Tschechien: Paradies für organisierten Autodiebstahl
Tschechien ist für den organisierten Autodiebstahl ein geradezu paradiesisches Land. Denn aufgrund der Gesetzeslage ist es kein Problem, ein gestohlenes Fahrzeug anzumelden und weiterzuverkaufen. Das wurde gestern in tschechischen Medien angeprangert. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres wurden in dem Land nicht weniger als 4.979 Autos im Wert von umgerechnet fast 27 Millionen Euro gestohlen und nur 702 wieder gefunden.
Zum Vergleich: In Österreich wurden laut Innenministerium im ersten Quartal 1.135 Kfz-Diebstähle registriert. Im gesamten Jahr 2010 waren es 2.617. Dabei ist die Zahl in Tschechien rückläufig: 14.770 Autos wurden 2009 gestohlen, 12.349 im vergangenen Jahr, wie die Tageszeitung „Lidove noviny“ („LN“) berichtete.
Dieser Rückgang habe laut Polizei zwei Hauptursachen: Autobesitzer investierten mehr in Diebstahlsicherungen und die organisierten Banden weichen ins benachbarte Ausland aus.
Vier Stunden für Umprogrammierung
Der riskanteste Teil sei der Grenzübertritt mit dem gestohlenen Auto, schrieb „LN“. Sobald sich das Fahrzeug in Tschechien befinde, seien die Täter praktisch in Sicherheit. Die Fahrzeuge würden in illegale Werkstätten gebracht und dort mit einer neue Identität ausgestattet. Nur vier Stunden seien notwendig, um die Elektronik umzuprogrammieren, wurde ein Detektiv zitiert.
Für die Anmeldung eines Fahrzeugs reichten gefälschte Importbestätigungen und eine schriftliche Vollmacht aus, zur gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsüberprüfung müsse das Auto nicht einmal hergezeigt werden. Dann werden die Autos weiterverkauft - entweder an Tschechen oder an Osteuropäer, und zwar zu einem Drittel des tatsächlichen Werts.