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Dunkler, dreckiger und multifunktionaler

Comichelden tragen auffällige Kleidung: Knallfarben, eigenartige Kopfbedeckungen und meist hautenge Ganzkörperanzüge. Mitte des letzten Jahrhunderts, der Entstehungszeit der Klassiker von „Superman“ bis „Captain America“, haftete den Outfits noch ein Hauch Futurismus an, doch modern wirkten die Bilder von muskelbepackten Männern in Strumpfhosen eigentlich nie.

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Für den Absatz der Comichefte stellt das zwar kein Problem dar, für das Massenpublikum im Kino taugen die Kostüme längst nicht mehr. Über Geschmack kann man zwar streiten, doch spätestens weil sich nicht einmal in den 1980er Jahren, der Hochblüte von Leggings, Lycra und Co., ein Trend zur Alltagstauglichkeit von „Batman“-Capes und „Superman“-Hosen abzeichnete, war klar, dass die Kleidung der Helden auf einen aktuelleren modischen Stand gebracht werden musste. Dunkler, dreckiger und multifunktionaler gilt laut „The Atlantic“ als Motto der Kostümdesigner: „Spandex ist out. Kevlar ist in.“

Weniger Aerobic-Style, mehr Uniform

Für das Kinodebüt des 40er-Jahre-Comichelden „Captain America“ im Vorjahr entschied man sich etwa, die abstehenden Flügelchen vom Helm zu streichen und sie stattdessen aufzumalen. Der Schnitt seines Anzugs, in den Farben der US-amerikanischen Flagge, gleicht im Film dank zusätzlicher Schnallen, Gurte und Riemen weniger einem Aerobic-Outfit als vielmehr der Kampfuniform eines Piloten. Die Knallfarben sind gedämpft, und an Stelle der Haube trägt der Retter Amerikas in „Captain America – The First Avenger“ einen modifizierten Armyhelm.

Chris Evans im Film Captain America; Cover der ersten Ausgabe der Captain America Comics

dapd/Paramount Pictures/Marvel Entertainment; AP/Marvel Comics

„Captain Americas“ Kostüm ist - abgesehen von den Farben - kaum noch wiederzuerkennen

Von Muskelreliefs zum Nippelanzug

Ein Paradebeispiel für die Wandlung des Kostüms im Laufe der Jahre ist „Batman“. In der Reihe der Realverfilmungen wurde seine Kleidung mit jedem Regisseurswechsel - von Tim Burton über Joel Schumacher bis zu Christopher Nolan - einer Anpassung unterzogen. Schon das Originalkostüm des Filmhelden war düster und dunkel. Doch der Kostümdesigner des ersten Films, Bob Ringwood, verstärkte den einschüchternden Effekt des Helden, in dem er Michael Keaton in einen glänzend-schwarzen muskelbetonenden Gummianzug mit gelbem Emblem und gelbem Gürtel steckte.

Seit Schumachers „Batman Forever“ haben selbst diese Farbtupfer ausgedient, und das Material des Anzugs glänzt zwar noch, erscheint aber deutlich härter und weniger gummiartig als zuvor. Ausgerechnet Frauenschwarm George Clooney musste in „Batman und Robin“ die nächste Adaption des Kostüms tragen und wurde damit zur Zielscheibe von höhnischem Spott: Er erhielt nämlich nicht nur eine deutlich aufgemotzte Brust- und Beinmuskulatur, sondern auch aufgesetzte Nippel.

George Clooney als "Batman" im Film Batman & Robin; Christian Bale im Film "The Dark Knight"

Reuters; AP/Warner Bros. Pictures/Stephen Vaughan

Das Aussehen von „Batman“ wurde von Film zu Film überarbeitet und modernisiert

In Nolans „Batman“-Folgen - „Batman Begins“ und „The Dark Knight“ - ist für solche Scherze ebenso wenig Platz wie für die bunte Comicästhetik seiner Vorgänger. Düster und dunkel schlägt er einen raueren Ton an. „Batmans“ Anzug besteht nun aus Kevlar, vormals plumpe Muskel(über-)betonung ist grob skizzierten Andeutungen gewichen. Seit mehreren Wochen dreht Nolan nun seine dritte „Batman“-Episode „Dark Knight Rises“. Der Film soll der vorerst letzte der „Batman“-Saga sein und im Sommer 2012 in die amerikanischen Kinos kommen.

Die Mutter aller Heldenkostüme

Als Mutter aller Heldenkostüme gilt jedoch das Outfit von „Superman“, dessen Erfinder Jerry Siegel und Joe Shuster sich wiederum 1938 von Zirkusakrobaten und Kraftsportlern inspirieren ließen. „Supermans“ Kostüm, bestehend aus einem blauen hautengen Anzug, roter Hose und Stiefeln, gelbem Gürtel und rotem Cape, hat sich im Laufe der Zeit kaum verändert, sehr wohl jedoch sein Symbol, das rote „S“, das sich im Verlauf der Jahre vom unscheinbaren Familienwappen zum brustbreiten Logo wandelte.

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