Platz 14 von 34 Ländern
Mit einem neuen Index abseits von reinen Wirtschaftsdaten will die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die Lebenssituation in den 34 Mitgliedsstaaten beleuchten. Österreich landete beim „Better Life Index“ im guten Mittelfeld
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Die Studie wurde Ende Mai im Rahmen der 50-Jahr-Feier der Organisation in Paris präsentiert. Österreich landete dabei auf dem 14. Platz. Am lebenswertesten unter den OECD-Ländern ist demnach Australien gefolgt von Kanada. Bei der Untersuchung werden elf bestimmende Faktoren des Lebens herangezogen und verglichen. Dabei geht es unter anderem um Aspekte wie Arbeitsplatz, Sicherheit, Wohnsituation, Einkommen, Umwelt, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit.
„Geld ist nicht alles“
„Geld ist nicht alles“, so die Studienautoren der OECD. Neben wirtschaftlichen und sozialen Faktoren werden auch weitere Elemente der Lebensqualität - jenseits der Entwicklung des Bruttosozialprodukts - gemessen und verglichen. Österreich wurde dabei ein insgesamt gutes Abschneiden bescheinigt, punktuell gab es aber in einigen Bereichen Anmerkungen.
„Personalisierung“ möglich
Der Lebensqualitätsindex wertet jedes der elf Elemente gleich. Der Index kann aber von Usern auf der Website auch „personalisiert“ werden und die persönlich wichtigen Elemente stärker berücksichtigen. Die Reihenfolge der Staaten verändert sich, wenn man entscheidet, dass einem eines oder mehrere der Elemente besonders wichtig sind.
So gab es etwa beim Punkt Einkommen den zehnten Platz, wobei die Bürger beim verfügbaren Haushaltseinkommen (2009) mit durchschnittlich 27.670 Dollar (19.736 Euro) um rund 5.000 Dollar mehr als der Durchschnitt der OECD-Länder zur Verfügung haben. Das höchste Einkommen erzielen mit Abstand die Luxemburger vor den US-Amerikanern und den Schweizern.
Bezüglich des Arbeitsmarkts stellte die OECD fest, dass beinahe 72 Prozent der 15- bis 64-jährigen Österreicher einen bezahlten Arbeitsplatz haben. Das bedeutete Platz neun in der OECD. Spitzenreiter war hier Norwegen knapp vor Island und der Schweiz. Mit 1.621 Stunden Arbeitszeit pro Jahr liegen die Österreicher deutlich unter dem OECD-Niveau von 1.739 Stunden.
Durchwachsene Bildungsbilanz
Durchwachsen ist die Bilanz in der Bildung: Hier fand sich Österreich im unteren Drittel wieder. Zwar bescheinigte die OECD den Österreichern, dass 81 Prozent der 25- bis 64-Jährigen einen Schulabschluss entsprechend einem Highschool-Abschluss besitzen, dass diese Rate unter den 25- bis 34-Jährigen mit 88 Prozent noch besser ist und dass beide Zahlen über dem OECD-Durchschnitt liegen.
Aber die Organisation wies auch auf das schwache Abschneiden bei den PISA-Tests hin: Der durchschnittliche Schüler habe 470 von 600 möglichen Punkten bei der Leseüberprüfung erreicht, weniger als der OECD-Durchschnitt von 493. Und das sei ein besserer Indikator für wirtschaftliches und soziales Wohlbefinden als die Zahl der in der Schule verbrachten Jahre. Finnland vor Südkorea und Kanada lautete hier das Ranking auf den ersten drei Plätzen.
Österreich kein Umweltmusterland
Wenig Ermutigendes brachte auch das Kapitel Umwelt. Auch hier landete Österreich im unteren Drittel. Vor allem die Feinstaubbelastung kritisierte die OECD: Mit 29 Mikrogramm Partikel pro Kubikmeter liege man deutlich über dem Durchschnitt von 22 Mikrogramm pro Kubikmeter. Außerdem wies die Organisation auf die hohe Zahl außergewöhnlich warmer Jahre in den Alpen hin.
Österreich sei vom Klimawandel wegen des Tourismus vor allem im Winter besonders abhängig. Die Schneesicherheit nehme wegen des Klimawandels substanziell ab. Hinsichtlich der Umwelt sind dem Index zufolge Schweden, Neuseeland und Irland am lebenswertesten.
Bei Gesundheit im Mittelfeld
Auf dem neunten Platz landete Österreich bei der Bewertung der Regierungsgewalt. Klar vorne war hier Australien vor Schweden und den USA. Im Mittelfeld lag man beim Kapitel Gesundheit: Mit einer Lebenserwartung von 80,5 Jahren liegt Österreich deutlich über dem OECD Schnitt von 79 Jahren, auch bei den Investitionen (10,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts) in das Gesundheitswesen lag man um 1,5 Prozentpunkte über dem OECD-Durchschnitt.
2008 gab Österreich übrigens 3.970 Dollar (2.832 Euro) pro Bürger für die Gesundheit aus. Am besten schnitt im Gesundheitsbereich die Schweiz ab, danach folgten Australien und Kanada.
Gut bei Sicherheit
Auf dem fünften Platz landete Österreich beim Thema Sicherheit. Die Mordrate liegt bei 0,5, das bedeutet, dass pro 200.000 Einwohner ein Mord begangen wird. Das sei eine der niedrigsten Raten in der OECD. In Österreich fühlen sich 19 Prozent auf der Straße nach Einbruch der Dunkelheit unsicher, OECD-weit sind es 26 Prozent. Besser als Österreich beim Sicherheitsthema waren Japan, Island, Kanada und Australien.
Jeder zweite Österreicher - genau 54 Prozent - wohnt in einem Haus oder einer Wohnung, die ihm auch gehört. Das ist deutlich niedriger als der OECD-Schnitt, wo zwei Drittel Haus- oder Wohnungseigentümer sind. 1,3 Prozent der Wohnräumlichkeiten in Österreich sind übrigens Substandardunterkünfte, sie haben also keinen privaten Zugang zu Toiletten mit Fließwasser. Bei der Kategorie Lebenszufriedenheit liegen die Österreicher auf dem elften Platz. Am zufriedensten sind die Dänen vor den Kanadiern und den Norwegern.
Schieder: Richtiger Weg
Für Finanzstaatssekretär Andreas Schieder (SPÖ), der Österreich bei den 50-Jahr-Feierlichkeiten der Organisation in Paris vertrat, ist die Wende hin zu einer menschlicheren und differenzierteren Betrachtung von Fortschritt und Wachstum in Wirtschaft und Gesellschaft der richtige Weg. Das Wirtschaftswachstum gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bilde eben nicht alles ab. „Es geht auch um die Qualität des Wachstums“, so Schieder.
Grundsätzlich sei der Index ein gutes Instrument zur Analyse, allerdings sollten einige Dinge anders betrachtet werden, meint Schieder. So werde etwa bei Österreich im Umweltkapitel nicht der hohe Anteil an erneuerbarer Energie und der Verzicht auf Atomkraft berücksichtigt. Stattdessen schlägt sich die Feinstaubbelastung in Österreich negativ im Index nieder. Die gute Umweltsituation in Österreich sei in die Studie nicht ausreichend eingeflossen, gab der Staatssekretär zu bedenken.
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