„Intensive Gespräche“
Eine Bindung des stark gestiegenen Schweizer Franken an den Euro steht laut einem Medienbericht möglicherweise kurz bevor. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Schweizer Regierung seien derzeit in intensiven Gesprächen, berichtete die Schweizer „SonntagsZeitung“. Die Pläne seien fertig, und die SNB könnte eine Fixierung des Wechselkursziels des Franken gegenüber dem Euro in den kommenden Tagen bekanntgeben.
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Die Zeitung berief sich auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. In den Unterredungen gehe es vor allem darum, wie die Euro-Bindung kommuniziert werden solle. Die SNB ist zwar unabhängig, wünsche sich aber politische Unterstützung. Eine Entscheidung könne bereits am Mittwoch fallen.
In der vergangenen Woche hatte der SNB-Vizepräsident Thomas Jordan in einem Interview gesagt, dass sich die Notenbank vorstellen könne, den Franken vorübergehend an den Euro zu binden. „Solange das mit Preisstabilität in der langen Frist vereinbar ist, sind vorübergehende Maßnahmen, die den Wechselkurs beeinflussen, in unserem Mandat enthalten.“
„Sicherer Hafen“ in Krisenzeiten
Die Schweizer Nationalbank stemmt sich derzeit gegen die starke Aufwertung des Schweizer Franken. Mit dem Beginn der Börsenturbulenzen Anfang August eilte der Franken zu Euro und Dollar von einem Rekord zum nächsten.
Grund: Neben dem japanischen Yen gilt die Schweizer Währung als „sicherer Hafen“ auf dem Devisenmarkt, in den sich verunsicherte Anleger flüchten. Unter dem starken Franken leiden vor allem die exportorientierten Unternehmen der Schweiz.
Die Notenbank des Landes kündigte zuletzt an, wegen der bedrohlichen Stärke des Frankens die Geldschleusen weiter öffnen zu wollen. Nur kurz wurde zudem eine Niedrigzinspolitik angekündigt.
„Massiv überbewertet“
„Die massive Überbewertung des Schweizer Frankens stellt eine Bedrohung für die Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz dar und hat die Abwärtsrisiken für die Preisstabilität weiter erhöht“, erklärte die SNB die Vorgangsweise. Die Währungshüter kündigten zudem an, bei Bedarf weitere Maßnahmen ergreifen zu wollen.
Industrie, Einzelhandel und Gewerkschaften in der Schweiz hatten zuletzt immer lauter ein Eingreifen von Politik und SNB gefordert. Vor allem die Talfahrt des Euro, der wichtigsten Partnerwährung der exportabhängigen Schweizer Industrie, drückt auf die Gewinnmargen der Firmen und die treibt Konsumenten zum Einkauf ins nahe EU-Ausland.
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