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Verkauf für „Stresstest“ irrelevant

Für die Berücksichtigung beim Banken-„Stresstest“ ist der am Donnerstag verkündete Verkauf der Osteuropa-Tochter der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG) an die russische Sberbank zu spät gekommen. Der Deal dürfte dennoch eine zentrale Rolle bei der Krisenbewältigung bei den Volksbanken spielen.

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Laut ÖVAG einigten sich beide Institute auf die „wesentlichen wirtschaftlichen Eckpunkte“ des Verkaufs. Ein entsprechender Vertrag sei demnach bereits unterzeichnet. Das österreichische Institut hält 51 Prozent an der Osteuropa-Bank Volksbank International (VBI). Die restlichen Anteile gehören den deutschen Genossenschaftsbanken DZ/WGZ und der französischen Banque Populaire Caisse d’Epargne, die ebenfalls an die Sberbank verkaufen wollen.

ÖVAG-Generaldirektor Gerald Wenzel bestätigte, dass bis Ende Juli alles erledigt sein soll. „Wir sind dabei, den Kaufvertrag auszuarbeiten“, so Wenzel am Freitag. Zudem stehe eine Reihe von Organbeschlüssen an. Für den Verkauf der Ostbanktöchter an die Russen - exklusive Volksbank Rumänien - wird noch im Juli eine Aufsichtsratssitzung einberufen. Eine eigene Hauptversammlung braucht es dafür nicht mehr.

Suche nach Käufer von Rumänien-Ableger

Das defizitäre Rumänien-Geschäft, das einen großen Teil der VBI ausmacht, ist allerdings nicht Teil des Deals. Rumänien gilt angesichts riskanter Kreditpositionen als großes ÖVAG-Sorgenkind. Diese Tochter wird bis dahin - so wie die VBI zuvor - zu 51 Prozent der ÖVAG gehören und zu je 24,5 Prozent der deutschen DZ/WGZ Bank und der französischen Volksbankengruppe. „Wir wollen die rumänische Bank verkaufen“, stellte Wenzel klar. Ob es noch heuer der Fall sein wird, sagte er nicht. Man werde dabei nicht hektisch werden. Über die Gründe, warum der russische VBI-Käufer das rumänische Geschäft nicht mitübernimmt, will Wenzel primär die Sberbank befragt wissen. Insgesamt ist die VBI in neun Ländern in Mittel- und Osteuropa aktiv.

Verkaufspreis offen

Angaben dazu, wie viel die Sberbank für die Osteuropatochter zahlt, machte die ÖVAG zunächst nicht. Reuters hatte zuletzt aus Kreisen erfahren, dass der Preis bei rund 590 Millionen Euro liegen dürfte. Das wäre zwar wesentlich weniger, als sich die Volksbanken erhofft hatten. Die kolportierte Summe dementierte Wenzel als zu gering. Da nur kapitalstärkende Maßnahmen bis 30. April berücksichtigt wurden, ist der anvisierte Verkauf zudem für den aktuellen „Stresstest“ nicht relevant.

Das Institut stand in dem Verkaufsprozess jedoch unter Druck - denn der Schritt bringt der ÖVAG eine dringend benötigte Kapitalspritze. Damit kann die ÖVAG nun bereits Maßnahmen vorlegen, wie sie ihr Kapital künftig aufstocken will. Neben dem Verkauf der Osteuropa-Tochter will sich das Institut auch von seinem sechsprozentigen Anteil an der Raiffeisen Zentralbank trennen.

Nettogewinn nach tiefroten Krisenjahren

Offiziell zum Verkauf stand die VBI erst, seitdem die Suche nach einem Käufer für die ganze ÖVAG gescheitert war. Mit den Russen hatten die Volksbanker monatelang verhandelt. Unter dem zeitlichen Druck des europäischen Banken-„Stresstests“ kam es nun zum Vorabschluss.

Nach zwei tiefroten Krisenjahren hatte die ÖVAG 2010 im Konzern einen Nettogewinn von 55,4 Mio. Euro ausgewiesen. Zum Vergleich: Im Jahr davor war der Nettoverlust bei 1,084 Milliarden Euro gelegen. Die Bilanzsumme der ÖVAG sank 2010 von 49 auf 46,5 Mrd. Euro. Mit dem Verkauf der VBI sinkt sie weiter. Die VBI hatte Ende 2010 eine Bilanzsumme von 13,7 Mrd. Euro. Die vom Verkauf an die Russen ausgeklammerte Rumänien-Sparte kommt auf 4,8 Mrd. Euro.

Neuer Big Player in Osteuropa

Die Sberbank bekommt mit der Übernahme nun Zutritt zu den schnell wachsenden Märkten in Osteuropa. Sie hat die VBI bereits seit Monaten im Visier und war zuletzt als einziger offizieller Interessent übrig geblieben. Für die Sberbank und den gesamten russischen Bankensektor handelt es sich mit der VBI um den größten Zukauf außerhalb der ehemaligen Sowjetunion. Die größte russische Bank (gegründet 1841, fast 250.000 Mitarbeiter, mehr als 18.800 Filialen) hat inzwischen Tochterbanken in Weißrussland, Kasachstan und der Ukraine.

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