Micky im Wandel der Zeit
Dass sich Micky Maus verändert hat, wollen die Berner Strafrechtsprofessoren Karl-Ludwig Kunz und Roger Sidler „juristisch“ nachweisen können. In ihrer Untersuchung „Kriminalpolitik in Entenhausen“ haben sie festgestellt, dass Micky 1952 keineswegs der Saubermann war, für den ihn heute alle halten.
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Damals brachte er es immerhin auf sieben Straftaten, während ihm seine Autoren jetzt nicht einmal ein Kavaliersdelikt zugestehen würden. Der Enten-Clan rund um Donald wird hingegen auch heute noch häufig strafrechtlich auffällig. Die früheren Micky-Geschichten seien im Gegensatz zur sauberen Familienunterhaltung von heute zwar böser und satirischer gewesen, schreibt Sidler. Mickys jetzige Beziehung zur Kriminalität hält er aber für „bedenklich“.
In Disneys Welt sei kein Platz dafür, auch einmal ein Auge zuzudrücken. „Micky füllt seine Rolle als Bewahrer des Rechts so perfekt aus, dass er dem Unrecht geradezu zwanghaft entgegentritt.“
Was sich die Maus anmaßt
Auch dass die Maus, die in den Geschichten für Recht und Ordnung sorgt, von Beruf Privatdetektiv ist, stößt dem Strafrechtler sauer auf. „Micky missachtet dabei offenkundig das staatliche Gewaltmonopol und maßt sich hoheitliche Kompetenzen an.“ Die Fans mögen mittlerweile jedenfalls Donald lieber. Bei einer vom Egmont Ehapa Verlag veranstalteten „Bürgermeisterwahl“ wurde die Ente im Vorjahr mit 34,7 Prozent zum neuen Stadtoberhaupt von Entenhausen gekürt, Micky kam auf drei Prozent weniger.
„Donald Duck ist die viel interessantere und auch viel beliebtere Figur“, erklärt Günther Polland von der Wiener Comic-Galerie. „Micky ist zu normal. Donald ist ein Loser, bei dem man obendrein nicht genau weiß, wie das jetzt ist mit seinen Neffen und mit Daisy. Die Grundfrage ist: Gäbe es Micky heute noch, wenn es Donald nicht gäbe?“
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