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UNO: Zwölf Mio. Menschen betroffen

Die Sterbequote bei den unterernährten Kindern aus Somalia in den kenianischen Flüchtlingscamps steigt. Die Zahlen seien mittlerweile „alarmierend hoch“, teilten die Vereinten Nationen (UNO) am Mittwoch mit. Im größten Flüchtlingslager der Welt in Dadaab in Nordkenia sei die Quote der Kinder unter fünf Jahren, die die Hungersnot nicht überlebten, zuletzt von 1,2 pro 1.000 Kinder auf 1,8 gestiegen.

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Diese Zahlen bezögen sich ausschließlich auf Todesfälle in den medizinischen Zentren in dem Lager. Dabei sei kaum abzuschätzen, wie viele Kinder täglich in anderen Teilen des Lagers ums Leben kämen. In Dadaab leben derzeit fast 400.000 Menschen. Die meisten von ihnen stammen aus dem Bürgerkriegsland Somalia. Ursprünglich war das Lager für 90.000 Menschen gebaut worden.

Schlimmste Dürre seit 60 Jahren

Die Lage im äthiopischen Flüchtlingszentrum Dolo Ado sei ähnlich kritisch. „Immer neue Flüchtlinge kommen geschwächt und ausgemergelt vom Hunger und dem langen Fußmarsch aus ihren Dörfern an“, hieß es. „Eins von drei Kindern, das in Dolo Ado ankommt, ist unterernährt.“

Heimatlose erreichen ein somalisches Flüchtlingscamp

Reuters/Feisal Omar

Viele Kinder sterben auf dem Fußmarsch nach Kenia

Auch innerhalb Somalias, wo die Menschen am meisten unter der schlimmsten Dürre seit 60 Jahren leiden, sei die Zahl der Unterernährten extrem hoch, berichtete das Flüchtlingskomitee UNHCR. Die UNO schätzt, dass fast zwölf Millionen Menschen von der Hungersnot betroffen sind. Die Vereinten Nationen riefen am Mittwoch in drei weiteren Regionen Somalias offiziell eine Hungersnot aus. Hintergrund der Entscheidung sei die steigende Zahl der an akuter Unterernährung leidenden Menschen im Süden und im Zentrum des Bürgerkriegslandes, teilten UNO-Ernährungsexperten mit. Auch die Sterberate sei deutlich erhöht.

Ausweitung auf Uganda und Äthiopien droht

Die Hungersnot am Horn von Afrika könnte sich nach Einschätzung der UNO bald auf andere Teile der Region ausweiten. Der Blick richte sich jetzt vor allem auf Uganda, wo Viehzüchter schwer von der Dürre betroffen seien. „Wir sind sehr besorgt über die Auswirkungen der Dürre in der Region Karamoja im Norden des Landes“, sagte Stephanie Savariaud vom Welternährungsprogramm (WFP) am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa.

Die Welthungerhilfe weitet derweil ihre Hilfsmaßnahmen in Äthiopien aus, da sich auch dort die Lage verschärft hat. In den nächsten Tagen will die Organisation mit der Verteilung von Nahrung an 13.500 Erwachsene, 5.000 Kinder und 2.000 Schwangere und Stillende in der Afar-Region im Osten des Landes beginnen.

„Es hat ein Massensterben von Vieh eingesetzt, die Herden sind um rund 50 Prozent reduziert, die Weiden sind übersät mit Kadavern“, sagte Ursula Langkamp, Regionalkoordinatorin der Welthungerhilfe in Addis Abeba. „Für die nomadische Bevölkerung ist das eine Katastrophe.“ In Äthiopien haben bisher bereits mehr als 200.000 Flüchtlinge aus Somalia Zuflucht gesucht, aber auch die Lage von 4,8 Millionen Äthiopiern sei kritisch.

USA lockern Sanktionen gegen Al-Schabab-Miliz

Um Hilfslieferungen nach Somalia zu erleichtern, lockerten die USA inzwischen ihre gegen die radikal-islamische Al-Schabab-Miliz gerichteten Sanktionen. Zwar würden die auf die Miliz selbst abzielenden Sanktionen aufrechterhalten, sagten US-Regierungsvertreter am Dienstag in Washington. Die USA würden aber nicht rechtlich gegen Hilfsorganisationen vorgehen, die „in gutem Willen“ Nahrungsmittel in die von der Al-Schabab-Miliz kontrollierten Regionen transportierten.

Die USA beschuldigen die Miliz, die seit Jahren gegen die international unterstützte Übergangsregierung in Mogadischu kämpft, Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida zu unterhalten. 2008 verhängte Washington Sanktionen gegen die Miliz, die jegliche Unterstützung für die Gruppierung unter Strafe stellt. Einige Hilfsorganisationen fürchteten daher rechtliche Konsequenzen, wenn sie mit der Miliz zusammenarbeiten, um Hilfsgüter in die betroffenen Regionen zu bringen.

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