Der Fluch des Alkohols
Der Besitz von Germ und Zucker ist fast überall auf der Welt legal - nicht so im US-Bundesstaat Alaska. In einigen Gemeinden ist der Kauf und die Lagerung größerer Mengen dieser Lebensmittel sogar streng verboten. Denn seit Alkohol vor allem am Land offiziell nicht mehr verkauft werden darf, brennen sich die Menschen aus Germ, Zucker und Fruchtsaft ihren eigenen Schnaps.
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Bereits seit 2007 steht es den einzelnen Gemeinden frei, den Besitz von Zucker und Germ unter Strafe zu stellen, wenn der Verdacht vorliegt, dass daraus der vor allem am Land beliebte, aber giftige Schnaps hergestellt wird. Viele Orte haben seitdem das Verbot in Kraft gesetzt, um die rasante Ausbreitung von Gewaltverbrechen im Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch einzudämmen.
„Wie viel Germ für einen Laib Brot?“
Doch die Arbeit für die örtlichen Beamten ist nicht einfach. „Uns wird meist gesagt, dass der Germ dazu verwendet wird, Brot zu backen“, sagt Polizeichef Christopher Thompson, der dem staatlichen Alkohol- und Drogendezernat vorsteht, gegenüber der Zeitung „Anchorage Daily News“ („ADN“). „Dann fragen wir, wie viel Germ man braucht, um einen Laib Brot zu backen und meist bekommen wir die Antwort ‚oh, eine Tasse‘“, erklärt Thompson. Womit der heimliche Brauer für Thompson meist überführt ist. „Man braucht nur einen Esslöffel voll, alles andere ist Unsinn.“
„Wenn der Schnaps da ist, ist es zu spät“
Derzeit verbieten 34 Gemeinden in Alaska den Besitz, Verkauf, Import und die Herstellung von Alkohol, so Thompson. Einige davon haben das Verbot auch auf den Versuch, Alkohol aus Germ und Zucker herzustellen, ausgedehnt. Hier stünden die Behörden aber vor dem Problem, herauszufinden, was die Personen mit den Zutaten tatsächlich vorhätten, erklärt die Staatsanwältin des Bezirks Bethel, June Stein, gegenüber „ADN“. „Es gibt nur zwei Dinge, die man mit drei Kilogramm Germ tun kann. Man kann einerseits eine ganze Armee ernähren oder Alkohol brauen.“
Doch bisher war sie nicht oft mit dem Delikt des Besitzes von Germ konfrontiert. Meist werde ein Missbrauch erst bekannt, nachdem bereits Alkohol daraus hergestellt wurde und es in diesem Zusammenhang zu Problemen gekommen sei, so Stein. „Viele heimliche Schnapsbrennereien fliegen erst durch Vorfälle wie Gewalt in der Familie, Selbstmord oder Mord auf“, bestätigt auch der Polizeibeamte James Hoelscher aus Hooper Bay. „Um es einfach zu sagen, wenn der Schnaps schon da ist, ist es zu spät.“
Germ nur in verschlossenen Regalen
Bei der Bekämpfung von Germmissbrauch gehen die Behörden ähnlich vor, wie im Kampf gegen Drogen. In vielen Geschäften wird Germ - neben Mundwasser, Vanilleextrakt und Haarpflegeprodukten, die ebenfalls zur Herstellung von Suchtmitteln verwendet werden - in verschließbaren Regalen gelagert und müssen beim Verkäufer extra geordert werden. Auch werden Postsendungen aus der Anchorage regelmäßig darauf überprüft.
Alkohol für viele Verbrechen verantwortlich
Hoelscher räumt ein, dass das Verbot von Zucker und Germ auch für Alaska eine ungewöhnliche Maßnahme ist, betont aber die Besonderheiten seiner Gemeinde. "Neun von zehn Verbrechen in Hoopers Bay stehen im Zusammenhang mit Alkohol. Man wolle Menschen davon abhalten, Schwerverbrecher zu werden, denn jedem sei bewusst, dass „der Alkohol der Fluch von Westalaska ist“, so Hoelscher. „Es hat mehr Tote und gebrochene Herzen verursacht als alles, was ich mir vorstellen kann.“
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