Weltbank verspricht 500 Mio. Dollar
Angesichts der Hungerkatastrophe in Ostafrika hat am Montag in Rom eine Krisensitzung der UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) stattgefunden. Es ging dabei vor allem darum, rasche Hilfe für Millionen Menschen aufzustellen. Aber auch langfristige Projekte wurden angesprochen, um die Landwirtschaft auf den Klimawandel vorzubereiten.
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Die FAO hat daher einen zweigleisigen „Aktionsplan“ beschlossen. Dabei geht es neben Soforthilfe vor allem auch um langfristige vorbeugende Maßnahmen. Das Phänomen, dass es zu bekämpfen gilt, habe viele Gründe. „Eine Kombination von Dürre, Inflation und politischen Konflikten“ habe zu der katastrophalen Situation geführt, heißt es im Abschlussbericht.
Hilfe zur Selbsthilfe
Bei der Soforthilfe geht es um die Verteilung von Nahrungsmitteln und Trinkwasser in den betroffenen Gebieten. Kleinkinder, Schwangere und stillende Mütter, die als besonders verletzlich gelten, sollen nach Angaben des UNO-Welternährungsprogramms (WFP) zudem vorbeugend kalorienreiche Zusatznahrung bekommen.
Die FAO fordert aber auch, dass die internationale Gemeinschaft den Landwirtschaftsektor unterstützt und Investitionen in dessen Entwicklung intensiviert. Besonders unterstützt werden sollten hier etwa Hirten sowie Landwirte mit Viehzucht. Deren Bewegungsfreiheit müsse garantiert werden - landesintern und auch grenzübergreifend. Die Vertreibung von Menschen sei soweit wie möglich zu verhindern. Bauern und Fischern müsse langfristig zur Selbsthilfe geholfen werden.
Die Welthungerhilfe begrüßte die Absicht, ein zweigleisiges Sofortprogramm für die Dürreopfer aufzulegen. „Das Programm ist da, jetzt müssen schnell die Mittel fließen“, forderte Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe. Vor allem die langfristige Unterstützung müsse sichergestellt werden, so Dieckmann.

APA/EPA/ANSA/Alessandro Di Meo
FAO-Chef Jacques Diouf forderte in Rom „massive und dringende internationale Hilfe“.
Hilfsgelder werden aufgestockt
In den Brennpunktgebieten ist unmittelbares Handeln geboten. „Die Kombination von Dürre, Inflation und politischen Konflikten haben eine katastrophale Situation geschaffen“, erklärte der scheidende FAO-Direktor Jacques Diouf. Um diese Krise zu überwinden, seien in den kommenden Monaten mindestens 1,6 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro) notwendig, schätzte Diouf.
Als erstes Zugeständnis erklärte die Weltbank am Montag, sie wolle 500 Millionen Dollar (348 Mio. Euro) bereitstellen. „Die Soforthilfe hat oberste Priorität, und es kommt darauf an, schnell zu handeln, um das menschliche Leid zu verringern“, sagte Weltbankpräsident Robert Zoellick. Die EU hatte bereits zugesichert, ihre Hilfen auf 160 Millionen Euro aufzustocken. Deutschland kündigte an, etwa 15 Mio. Euro an bilateralen Zahlungen bereitstellen zu wollen. Hinzu kämen etwa 32 Mio. Euro, die im Rahmen von neuen Hilfen der EU-Kommission nach Afrika gehen. Die SPD kritisierte die Hilfe als „zu wenig und zu spät“. Österreich erhöht seine Soforthilfe um 300.000 Euro auf 800.000 Euro.
Nach Angaben von UNO-Vertretern spendete die Weltgemeinschaft seit einem ersten Hilfsappell im November 2010 rund eine Milliarde Dollar (696 Euro). Bis zum Jahresende werde aber noch eine weitere Milliarde gebraucht.
Langfristige Projekte gegen die Dürre
Der Großteil des Geldes wird jedoch nicht unmittelbar in Lebensmittel- und Wasserlieferungen fließen, sondern in auf längere Zeit angelegte Projekte. Die Weltbank erklärte, zwölf Millionen Dollar für Soforthilfe ausgeben zu wollen, der Rest soll in den besonders von der Dürre betroffenen Ländern Äthiopien, Kenia, Somalia, Dschibuti, Uganda und Sudan in landwirtschaftliche Projekte investiert werden.
Die Hungersnot sei vor allem das Ergebnis der jahrelangen Vernachlässigung des Problems der wiederkehrenden Dürren in der Region, sagte die Leiterin von FAO Afrika, Cristina Amaral, der AFP. Zwar könnten Projekte für einen besseren Umgang der Viehbesitzer mit dem Weideland, zur Verbesserung der Gesundheit der Tiere und zur Einführung widerstandsfähigerer Getreidesorten Abhilfe schaffen; häufig fehlten dafür aber die Mittel. „Die Finanzierung funktioniert nur, wenn man die Aufmerksamkeit der Medien hat. Das ist das Problem.“
Milizen verhindern Hilfe in Somalia
Besonders kritisch sei die Lage im Süden Somalias, sagte Amaral. Für zwei Regionen dort hat die UNO eine Hungersnot ausgerufen. „Ohne Zugang zum Süden Somalias sehen wir nur die Spitze des Eisbergs - die Flüchtlinge, die in Kenia und Äthiopien ankommen“, warnte Amaral. „Es gibt noch viel mehr, wir gehen von 3,7 Millionen Menschen aus, die sofortige Hilfe benötigen.“
Problematisch sei dabei die Weigerung der in der Region herrschenden radikalislamischen Al-Schabab-Miliz, ausländischen Hilfsorganisationen Zugang zu gewähren. „Wir hoffen, dass sich die politischen Verhandlungen entwickeln und dass die herrschende humanitäre Situation dazu führt, dass die somalischen Clans den Zugang zu den Menschen in Not freigeben“, sagte Amaral.
„Kein anderes Problem dringender“
Für die Hilfsorganisation Oxfam gibt es „keine Entschuldigung“ mehr für die internationale Gemeinschaft, nicht sofort großzügig zu helfen. „Kein anderes Problem kann dringender sein als Millionen Menschen, die in Afrika dem Schreckgespenst des Hungers entgegensehen“, sagte Barbara Stocking, Direktorin von Oxfam in Großbritannien. Stocking kritisierte, dass Warnungen und Lehren von Hungersnöten offenbar nichts bewirkt hätten. „Wir brauchen mehr als alles andere ein globales Nahrungsmittelsystem, das es jedem erlaubt, genug zu essen“, sagte Stocking.
Musiker und Schauspieler machten Druck
Vor dem internationalen Krisentreffen hatten zahlreiche Musiker und Schauspieler, darunter der irische Sänger Bob Geldof, in einer gemeinsamen Erklärung eine Verstärkung der Hilfsanstrengungen gefordert. Sie verlangen, dass die Staaten ihre Hilfszusagen bekanntgeben und das Geld „ohne Aufschub und ohne Umschweife“ bereitstellen. Es sei „unvorstellbar, dass 2011 jemand noch an Hunger sterben kann“, hieß es weiter.
Spendenmöglichkeit
- Caritas: PSK 7.700 004, BLZ 60.000, Kennwort: Hungerhilfe; Caritas online spenden (www.caritas.at)
- CARE: PSK 1.236.000, BLZ 60.000; CARE online spenden(www.care.at/spenden)
- Diakonie Katastrophenhilfe: PSK 2.313.300, BLZ 60.000, Kennwort: Somalia; Diakonie online spenden
- Ärzte ohne Grenzen: PSK 93.040.950, BLZ 60.000, Kennwort: Notfallfonds „Ostafrika“; Ärzte ohne Grenzen online spenden
- World Vision Österreich: PSK 90.890.000, BLZ 60.000, Kennwort: Hunger Afrika; World Vision online spenden
- UNICEF: PSK 1.516.500, BLZ 60.000, Kennwort: Kinder Horn von Afrika; UNICEF online spenden(www.unicef.at/spenden)
- Kindernothilfe: PSK 92.144.077, BLZ 60.000, Kennwort: Dürre Afrika; Kindernothilfe online spenden
- Österreichisches Rotes Kreuz: PSK 2.345.000, BLZ 60.000, Kennwort: Dürre in Afrika; Rotes Kreuz online spenden
- Hilfswerk Austria International: PSK 90.001.002, BLZ 60.000, Kennwort: Dürre in Afrika
- AMREF Österreich: Hypo Salzburg 211.018.700, BLZ 55.000
- Entwicklungshilfeklub: Erste Bank 31.005.405.150, BLZ 20.111
- Volkshilfe: PSK 1.740.400, BLZ 60.000, Kennwort: Dürre Afrika; Volkshilfe online spenden
- Missio Päpstliche Missionswerke: PSK 7.015.500, BLZ 60.000, Kennwort: Dürre; Missio online spenden
- Malteser: PSK 1.000.999, BLZ 60.000, Kennwort: Hungersnot Ostafrika
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