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Vorwürfe gegen Minenbetreiber

Am 5. August vor einem Jahr sind 33 Bergarbeiter in der Mine San Jose bei Copiapo in Chile nach dem Einsturz eines Stollens unter Tage eingeschlossen worden. 69 Tage sollte es dauern, bis sie unter großer medialer Aufmerksamkeit aus rund 700 Meter Tiefe lebend geborgen werden konnten. Die bergung am 13. Oktober 2010 verfolgten weltweit Millionen Menschen am Bildschirm.

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Nun klagten die Bergleute die chilenische Regierung wegen Fahrlässigkeit. „Wir wollen, dass das, was wir in dieser Mine erdulden mussten, anerkannt wird“, sagte Bergarbeiter Luis Urzua vor wenigen Tagen. An der Klage beteiligen sich 31 der im vergangenen Jahr verschütteten 33 Kumpel. Der Anwalt der Bergleute reichte Klage beim zuständigen Gericht in Santiago ein. Er fordert vom chilenischen Staat eine Entschädigung von 540.000 Dollar (380.000 Euro) für jeden der 31 Minenarbeiter, wie die Nachrichtenagentur AFP aus Justizkreisen erfuhr.

Schon früher Unfälle

Die Bergleute werfen der staatlichen Geologie- und Minenbehörde vor, die Sicherheitsvorschriften in der Mine vor dem Unglück nicht überprüft zu haben. Der Bergarbeiter Claudio Yanez sagte dem Sender CNN Chile, es habe bereits zuvor Unfälle in der Grube gegeben, und diese sei bereits einmal geschlossen worden. In den Jahren 2005 und 2007 habe es zudem zwei Todesfälle in der Mine gegeben.

Schon kurz nach ihrer Rettung hatten die Kumpel heftige Kritik auch an den Eigentümern der Unglücksmine geübt. Diese gehörten ins „Gefängnis, weil dort die Verbrecher sind“. Die Eigentümer hätten gewusst, was bei der Mine alles falsch gemacht wurde, hieß es vonseiten des Kumpels Mario Sepulveda, der sich als Sprecher der 33 Bergleute etabliert hatte. Chilenische Medien hatten berichtet, dass die Bergleute am Tag des Unglücks am 5. August ungewöhnliche Geräusche unter Tage gehört hätten. Ihre Bitte, die Mine sofort zu verlassen, sei ihnen aber vom Minenbetreiber San Esteban untersagt worden.

Frühzeitig in Pension

Mehrere der verschütteten Bergleute, die an den körperlichen und psychischen Folgeschäden leiden, wollen nun auch vorzeitig in Pension gehen. Möglich sei, 14 der 33 Kumpel die Pension vorzeitig auszuzahlen, sagte Cristian Barra vom chilenischen Innenministerium der Zeitung „El Mercurio“ Anfang Juli. Betroffen seien die ältesten und am schwersten erkrankten Kumpel, die keine Möglichkeit hätten, wieder zu arbeiten. Präsident Sebastian Pinera will binnen eines Monats entscheiden, ob die frühere Pension gewährt wird. Die Ankündigung könnte mit dem ersten Jahrestag des Unfalls zusammenfallen.

„Diese Pensionen wären in Anerkennung dessen, was wir erleiden mussten, und die Forderungen sind darauf zurückzuführen, dass jemand beim Staat keine gute Arbeit gemacht hat“, sagte Bergarbeiter Urzua der Zeitung. Viele Kumpel hätten nach dem Unfall Schwierigkeiten, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen.

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