Mit Adel, Klerus und Ritterorden
Pöcking am Starnberger See, München, Mariazell und Wien: Seit über einer Woche wird die Verabschiedung des verstorbenen Sohnes des letzten österreichischen Kaisers und ungarischen Königs Karl I. (IV.) und langjährigen EU-Parlamentariers Otto Habsburg zelebriert. Der Höhepunkt der Trauerzeremonie ist am Samstag in Wien.
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Bereits seit Donnerstag sind die Särge mit dem Leichnam Otto Habsburgs und seiner vor einem Jahr verstorbenen Frau Regina in der Kapuzinergruft zu sehen. Für die Zeremonie am Samstag wird der Sarg mit Otto Habsburgs sterblichen Überresten im Stephansdom in der Wiener Innenstadt aufgebahrt. Der Sarg mit dem Leichnam seiner Frau bleibt in der Kapuzinergruft.
150 Familienangehörige bei Begräbnis
Zu dem Familienbegräbnis mit militärischen Ehren werden rund 1.000 geladene Trauergäste erwartet - darunter zahlreiche Staats- und Regierungschefs. Zugesagt haben etwa der georgische Präsident Michail Saakaschwili, EU-Parlamentspräsident Jerzy Buzek und die kroatische Ministerpräsidentin Jadranka Kosor.
Auch aus Adelshäusern Europas werden Gäste kommen wie das schwedische Königspaar Carl XVI. Gustaf und Silvia, Fürst Hans-Adam II. von Liechtenstein und seine Frau Marie sowie Großherzog Henri von Luxemburg und Prinzessin Astrid von Belgien. Aus Großbritannien reist Prinz Michael von Kent an. Der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg hat ebenfalls sein Kommen zugesagt. Allein aus der Familie Habsburg werden mindestens 150 Angehörige zum Begräbnis kommen. Schon die engste Familie mit Habsburgs sieben Kindern umfasst rund 40 Mitglieder.

APA/Roland Schlager
Die engere Familie Otto Habsburgs bei der Trauermesse in Mariazell
Fischer kommt, weil „das so richtig ist“
Aus der österreichischen Politik werden Bundespräsident Heinz Fischer, Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ), Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) teilnehmen.
Fischer wird teilnehmen, weil er „glaubt, dass das so richtig ist“. Im „profil“-Interview sagte er aber, dass er viele Ansichten des verstorbenen Habsburgers nicht geteilt habe. „Der Otto Habsburg der 40er, 50er und vielleicht auch noch der 60er Jahre war sicher ein anderer als Otto Habsburg in seinen letzten Lebensjahren: weiser, klüger, bestimmte Realitäten zur Kenntnis nehmend. Da gibt es einen deutlichen Unterschied“, so Fischer.
Schönborn leitet Messe
Das Requiem am Samstag in Wien leitet Kardinal Christoph Schönborn. Gegen 17.00 Uhr wird der Sarg Habsburgs in einem Wagen der Bestattung Wien vom Stephansdom in Richtung Kaisergruft unter der Kapuzinerkirche ziehen vorbei an den Symbolen der Habsburger wie der Hofburg. Eine Kutsche wie beim Begräbnis von Ottos Mutter Zita im Jahr 1989 wird es nicht geben. Es wird erwartet, dass der Trauerzug aus Klerus, Adel, Ritterorden und Militär ein Ausmaß von rund einem Kilometer annimmt.
Ring gesperrt
Einschränkungen wird es daher auch im Straßenverkehr und bei den Wiener Linien geben. Die Ringstraße wird für den Trauerzug am Samstag ab etwa 17.30 Uhr für den Verkehr gesperrt - mehr dazu in wien.ORF.at. Die U-Bahnen werden am Samstag von 11.00 bis etwa 18.00 Uhr in der Station Stephansplatz nicht halten. Der Betrieb der Linien 1, 2, D und der „Vienna Ring Tram“ wird von 17.00 bis 18.30 Uhr eingeschränkt.
TV-Hinweis
Die Messe und der Trauerzug werden auf drei Großleinwänden auf dem Stephansplatz, dem Heldenplatz und auf dem Neuen Markt übertragen und von ORF2 ab 13.10 Uhr live übertragen - mehr dazu in tv.ORF.at.
Der Aufwand ist enorm. Rund 400 Polizisten werden bei dem Trauerzug dabei sein. Erwartet werden rund 1.000 Trauergäste und 1.300 Fahnenträger. Dieser Einsatz wird laut Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) 100.000 Euro kosten: „Das Begräbnis muss dementsprechend gesichert werden, weil es sich um eine Person des öffentlichen Interesses handelt. Diese Sicherheitsvorkehrungen würden wir auch bei anderen Personen öffentlichen Interesses sicherstellen“, so die Innenministerin. Der Heereseinsatz wird laut General Christian Segur-Cabanac zwischen 10.000 und 50.000 Euro kosten.
Herz kommt nach Ungarn
Große Trauerfeierlichkeiten gab es schon in Mariazell. In dem steirischen Wallfahrtsort wurden die Särge der beiden zusammengeführt. Bei dem vom steirischen Diözesanbischof Egon Kapellari gehaltenen Requiem nahmen rund tausend Menschen teil - mehr dazu in steiermark.ORF.at.
Otto und Regina Habsburg finden ihre letzte Ruhestätte in der Gruftkapelle links und rechts eines Altars in der Nähe von Zita. Das Herz Otto Habsburgs wird nach Familientradition getrennt und in Ungarn im Benediktinerkloster von Pannonhalma am Sonntag nach einem Trauergottesdienst in der Budapester St.-Stephans-Basilika beerdigt - mehr dazu in oe1.ORF.at.
Kritik an Großereignis
Die Trauerfeiern für Habsburg sind zwar kein Staatsbegräbnis, aber doch ein mit enormem Aufwand verbundenes Großereignis, das nicht ohne Kritik geblieben ist. So vermisste etwa der Historiker Karl Vocelka, Vorstand des Instituts für Geschichte der Universität Wien, im Ö1-Interview „absolut“ die kritische Auseinandersetzung mit der Monarchie.
Die Art der Beisetzung sei mit jener von Kaiserin Zita 1989 vergleichbar, allerdings sei sie eine ehemalige regierende Kaiserin gewesen. Auf die Frage, ob die Feierlichkeiten für Otto Habsburg angemessen sind, sagte er: „Dazu will ich nicht Stellung nehmen. Ich bin der Meinung, das ist nicht angemessen, weil es den Charakter eines Staatsbegräbnisses hat.“
Auch der Bundesgeschäftsführer der Grünen, Stefan Wallner, zeigte sich auch in Hinblick auf die Teilnahme des Bundesheers skeptisch: Es zeuge „nicht von einem besonderen republikanischen Selbstbewusstsein der Bundesregierung, dass man hier quasi einen Staatsakt daraus macht“. Die Beteiligung des Bundesheers verteidigte Segur-Cabanac mit dem „Respekt für eine große Persönlichkeit“. Es sei der „Schlusspunkt der Aussöhnung“ der Republik mit dem Hause Habsburg.
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