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Tiefrot von Europa bis in die USA

Die Herabstufung der Bonitätsnote der USA und die europäische Schuldenkrise haben am Montag die Börsen erneut auf Talfahrt geschickt. Der befürchtete „Schwarze Montag“ blieb zwar aus, dennoch rutschten die Indizes in Europa und Übersee teils deutlich ab - auch in Österreich.

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In den USA knickten die beiden Indizes Dow Jones und der breiter gestreute Standard & Poor’s 500 (S&P 500) bereits in den ersten Minuten der Handelswoche ein. Später gab der Dow über fünf Prozent ab. Die Technologiebörse NASDAQ verlor ebenfalls deutlich.

Die New Yorker Börse (NYSE) hatte für den Fall eines drohenden größeren Crashs vor Handelsstart vorsorglich einen Boden im System eingezogen, um größere Ausschläge zu begrenzen. Nach den negativen Vorgaben aus dem US-Handel dehnte auch der Wiener ATX seine Verluste weiter aus und verlor bis Handelsschluss 6,11 Prozent.

In den USA gerieten am Abend vor allem Finanztitel unter die Räder. Die Aktien der Bank of America verloren bereits nach Handelsstart über acht Prozent, Citigroup fast fünf Prozent. Später sackten die Papiere der Bank of America um rund 17 Prozent ab, nachdem bekanntwurde, dass ihr nun auch noch eine Klage ins Haus steht.

Herabstufung der USA als Dämpfer

Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hatte den USA am Freitagabend die Topbonitätsnote „AAA“ aberkannt und bewertet die Kreditwürdigkeit der weltgrößten Volkswirtschaft nur noch mit „AA+“. Außerdem warnte S&P vor einer weiteren Herabstufung.

Der Verlust der Spitzenbonitätsnote sorgte auch außerhalb der USA für erneute Turbulenzen an den Finanzmärkten. Die Leitindizes Japans und Chinas schlossen den ersten Handelstag der Woche mit Kursverlusten von 2,2 Prozent beziehungsweise 3,7 Prozent ab. Mit einem starken Minus gingen auch die Börsen Neuseelands und Australiens zum Wochenauftakt aus dem Markt.

Schlechtere Noten für US-Baufinanzierer

Am Abend folgte eine weitere schlechte Nachricht aus den USA: S&P senkte auch die Bonitätsnote der beiden Baufinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac von „AAA“ auf „AA+“. Als Grund nannte die Ratingagentur die immer noch bestehende „direkte Abhängigkeit“ der beiden Unternehmen von der US-Regierung.

DAX auf neuem Tief

In Deutschland fiel der DAX nach der S&P-Entscheidung deutlich unter 6.000 Punkte und damit auf ein neues Jahrestief, nachdem er in der Früh noch leicht positiv in den Handel gegangen war. Schon vergangene Woche war der deutsche Leitindex trotz der Einigung im US-Defizitstreit und beruhigenden Worten der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Euro-Schuldenkrise um 13 Prozent abgerutscht. Am Abend notierte er abermals über fünf Prozent im Minus, der Index der 50 wichtigsten Unternehmen der Euro-Zone, der EURO STOXX 50 verlor über drei Prozent.

ATX schwer unter Druck

Kräftig unter die Räder geriet am späteren Montagnachmittag der ATX und verlor 6,11 Prozent. Am Ende notierte er bei 2.127,98 Punkten (minus 138,37). Die Verlustserie des ATX hält damit schon neun Tage an. Gegenüber Ultimo 2010 liegt der Index bereits über 26 Prozent im Minus.

Die Papiere des Schwergewichts voestalpine rutschten um fast zehn Prozent ab, die Bankentitel Raiffeisen Bank International (RBI) und Erste Group büßten über fünf bzw. sechs Prozent ein. Die Aktie des Baukonzerns STRABAG gab rund sieben Prozent ab, die des Ölfeldausrüsters Schoeller-Bleckmann (SBO) über acht Prozent. OMV und RHI verloren über drei bzw. vier Prozent.

Dabei dürften in Europa noch Meldungen, nach denen die EZB in großem Stil italienische und spanische Staatsanleihen aufkaufe, zur Beruhigung beigetragen haben. Der Schritt sei eine Maßnahme, ein Übergreifen der Schuldenkrise auf die beiden Staaten zu verhindern, hieß es. Auf dem Rentenmarkt gingen die Risikoaufschläge (Spreads) italienischer und spanischer Staatsanleihen im Vergleich zu etwa deutschen Papieren zurück.

Auch Ölpreis sinkt

Aus Furcht vor einem Rückfall der USA in die Rezession als Folge verstärkter Sparanstrengungen brach am Montag auch der Preis für Rohöl ein. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur September-Lieferung kostete am Montagmittag 105,82 US-Dollar. Das waren 3,55 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI (West Texas Intermediate) sank ähnlich stark um 3,13 Dollar auf 83,75 Dollar. In der vergangenen Woche waren die Ölpreise um rund zehn Dollar eingebrochen.

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