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Visionär und Studienabbrecher

In einer Zeit großer Unsicherheit bei der Anwendung der deutschen Rechtschreibung entwarf der Schulleiter Konrad Duden ein Regelwerk, das die Schreibweise der deutschen Sprache bis heute prägt. Mit einer Veröffentlichung einiger Rechtschreibregeln und einem ersten Wörterverzeichnis machte Duden 1872 erstmals von sich reden.

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Zeitgleich tagten auch die Regierungen der deutschen Staaten über das Problem der uneinheitlichen Schreibweisen. Ein Erlanger Germanist sollte einen einheitlichen Entwurf für alle Bereiche erarbeiten. Auf der „I. Orthographischen Konferenz“ trat Duden für ihn auf und verteidigte das Konzept.

Bismarck verwarf Dudens Vorschläge

Die 14 Wissenschaftler der Konferenz einigten sich auf wesentliche Vereinheitlichungen. Allerdings verwarf Reichskanzler Otto von Bismarck die Beschlüsse anschließend wieder. Während in der darauffolgenden Zeit einzelne Länder wie Preußen und Baden die Rechtschreibung individuell regelten, arbeitete Duden unter Hochdruck an seinem ersten Orthografie-Wegweiser.

Nach vier Jahren präsentierte der damals 51-Jährige im Jahr 1880 das Ergebnis: den gesammelten deutschen Wortschatz mit rund 27.000 Stichwörtern. Er gab ihm den Titel „Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache“ und fand damit Anerkennung im nahezu gesamten deutschsprachigen Raum. Die von da an noch verbleibenden drei Jahrzehnte seines Lebens widmete er sich immer neuen Auflagen.

Studienabbruch, dann Promotion

Der berufliche Werdegang von Duden hatte Brüche. So musste er sein Studium der Klassischen Philologie, Germanistik und Geschichte bereits nach vier Semestern aus finanziellen Gründen abbrechen und eine Stelle als Hauslehrer annehmen. Trotz des Studienabbruchs legte Duden 1854 eine Universitätsprüfung ab und promovierte danach an der Philosophischen Fakultät Marburg.

Anschließend arbeitete er an Gymnasien in Soest, Schleiz und Bad Hersfeld, wo er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1905 Schulleiter war. Um den Schülern das Lernen zu erleichtern und den Unterricht effektiver zu gestalten, änderte Duden die Lehrpläne. So wurden die Fächer „Schönschreiben“ und „Tonlesekunst“ abgeschafft, musische Fächer wie Singen und Zeichenunterricht und Turnen wurden gefördert.

Duden starb am 1. August 1911 in Sonnenberg bei Wiesbaden. Er hatte sieben Kinder und wurde 82 Jahre alt. Wenige Tage vor seinem Tod legte er die 9. Auflage des Dudens vor, die 1915 veröffentlicht wurde.

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