Abwechslung im silbergrauen Einerlei
Laut Statistik Austria ist die Zahl der neu zugelassenen Autos in der Farbe Braun in den letzten eineinhalb Jahren deutlich gestiegen. Auch wenn Schwarz und Grau den Automarkt weiter dominieren - erdige Farben liegen im Trend.
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Es ist nicht zu übersehen: Auf Österreichs Straßen tummeln sich immer mehr braune Autos. Im Juni 2011 waren 4,46 Prozent aller in Österreich rund 32.000 neu zugelassenen Autos in dieser Farbe lackiert. Das ist ein Zuwachs um 1,5 Prozent in eineinhalb Jahren.
Im Vergleich zu Grau (inklusive Silber) mit derzeit 32,5 Prozent und Schwarz mit 26 Prozent sind die rund 1.500 braunen Autos pro Monat wenig, aber als Trend auch laut Autobranche unverkennbar. „Es geht derzeit eindeutig in Richtung Braun“, so etwa BMW Österreich gegenüber ORF.at. Auch Opel und Renault bestätigen einen zunehmenden Hang der Käufer zu Erdtönen. Dabei gilt: Je kleiner das Auto, desto bunter - je größer der Wagen, desto dunkler.
Braun in vielen Schattierungen
Bei BMW, einem der Initiatoren des Trends, etwa werden laut Angaben mittlerweile zehn Prozent aller Autos für den heimischen Markt in der Farbe Braun geordert. Schwarz dominiert bei BMW mit 40 Prozent, gefolgt von Weiß mit 20 Prozent sowie je zehn Prozent Silber, Grau und Braun. Die restlichen zehn Prozent verteilen sich auf Rot-, Blau- und Bronzetöne.
KDV
Der Gesetzgeber macht auch zwischen Grau und Silber keine Unterscheidung, beide werden in zahlreichen Schattierungen in einer einzigen Kategorie gezählt.
Die braunen Autos kommen in zahlreichen Schattierungen daher: Laut der aktuellen Kraftfahrgesetz-Durchführungsverordnung (KDV) erstreckt sich die Palette der möglichen Nuancen von Beigebraun über Olivbraun, Schokoladenbraun über Kupfer und Bronze bis hin zu Dunkelbraun. Die genaue Klassifizierung der Farbe, die übrigens bei allen Marken aufpreispflichtig ist, obliegt dem Hersteller. So führt BMW neben dem, laut BMW-Händler, kontroversiellen „Marrakeschbraun“ des X1 auch das unauffällige und ins Grau gehende „Havanna Metallic“ oder das bräunliche „Sparkling Bronze“ in der Kategorie Braun.
Alle ziehen mit
Die Zahlen sind daher zum Teil mit Vorsicht zu genießen, ein Blick auf die verfügbaren Lackierungen zeigt aber das gesamte Ausmaß des aktuellen Trends: Fast bei jedem Hersteller, egal ob VW, Renault, Mercedes, Lexus oder Aston Martin, finden sich Brauntöne in verschiedenen Nuancen, auch Sportwagen wurden in Österreich in Braun zugelassen.
Farbextravaganzen wie die des X1 oder des Dacia Duster sind dabei eher die Ausnahme, der breite Trend geht neben unauffälligen hellen Tönen in Richtung Schokolade und Mocca - je nach Möglichkeit. Wegen Lieferschwierigkeiten lässt etwa Skoda bei den dunklen Tönen aus und konzentriert sich auf das helle „Mato-Braun“ und das graue „Cappuccino-Beige“, während Opel aufgrund der guten Nachfrage beim Insignia sein Mahagonibraun auf Astra und Zafira ausweitet.
Werbung wirkt
„Die Kunden kaufen gerne jene Farben, mit denen ein Auto beworben wird“, so Renault Österreich gegenüber ORF.at - wie etwa der Dacia Duster mit seinem nur bedingt an die gleichnamige hellbeige Nuss erinnernden „Cashew-Braun“. Auch der BMW X1 wird seit seiner Markteinführung Anfang 2010 in „Marrakesch-Braun“ beworben und in dieser Farbe auch gekauft, wenn auch laut BMW Wien nicht ganz so häufig.
Der Golf Plus von VW wird ebenfalls in Braun beworben, allerdings im unauffälligen „Kashmirbraun“ - und wird so laut VW-Händler gerne von Pensionisten gekauft. „Die Leute müssen braun sehen, damit sie es kaufen“, sagten Verkäufer von Audi und VW unisono gegenüber ORF.at - allerdings war weder im Schauraum von VW noch in jenem von Audi ein braunes Auto ausgestellt. Erklärt wurde das bei VW mit der langen Lieferzeit und damit, dass die Autos nach Eintreffen sofort verkauft würden.
Kunden wollen „mehr Farbe“
Wie lange der aktuelle Trend noch anhalten wird und ob braune Autos demnächst vielleicht unverkäuflich sind, wollte keiner der befragten Händler und Hersteller sagen. Manch einer zeigte sich selbst verwundert, wie auch über die weiterhin steigende Nachfrage nach der Farbe Weiß. Bei Weiß hätte vor ein paar Jahren niemand geglaubt, dass sich die Farbe so lange halten werde, so eine Renault-Händlerin gegenüber ORF.at. Allerdings kommt es beim Wiederverkauf auch auf die Marke an: Ein teurer Sportwagen mit einer ausgefallenen Farbe wird sich nach Ende des Hypes nur unter Wert verkaufen lassen.
Gefragt nach dem Grund für den Hype hieß es bei BMW Wien, die Farben würden vom Werk vorgegeben. Und wenn einer einmal anfange, zögen üblicherweise alle anderen nach. Die Kunden selbst argumentieren laut Händlern, dass sie sich an Grau und Schwarz sattgesehen hätten und sich „mehr Farbe“ wünschen. Warum dann allerdings Rot und Blau in der Zulassungsstatistik sinken, während Braun und Weiß steigen, bleibt ein Rätsel. Der Logik folgend müsste „für noch mehr Pep“ nun Bahamabeige eine Wiederauferstehung feiern.
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