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„Die Rosen weinen“

Zwei Wochen nach den Anschlägen in Norwegen sind am Freitag weitere 32 der insgesamt 77 Todesopfer beigesetzt worden. Knapp die Hälfte von ihnen war unter 18 Jahre alt, wie aus der Beerdigungsliste hervorging.

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Regierungsmitglieder hatten versprochen, an allen Beerdigungen teilzunehmen, bei denen die Angehörigen das wünschten. Auch Ministerpräsident Jens Stoltenberg wohnte am Freitag einer der Beisetzungen bei. Stoltenberg besuchte die Beerdigung der 45-jährigen Monica Elisabeth Bösei, die in den vergangenen 20 Jahren das Jugendcamp der regierenden Arbeiterpartei auf der Insel Utöya organisiert hatte und „Mutter Utöya“ genannt wurde.

Auf der Insel hatte der Attentäter Anders Behring Breivik unter den überwiegend jugendlichen Teilnehmern ein Massaker angerichtet. „Monika ist tot, und die Rosen weinen“, sagte Stoltenberg, der den Tränen nahe war, bevor er den Kopf vor dem mit Rosen bedeckten Sarg neigte.

Sarg von Giozem Dogan

Reuters/Scanpix Norway

Stoltenberg beim Begräbnis eines der getöteten Jugendlichen

„Kann ihre jungen Gesichter vor mir sehen“

Am Vortag hatte die ehemalige Regierungschefin und Ikone der norwegischen Arbeiterpartei, Gro Harlem Brundtland, an der Beerdigung der 16-jährigen Marianne Sandvik teilgenommen, die erschossen worden war, als sie versuchte, vor dem Attentäter an Land zu schwimmen. „Ich kann nicht aufhören, ihre jungen Gesichter vor mir zu sehen“, sagte Brundtland unter Tränen über die Anschlagsopfer. Die Politikerin hatte nur wenige Stunden vor dem Massaker eine Rede vor den Jugendlichen auf Utöya gehalten.

Blumenmeer wurde weggeräumt

Mitte letzter Woche hatte die Osloer Stadtverwaltung das vor der Kathedrale entstandene Blumenmeer zum Gedenken an die 77 Todesopfer weggeräumt. Die zumeist verwelkten Blumen würden aufgesammelt und kompostiert, teilten die Behörden mit.

Am Tag nach den Anschlägen im Osloer Regierungsviertel und auf ein politisches Sommercamp auf der Insel Utöya am 22. Juli hatten die Menschen in der norwegischen Hauptstadt begonnen, ihre Anteilnahme mit Blumen, Kerzen, Botschaften und Zeichnungen auszudrücken, die sie vor dem Dom niederlegten. Im Laufe der Zeit wuchs das Blumenmeer auf eine Länge von 50 Metern und eine Breite von 30 Metern an.

Gegenstände und Botschaften in Nationalarchiv

Der Osloer Bürgermeister Fabian Stang hatte zuvor angekündigt, die Tausenden Blumen würden kompostiert und die Kerzen eingeschmolzen. Die niedergelegten Botschaften und Gegenstände würden hingegen im Nationalarchiv aufbewahrt. Die Osloer hatten nach den Anschlägen nicht nur vor der Domkirche mit Blumen und Kerzen an die Opfer erinnert, sondern auch an anderen Orten der Stadt.

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