ISS-Mission nun Hauptaufgabe
Aus der Traum - das könnten die Gedanken zahlreicher Nachwuchs-Astronauten sein, nachdem die US-Raumfähre „Atlantis“ nach ihrer letzten Mission zur Erde zurückkehrt ist. Mit dem Ende des Shuttle-Programms ist die Aussicht für US-Astronauten auf einen Weltraumflug nun jedefalls deutlich eingeschränkt.
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Künftig werden die USA ihre Astronauten mit den wesentlich kleineren russischen Sojus-Kapseln zur Internationalen Raumstation (ISS) schicken. Neben dem Piloten und einem Kosmonauten steht darin nur ein Platz zum Anmieten zur Verfügung. „Natürlich ist das hart, wir haben unser Leben schließlich dem Ziel gewidmet, ins All zu fliegen“, sagte US-Astronaut Steve Robinson, der vier Shuttle-Missionen hinter sich hat. „Wir sind Astronauten, damit verdienen wir unseren Lebensunterhalt.“

AP/Morry Gash
Die „Atlantis“ startete am 8. Juli zum letzten Mal ins All.
Aus nach 135 Missionen
Doch in Zeiten hoher Schulden hat US-Präsident Barack Obama bei der Raumfahrt den Rotstift angesetzt und das teure Shuttle-Programm gestrichen. Seit dem Jungfernflug der „Columbia“ am 12. April 1981 schickte die Raumfahrtbehörde NASA 135 Shuttle-Missionen ins All. Im Durchschnitt kostete jede Reise 450 Millionen Dollar.
Obama strich auch das von seinem Vorgänger George W. Bush gestartete Constellation-Programm, das auf die traditionelle Kombination aus Trägerrakete und Raumkapsel setzte und bemannte Flüge zu entfernteren Zielen wie Mond und gar Mars ermöglichen sollte. Das Projekt sollte bis zum Jahr 2020 97 Milliarden Dollar verschlingen.
Vorgaben nicht erfüllt
Wehmütig, aber verständnisvoll bewertet NASA-Astronautin Shannon Walker das Ende der Shuttle-Ära. „Es ist bedauerlich, aber ich weiß, dass es richtig ist“, sagte sie. „Wenn wir andere Dinge tun wollen, brauchen wir ein anderes Raumschiff.“ Walker, die mit einer Sojus-Kapsel ins All flog, aber nie mit einem US-Shuttle, zog historische Parallelen: Sie verglich die Lücke bis zum Start eines neuen Programms in vielleicht drei Jahren mit der Zeit nach dem Ende des Apollo-Programms.

dapd/Bruce Weaver
Die Explosion der „Challenger“ gilt als Wendepunkt im NASA-Shuttle-Programm.
Das Shuttle-Zeitalter folgte auf das Apollo-Programm, mit dem die USA 1969 den ersten Mensch auf den Mond gebracht hatten. Als US-Präsident Richard Nixon 1972 die Entwicklung eines wiederverwendbaren Raumfahrzeugs in Auftrag gab, war der Hauptgedanke, die Kosten für Reisen ins All deutlich zu senken. Außerdem hoffte die NASA, Missionen im Wochentakt vornehmen zu können. Doch beide Erwartungen konnte der Spaceshuttle nicht erfüllen. Nun soll 2015 eine neue US-Raumfähre einsatzbereit sein, an der die NASA derzeit in Zusammenarbeit mit einer privaten Firma arbeitet.
Derzeit 61 Astronauten
Dass das goldene Zeitalter der US-Raumfahrt so oder so vorerst vorbei ist, zeigen die Astronautenzahlen. Waren im Jahr 2000 noch 149 Astronauten bei der NASA angestellt, sind es heute nur noch 61. Die Astronauten brauchten sich aber nach dem Ende der Spaceshuttle-Missionen nicht über mangelnde Arbeit zu sorgen, so Scott Pace, Ex-Astronaut und Leiter des Instituts für Weltraumpolitik in Washington.
Als Hauptaufgabe sieht er die Unterstützung der ISS-Mission. Es seien immer mindestens zwei US-Astronauten auf der ISS, während sich andere auf die Mission vorbereiten, davon erholen und auf dem Boden mitarbeiten. Aber auch die Arbeit an neuen Plänen wie kommerziellen Weltraumflügen zählt Pace zu den wichtigen Zukunftsausgaben.
„Geben bemannte Raumfahrt nicht auf“
NASA-Chef Charles Bolden warb unlängst im zuständigen Ausschuss des US-Repräsentantenhauses für kommerzielle Raumflüge. „Wir geben die bemannte Raumfahrt nicht auf“, sagte er. „Wir haben die große Aufgabe, den Betrieb der ISS mindestens in den kommenden neun Jahren aufrechtzuerhalten.“

Reuters/NASA NASA
Die „Discovery“ im All
Astronautin Walker sorgt sich hauptsächlich um den Nachwuchs, der nun entmutigt nach anderen Berufen Ausschau halten könnte. „Wenn man in eine Schule geht und fragt, wer Astronaut werden will, gehen bisher alle Finger hoch“, sagt sie. „Ich hoffe, die Kinder verstehen, dass es die Raumstation gibt und damit immer einen Ort. Der Traum, ins All zu fliegen, ist lebendig.“
Obama will zum Mars
Auch Obama lobte zum letzten Start der „Atlantis“ nicht nur die bisherigen Leistungen der NASA und ihres Shuttle-Programms. Der US-Präsident richtete auch den Blick nach vorne: „Es mag der letzte Start eines Spaceshuttles sein - aber er führt uns in die nächste Ära unseres unendlichen Abenteuers, die Grenzen der Erkundungen und Entdeckungen immer wieder neu zu ziehen.“ Das Ziel sei, Amerikaner zum Mars zu schicken. Die NASA sei der Herausforderung gewachsen - „und ich plane, dabei zu sein, es zu sehen“, sagte Obama.
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