Themenüberblick

Generationen im Klinsch

Um Europas größten Elektronikhändler Media-Saturn ist ein Machtkampf entbrannt. Die Gründergeneration fühlt sich in Entscheidungen nicht mehr eingebunden. Für Metro hat wiederum eine kleine Gruppe zu großen Einfluss im Konzern. Nun liegt die Entscheidung beim Gericht.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Im Eigentümerstreit bei Media-Saturn zeichnet sich vor Gericht eine Niederlage des Handelskonzerns Metro ab. Das Landgericht Ingolstadt deutete Ende Juli in einer Verhandlung an, dass Metro-Chef Eckhard Cordes voraussichtlich nicht mit Hilfe eines neu eingerichteten Beirats umfangreiche Blockaderechte der Alteigner aushebeln kann.

Nach vorläufiger Bewertung sei zwar die Einrichtung des Beirats rechtmäßig, sagte Richter Konrad Kliegl, durch das Gremium ändere sich aber das Machtgefüge bei Media-Saturn wahrscheinlich nicht so, wie Metro sich das vorstelle.

Neuer Beirat soll Alteigner umgehen

Bleibt der Richter bei seiner ersten Einschätzung, wäre der Düsseldorfer Konzern in erster Instanz mit seinem Versuch gescheitert, die Macht bei Media-Saturn entsprechend seinem Anteil von gut drei Vierteln an sich zu reißen.

Cordes und die Minderheitseigentümer Erich Kellerhals und Leopold Stiefel ringen seit langem erbittert um das Sagen bei Media-Saturn. Cordes hatte zuletzt auf die Einrichtung des Beirats gesetzt, um rasch Weichenstellungen auch gegen den Widerstand der Alteigner umsetzen zu können.

Metro vor Schlappe?

Richter Kliegl deutete nun aber an, dass in dem umstrittenen Beirat zumindest bei wichtigen Entscheidungen die gleiche Beschlussmehrheit wie in der traditionellen Gesellschafterversammlung gelten könnte. Die Beschlüsse müssen dort mit einer Mehrheit von mehr als 80 Prozent getroffen werden. Cordes ist so auf die Zustimmung von Kellerhals angewiesen - denn dieser kontrolliert noch knapp 22 Prozent an der von ihm gegründeten Kette. Auch Stiefel hält Anteile.

Mit seinem Vorstoß will der Metro-Chef eben diese Minderheitsrechte umgehen und so die Entscheidungsprozesse in seinem Sinn beschleunigen. Metro bemängelt, die Tochter habe eine Onlinestrategie sowie ihre Internationalisierung in Asien lange verschlafen. Saturn will nach langen Debatten im vierten Quartal mit einem eigenen Onlineshop an den Start gehen, Media Markt soll 2012 folgen. Zudem haben die Ingolstädter den Onlinehändler redcoon im März übernommen.

Richter rät zu außergerichtlicher Einigung

Richter Kliegl kritisierte die bisher mangelnde Gesprächsbereitschaft der Streithähne und drängte zu einer gütlichen Einigung: „Es wäre angezeigt, dass die Gesellschafter darüber nachdenken, ob man die Geschichte unternehmerisch voranbringt“, sagte Kliegl.

Beide Seiten sollten eine außergerichtliche Schlichtung erwägen. Die Erfahrung mit ähnlichen Fällen zeige, dass der Streit selbst nach einem letztinstanzlichen Urteil und häufig auch zulasten des gemeinsamen Unternehmens weitergehe. „Da wird dann der Gesellschaftsvertrag durchgeblättert und überlegt: Wie kann ich jetzt den anderen woanders zwicken.“

Verhandlung auf Oktober vertagt

Beide Seiten zeigten sich nach der Verhandlung gesprächsbereit. Die Metro kündigte aber zugleich an, sollte es nicht zu einer Einigung oder einem für sie positiven Urteil kommen, werde sie den Weg durch die Instanzen wählen. Bis zu einem Urteilsspruch in Ingolstadt kann es noch dauern: Die Kammer setzte den nächsten Verhandlungstermin, an dem womöglich bereits eine Entscheidung fällt, für den 11. Oktober an.

Zwischen Cordes und den Alteignern war es immer wieder zu Reibereien gekommen. Analysten hatten kritisiert, der Dauerkonflikt könnte den Konzern belasten. Kellerhals fürchtet nach eigenem Bekunden um sein Lebenswerk, Stiefel betont, die Machtverhältnisse hätten die Expansion der Kette nicht gebremst. Von ihren Anteilen wollen sich die beiden Alteigner zudem nicht trennen.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Für Unruhe hatte zudem jüngst auch die Staatsanwaltschaft gesorgt, die die Ingolstädter Zentrale der Kette sowie weitere Büros und Privaträume durchsucht hatte. Sie ermittele gegen sechs Personen wegen des Verdachts der Bestechung in besonders schwerem Fall, Bestechlichkeit und Beihilfe, hatte ein Sprecher der Anklagebehörde gesagt.

Media-Saturn habe die Ermittlungen selbst mit Hinweisen an die Ermittler ausgelöst, sagte ein Unternehmenssprecher. Media-Saturn-Chef Horst Norberg schließt auch zivilrechtliche Regressansprüche für den Fall nicht aus, dass das Unternehmen geschädigt wurde.

Link: