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Zahlreiche Spekulationen

Der frühe Tod der Soulsängerin Amy Winehouse hat am Wochenende Spekulationen ausgelöst. Warum kam die erfolgreiche Diva nicht von Drogen und Alkohol los? Woran genau starb die 27-Jährige? Eine Obduktion am Montag soll die Todesursache klären. Die Sängerin war am Samstagnachmittag tot in ihrer Wohnung im Norden Londons gefunden worden.

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Die Ergebnisse der Obduktion lägen vielleicht erst am Dienstag vor, teilte die Polizei am Sonntag mit. Ein Polizeisprecher bat darum, von Spekulationen über die Todesursache abzusehen. Mehrere Medien hatten berichtet, die Sängerin sei an einer Überdosis gestorben. Außerdem machten Gerüchte die Runde, jemand sei kurz vor ihrem Tod bei Winehouse gewesen. Nachbarn wollten Schreie gehört haben. Die Polizei sagte, es sei niemand festgenommen worden.

Mehrfach in Entziehungskliniken

Zuletzt hatten britische Boulevardmedien „Freunde“ der Sängerin zitiert, die sich besorgt über ihren Alkoholkonsum äußerten. Sie trinke große Mengen Wodka und werde sich zu Tode trinken, hieß es. Winehouse kämpfte seit Jahren gegen Alkohol- und Drogenprobleme und war mehrfach in Entzugskliniken. Außerdem litt sie an Depressionen und Bulimie, es gab Anzeichen für Selbstverletzungen. Auch ihr Beziehungsleben galt als problematisch. 2009 ließ sie sich nach kurzer Ehe von Blake Fielder-Civil scheiden, der derzeit eine Haftstrafe wegen Einbruchs absitzt.

Familie bittet um Ruhe

Die Familie von Winehouse bat am Sonntag in einer Mitteilung um Ruhe und die Akzeptanz ihrer Privatsphäre. Der Verlust habe die Familie mit einem Gefühl großer Leere zurückgelassen, hieß es. „Sie hinterlässt ein klaffendes Loch in unser aller Leben.“ Die Familie sei zusammengekommen, um ihrer zu gedenken.

Winehouse’ Vater Mitch war auf dem Weg zu einem Konzert nach New York, als er vom Tod seiner Tochter erfuhr - und machte sich sofort auf den Rückweg nach London. Er hatte mit Hilfe seiner Tochter im vergangenen Jahr seine erste Platte als Swingsänger herausgebracht. Mitch Winehouse war Amy in den vergangenen Jahren eng zur Seite gestanden und hatte öffentlich über ihre Drogenprobleme gesprochen. Amys Mutter Janis sagte der Zeitung „Daily Mail“, sie habe ihre Tochter noch am Freitag gesehen und den Tag mit ihr verbracht. Zwar sei sie seit langem in großer Sorge um Amy gewesen, am Freitag sei es ihrer Tochter aber vergleichsweise gutgegangen.

Arbeit an neuer Platte

Die in London aufgewachsene Sängerin war für ihre charakteristische, rauchige Soulstimme berühmt. Ihr Album „Back to Black“ (2006) machte sie weltbekannt. Zu ihren Markenzeichen gehörten eine auffällige Bienenkorbfrisur und ein dicker, schwarzer Lidstrich.

Zuletzt hatte Winehouse Ende Juni eine geplante Europatournee absagen müssen, nachdem sie bei einem Konzert in Belgrad betrunken über die Bühne getorkelt und von den Zuschauern ausgebuht worden war. Sie arbeitete allerdings an einer neuen Platte. Erst am Mittwoch war sie zusammen mit ihrer Patentochter bei einem Konzert in London aufgetreten. Dort hatte sie gefasst gewirkt und die Zuschauer aufgefordert, ihr neues Album zu kaufen.

Weltweite Betroffenheit

Der frühe Tod der Sängerin löste weltweit Betroffenheit aus. Vor ihrem Haus legten Fans Blumen und Karten nieder. Die Website der Sängerin zeigte am Sonntag lediglich ein Schwarz-Weiß-Bild von ihr. Alle anderen Funktionen waren ausgeschaltet. Mick Hucknall von der Gruppe Simply Red würdigte Winehouse als „bei weitem beste britische Sängerin aller Zeiten“ und sprach von einem „tragischen Verlust“. „Es ist so traurig, solch ein Talent gehen und ihr Leben in einer Tragödie enden zu sehen“, schrieb US-Country-Sängerin LeAnn Rimes.

Kelly Osbourne, Tochter von Musiker Ozzy Osbourne und Freundin von Winehouse, schrieb auf Twitter: „Ich kann kaum atmen, weil ich so weinen muss.“ Sängerin Lilly Allen textete: „Das ist jenseits von traurig, sonst gibt es nichts zu sagen. Sie war so eine verlorene Seele, möge sie in Frieden ruhen.“ Tänzerin Dita Von Teese schrieb, sie sei „am Boden zerstört“: „Ich habe unglaubliche Zeiten mit Amy verbracht. Sie hat einmal eine ganze Stunde für mich gesungen, das war das Schönste und Berührendste, das es gibt. Ein gigantischer Verlust.“

Brand: Sucht ist ernsthafte Krankheit

Der Comedian Russell Brand, der selbst einst Drogenprobleme hatte, forderte, Sucht solle nicht als Straftat angesehen und auch nicht als romantisch verklärt, sondern als Krankheit betrachtet werden, die tödlich endet. „Sucht ist eine ernsthafte Krankheit; sie endet im Gefängnis, in psychiatrischen Einrichtungen oder mit dem Tod“, hieß es in dem Statement, das der Mann von Sängerin Katy Perry auf seiner Website veröffentlichte. Es sei tragisch, dass die Medien meist stärker an Skandalen als an Talent interessiert seien.

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