieder bewaffnete Gaddafi-Getreue durch die Straßen. Die Aufmerksamkeit der Rebellen richtet sich unterdessen auf die letzte Bastion Gaddafis, seine Geburtsstadt Sirte. Möglicherweise verschanzte sich der Machthaber auch dort, von ihm fehlt jedenfalls weiterhin jede Spur.

Dschalil fordert NATO zu weiterem Handeln auf

Der Vorsitzende des libyschen Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, rief die NATO zur Fortsetzung des Kampfes gegen Gaddafi auf. Gaddafi sei „immer noch in der Lage, etwas Grauenvolles anzurichten“, sagte Dschalil in Doha bei einem Treffen mit Vertretern der NATO-Staaten. „Wenn die NATO Libyen nicht unterstützt hätte, wäre es zum größten Massaker in der modernen Menschheitsgeschichte gekommen.“

Ein NATO-Vertreter sagte, der Einsatz des Bündnisses sei noch nicht zu Ende, schließe aber keine Bodentruppen in Libyen ein. „Die Anwesenheit solcher Truppen hängt von der Entscheidung des Nationalen Übergangsrates ab, der bestimmt, was in der nächsten Phase geschieht“, sagte der Kommandeur der Nato-Einsatzzentrale in Neapel, Samuel J. Locklear, der Nachrichtenagentur dpa.

Links: