Chile größter Kupferproduzent
Die Preise für Metalle wie Kupfer und Gold sind auf einem Höhenflug und bescheren den Minenkonzernen hohe Gewinne. Die Arbeiter haben wenig davon. Eine Streikwelle in Südafrika, Indonesien und vor allem in Chile unter Minenarbeitern verbreitet nun Nervosität auf dem Markt.
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Mit besonderem Interesse wird der seit mehreren Tagen anhaltende Streik in der weltgrößten Kupfermine Escondida in Chile verfolgt. Die Lieferungen aus der Mine wurden am Mittwoch (Ortszeit) bis auf weiteres eingestellt. Allein an fünf Streiktagen sollen in Escondida rund 15.000 Tonnen Kupferproduktion verloren gegangen sein - im Wert von 150 Mio. Dollar. Insgesamt werden pro Jahr rund 1,1 Mio. Tonnen Kupfer in der Escondida-Mine produziert.
Wegen der „Bedingungen in der Mine“ könne Escondida die vertraglich vereinbarten Liefermengen für Kupferkonzentrat nicht einhalten, zitierten chilenische Medien aus einer Mitteilung, die von dem Unternehmen an seine Kunden verschickt worden sein soll. Der Streikschaden für den Minenbetreiber wird auf rund 21 Millionen Euro pro Tag geschätzt. Mehrheitseigentümer ist der australische Bergbaukonzern BHP Billiton.
Höhere Bonuszahlungen gefordert
Mit 5,6 Millionen Tonnen pro Jahr ist Chile der weltweit größte Produzent von Kupfer. In den vergangenen Jahren stieg der Preis für das Metall stark. Nicht umsonst fordern die 2.300 Minenarbeiter vor allem eine bessere Beteiligung am Umsatz durch entsprechende Bonuszahlungen. Diese waren zuletzt stark gesunken.

Reuters
Die weltweit größte Kupfermine Escondida in Chile
Von Analysten und Rohstoffhändlern wird der Streik in der Escondida-Mine mit Sorge verfolgt. „Es besteht kein Zweifel daran, dass das Defizit größer ausfallen wird als vom Markt bisher erwartet“, prognostizierte der Rohstoffexperte Ben Westmore von der National Australia Bank im Reuters-Interview noch kurz vor der vorübergehenden völligen Einstellung der Lieferungen. Der Kupferpreis könnte daher wieder die Marke von 10.000 Dollar pro Tonne erreichen.
Markt von Streik überrascht
Der Markt sei von dem Streik überrascht worden, so Analysten und Rohstoffhändler. Am Donnerstag kostete eine Tonne Kupfer bereits knapp 9.800 Dollar, ähnlich wie schon am Tag zuvor. Aufgrund eines Angebotsengpasses lag der Kupferpreis schon im Februar über der 10.000er-Marke. Seit Herbst 2008 hat sich der Kupferpreis damit mehr als verdreifacht. Zusätzliche Probleme stellen die in vielen Minen nachlassenden Erträge und die geringen Reservekapazitäten dar. Schon zuvor waren die Kupfer- und andere Metallpreise aus Angst vor der US-Schuldenkrise und den Problemen in der Euro-Zone gestiegen.
Die Nachfrage nach dem Metall ist groß - insbesondere in Schwellenländern wie China. Laut dem Brancheninformationsdienst AME Group werden weltweit rund 13,4 Mio. Tonnen etwa für Stromkabel und Wasserrohre verbraucht. Sollten sich die Streiks und Produktionsausfälle fortsetzen - auch in Südafrika und Indonesien gab es Arbeitsniederlegungen -, könnte das Defizit in diesem Jahr nach Schätzung von Analysten knapp 400.000 Tonnen betragen.
Keine Einigung in Sicht
Eine Einigung in dem Streik ist nicht absehbar. Ein Vermittlungsversuch der chilenischen Regierung scheiterte. BHP Billiton fordert eine Wiederaufnahme der Arbeit, bevor die Firma zu Verhandlungen bereit ist. An einem Schlichtungstermin nahm das Unternehmen nicht teil. Die Fronten sind verhärtet. Für das Unternehmen ist der Streik illegal. Der Vertreter der Arbeiterseite warf dem Minenbetreiber unfaire Einschüchterungstaktiken und die Androhung von Arbeitslosigkeit vor. Kündigungen könnten nicht ausgeschlossen werden, hieß es wiederum vonseiten des Unternehmens.
Am Dienstag wurde der mehrtägige Streik unbefristet erweitert. Verhandlungen wurden abgebrochen. BHP Billiton ist nach eigenen Angaben bereit, 6.000 Dollar pro Arbeiter pro Jahr an Bonus zu zahlen. Eine weitere Erhöhung wurde aber ausgeschlossen. Die Gewerkschaft fordert 10.800 Dollar pro Arbeiter. Zusätzlich eskaliert ist der Streit, als 7.000 zusätzliche Sublieferanten ankündigten, sich dem Streik anzuschließen, und 30 Prozent der Bonuszahlungen von regulären Arbeitern forderten.
Ausbreitung befürchtet
Die Escondida-Arbeiter sind nicht die einzigen Streikenden. Vonseiten der Gewerkschaften wird auch der Druck auf andere Bergbaufirmen erhöht. Erst Anfang Juli legten Arbeiter des staatlichen chilenischen Minenbetreibers CODELCO für 24 Stunden ihre Arbeit nieder, um gegen eine offenbar geplante Privatisierung zu demonstrieren.
Auch außerhalb Chiles fordern die Bergarbeiter mehr Anteil an den Gewinnen im Rohstoffsektor. In Südafrika droht eine Streikwelle auch auf die Goldminen überzuschlagen, nachdem Lohnverhandlungen Anfang der Woche gescheitert waren. Die Bergarbeitergewerkschaft hatte 14 Prozent mehr Lohn gefordert, angeboten wurden sieben bis neun Prozent. Seit Anfang der Woche sind in Südafrika auch rund 150.000 Kohlebergleute im Ausstand.
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