„Kriminelle Energie“
Im Skandal um die Telekom Austria (TA) geht nun Vorstandschef Hannes Ametsreiter in die Offensive und erhebt schwere Vorwürfe gegen den früheren TA-Manager Gernot Schieszler, der sich der Justiz als Kronzeuge angeboten hat.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Es habe ein „System Schieszler“ gegeben, so Ametsreiter in der „Kronen Zeitung“ (Freitag-Ausgabe): „In dem Mann steckt kriminelle Energie.“ Die TA werde nicht nur die Kursaffäre und die Honorare an den Lobbyisten Peter Hochegger untersuchen, sondern werde in den nächsten Monaten „gemeinsam mit den Behörden“ die Zukäufe in Bulgarien (Mobiltel) und Weißrussland (Velcom) auf mögliche Korruption durchleuchten, kündigte Ametsreiter an.
Bei beiden Zukäufen gebe es „Indizien“ für Korruption, wird Ametsreiter in der Zeitung zitiert. „Wir überprüfen jetzt alle unsere Akquisitionen.“ Ob Schieszler und Hochegger auch involviert gewesen waren, sei nicht bekannt. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.
„Ist nicht freiwillig gegangen“
Schwere Vorwürfe erhebt Ametsreiter gegen Schieszler. Der frühere TA-Festnetz-Finanzvorstand hatte Mitte 2009 das Unternehmen verlassen. Er sei Schieszler schon 2009 auf die Schliche gekommen: „Er hat Leistungsdokumente vorgelegt, die nicht schlüssig waren. Darauf haben wir uns umgehend von ihm getrennt, er ist nicht freiwillig gegangen“, wird Ametsreiter in der „Krone“ zitiert. Kurz darauf hätten die internen Untersuchungen begonnen, die bis ins Jahr 2011 gedauert hätten.
In der offiziellen TA-Unternehmensmitteilung von April 2009 hieß es zum Abgang von Schieszler, dieser sei „aus persönlichen Gründen“ zurückgetreten. Die TA bedankte sich „für seinen außergewöhnlichen Einsatz“ und wünschte ihm „für seine weitere berufliche Laufbahn viel Erfolg“.
Anwalt besorgt
Ametsreiter kündigte Schadenersatzklagen gegen die Täter in der Kurs- und Korruptionsaffäre an. Es gehe um in Summe 18 Millionen Euro, „die wir uns auf dem Klagsweg von den Tätern holen wollen“. Schieszlers Anwalt Stefan Prochaska sieht diese Entwicklung mit großer Sorge, wie er gegenüber der APA erläuterte.
„Die Telekom spricht in dieser Causa offenbar mit zwei Zungen“, so der Anwalt: Während die Unternehmenssprecherin das Interesse des Unternehmens an voller Aufklärung beteuere, werde sein Mandant durch die Klagsandrohung nun massiv unter Druck gesetzt. Dass Ametsreiter von einem „System Schieszler“ spreche, weist der Anwalt ebenfalls zurück. Der TA-Boss versuche offenbar, die Glaubwürdigkeit seines Mandanten zu erschüttern, indem er diesen nun „persönlich diffamiert“, so Prochaska. Der Jurist, Vizepräsident der Wiener Rechtsanwaltskammer, sieht im aktuellen Fall auch einen Test für die neue Kronzeugenregelung.
Von Boni „profitierten Spitzenmanager“
Schieszler sei bei der Kursaffäre 2004 nur Vorstandsassistent gewesen, betont der Anwalt. Von den Managerboni habe nicht Schieszler, sondern die damaligen Spitzenmanager stark profitiert. Auch bei späteren Zahlungen könne Schieszler ja nicht alleine gehandelt haben. Dass die TA nun offen dem Kronzeugen mit Schadenersatzklagen drohe, stellt für Prochaska jedenfalls infrage, ob Ametsreiter wirklich an umfassender Aufklärung interessiert sei. Bisher liege jedenfalls keine Schadenersatzklage der TA gegen seinen Mandanten vor.
In der Kursaffäre 2004 war durch Aktienmanipulation der TA-Kurs hinaufgetrieben worden, um 100 TA-Managern Bonuszahlungen von insgesamt neun Mio. Euro zu verschaffen. Schieszler war damals Vorstandsassistent und soll eine Schlüsselrolle gespielt haben. Große Beträge aus dem Stock-Option-Programm hatte nicht Schieszler, sondern die damaligen Vorstände erhalten.
Links: