Beisetzung schon am Dienstag
Für die Londoner Gerichtsmedizin ist der Tod von Amy Winehouse der Fall einer „geschiedenen Frau, wohnhaft in Camden Square NW1“. Mit diesen Worten nebst Verlesung von Name, Geburtsdatum und Wohnadresse der am Samstag verstorbenen Sängerin wurde am Montag die offizielle Untersuchung des „ungeklärten Todesfalls“ eröffnet.
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In der zweiminütigen Anhörung erklärte die gerichtsmedizinische Behörde von St. Pancras in London, es werde der Tod einer Frau untersucht, die „zum Zeitpunkt ihres Todes als Sängerin und Komponistin tätig, von ihrer Familie heute Früh hier in St. Pancras identifiziert“ worden sei. Die Polizei stuft den Todesfall jedoch bereits jetzt als „unverdächtig“ ein.
Ungeklärt, aber unverdächtig
Laut Dezernatssprecherin Sharon Duff ergab eine Durchsuchung des Hauses der am Samstag verstorbenen Soulsängerin nichts Verdächtiges. Eine Obduktion sei erfolgt, und Proben zur histologischen und toxikologischen Untersuchung der Todesursache seien entnommen worden. Der Tod der Sängerin gilt damit bis auf Weiteres als „ungeklärt“, aber nicht als Kriminalfall. Es habe auch keine Verhaftungen gegeben, hieß es seitens der Behörden gegenüber der britischen BBC.

AP/Akira Suemori
Trauernde Fans legten Blumen vor der Villa der Sängerin nieder.
Winehouse soll am Dienstag im engsten Familien- und Freundeskreis beigesetzt werden. Ein Sprecher der Familie wollte am Montag keine näheren Angaben zur Zeit oder dem Ort der Bestattung machen. Der Leichnam war am Montag nach einer Obduktion in London an die Familie übergeben worden. Gemäß dem jüdischen Ritus müssen Tote möglichst rasch bestattet werden. Die Ergebnisse der angeordneten toxikologischen Tests würden erst in zwei bis vier Wochen vorliegen, hieß es.
Untersuchung bis mindestens Ende Oktober
Die zweite Anhörung in der polizeilichen Untersuchung, die zugleich wohl den Akt schließen wird, wurde für 26. Oktober anberaumt. Bereits Montagvormittag hatte es aus Polizeikreisen geheißen, man habe im Haus der Sängerin keine Hinweise auf Drogenmissbrauch gefunden. Gerüchte über einen angeblichen bewussten Suizid durch eine Überdosis Drogen wurden außerdem mit dem Hinweis dementiert, es gebe auch keinen Abschiedsbrief.
Berichte, wonach die schwer suchtkranke Sängerin vor ihrem Tod Unmengen von Alkohol konsumiert haben soll, blieben seitens der Exekutive unkommentiert. Als die Sängerin am Samstag um etwa 16.00 Uhr aufgefunden wurde, soll sie bereits seit mehreren Stunden tot gewesen sein. Zum letzten Mal lebend gesehen wurde sie von ihrem Leibwächter gegen 10.00 Uhr, als sie - nicht ungewöhnlich für den Lebensstil der Sängerin - nach einer durchwachten Nacht zu Bett ging.
„Ich liebe Dich, Mama“
Laut übereinstimmenden Angaben in den Montag-Ausgaben mehrerer britischer Boulevardblätter soll es am Abend davor jedoch zu einem Streit mit ihrem letzten Lebenspartner, dem Regisseur Reg Tarviss, gekommen sein. Angeblich hatte Tarviss die Sängerin bei einem heimlichen Telefonat mit deren Ex-Mann Blake Fielder-Civil erwischt und soll ihr danach die Beziehung aufgekündigt haben. Winehouse soll sich danach in exzessivem Ausmaß betrunken und möglicherweise auch verunreinigtes Ecstasy konsumiert haben.
Zuvor hatte die Sängerin noch Besuch von ihrer Mutter. Wie diese gegenüber der britischen Presse sagte, hatte sie bereits eine Vorahnung vom baldigen Tod ihrer Tochter. Amy habe sich aufgegeben gehabt, so Janis Winehouse gegenüber der britischen „Sun“. Der Tod der gesundheitlich schwer gezeichneten Sängerin durch eine Überdosis Alkohol oder Drogen sei nur noch eine Frage der Zeit gewesen. Ihre letzten Worte zu ihr seien gewesen: „Ich liebe Dich, Mama.“
Testament als „letzter Akt der Rebellion“?
Darüber, was mit dem Vermögen des Stars geschehen soll, gibt es in der britischen Presse bereits reichlich Spekulationen. Manche Medien sprechen von einem umgerechnet bis zu 58 Millionen Euro schweren Erbe. Die Familie soll in einem Testament neben Ex-Mann Fielder-Civil zwar auch bedacht sein, den Großteil des Vermögens soll laut den Gerüchten jedoch ein Heim für auf der Straße aufgelesene Katzen bekommen - als „letzter Akt der Rebellion“, wie es in Presseberichten hieß.
Ein Geschäft ist Winehouses früher Tod erwartungsgemäß für ihre Plattenfirma. Island/Universal sitzt angeblich auf Rohmaterial im Gegenwert von drei Alben. Dass die - trotz ihrer Suchtkrankheit und endloser privater Eskapaden - in künstlerischen Angelegenheiten kompromisslose Sängerin genau dieses Material zeitlebens nicht veröffentlicht haben wollte, weil es nicht ihren Vorstellungen entsprach, dürfte nun nicht mehr ins Gewicht fallen. Zu Wochenbeginn erklommen jedenfalls die beiden Alben der Verstorbenen wieder die internationalen Verkaufscharts.
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