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Hagman darf wieder böse sein

Lange wurde herumüberlegt, nun ist es fix: Es werden reguläre Fortsetzungen der 80er-Jahre-Erfolgsserie „Dallas“ gedreht - und zwar mit den Stars von damals, Larry Hagman und Patrick Duffy. Zum alten Team stoßen Schauspieler von Serien jüngeren Datums - etwa von „Desperate Housewives“.

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Das US-Sendernetzwerk TNT gab dieser Tage bekannt, zehn neue Folgen von „Dallas“ in Auftrag gegeben zu haben, nachdem ein Pilotfilm bereits vor Monaten vereinbart worden war. Nächsten Sommer soll die Serie im US-TV laufen, ob sie es auch nach Europa schafft, bleibt abzuwarten. Michael Wright von TNT sagte gegenüber der britischen BBC: „TNT hat seit Jahren über Möglichkeiten nachgedacht, ‚Dallas‘ wieder aufzunehmen. Aber erst als wir das großartige Drehbuch von Cynthia Cidre zum Pilotfilm gelesen haben, wussten wir, dass ein Fundament geschaffen war, auf dem man eine tolle neue Serie aufbauen könnte.“

Besonders stolz ist Wright auf das Cast. Die alten Stars der Ewings kommen wieder zum Einsatz. Inhaltlich geht der Fokus jedoch auf die jüngere Generation der Ölbaronfamilie über: „Es ist unglaublich aufregend, die neuen und die bereits bekannten Charaktere von so einem Traumcast gespielt zu sehen. Wir hätten über das neue ‚Dallas‘ nicht glücklicher sein können.“

Stars aus „Desperate Housewives“

Inhaltlich geht es weiter um zwei rivalisierende Ölförder- und Rinderzüchterfamilien. John Ross und Chistopher Ewing kämpfen um die Vormachtstellung innerhalb der Dynastie und um ihre Zukunft. „90210“-Star Josh Henderson, der schon als Kind in „Dallas“-Folgen mitspielte, wird nun J. R. Ewings Sohn John Ross spielen. „Desperate Housewives“-Mime Jesse Metcalfe gibt Christopher, den Sohn von Bobby Ewing. Brenda Strong, ebenfalls durch „Desperate Housewives“ bekannt, wird als Bobbys aktuelle Frau auftreten. Jordana Brewster („The Fast and The Furious“) spielt eine Frau, die sich in eine Dreiecksbeziehung mit den Ewing-Cousins begibt.

14 Jahre ohne Pause

Viel Stoff also für die klassischste aller Seifenopern, die im Herbst 1978 nach einem erfolgreichen Testlauf beim US-Sender CBS startete. In den USA lief das Familiendrama um Geld, Macht und Intrigen 14 Jahre lang ununterbrochen. Die 356 Folgen wurden in 67 Sprachen übersetzt und in 90 Ländern ausgestrahlt - so viel wie keine andere US-Serie. In Österreich lief die erste Folge am 6. Juli 1981 im ORF. Viele haben die eingängige Titelmusik noch heute im Ohr.

Unumstrittener Held ist der skrupellose Fiesling J. R. Ewing. Mit seinem weißen Cowboyhut und dem gemeinen Lachen, das auch noch die größte Bosheit begleitet, schrieb er TV-Geschichte wie vor ihm nur Kojak und Lassie. Egal, ob er seinen Erzfeind Cliff Barnes (Ken Kercheval) austrickst, den Bruder Bobby (Patrick Duffy) aufs Kreuz legt oder seine Frau Sue Ellen (Linda Gray) zum 37. Mal betrügt - er genießt seine Bosheit in vollen Zügen. Mit dieser Figur könne sich das Publikum identifizieren, sagte Hagman Jahre später gewohnt lakonisch. „Ich denke, jeder hat doch ein Arschloch wie J. R. in seiner Familie.“

Erfolgreichster Cliffhanger aller Zeiten

Erfolgsrezept der von der TV-Firma Lorimar („Die Waltons“) produzierten Serie ist die Spannung zwischen den einzelnen Teilen. Legendär wurde der Cliffhanger nach den Schüssen auf J. R. im März 1980. Die US-Zuschauer mussten wegen der Sommerpause und eines Streiks mehr als ein halbes Jahr auf die Auflösung des Rätsels warten. Jugendliche trugen in der Zeit T-Shirts mit der Aufschrift „I shot J. R.“ (Ich habe J. R. erschossen). Und der später erfolgreiche Präsidentschaftskandidat Ronald Reagan ließ „Es war ein Demokrat“-Aufkleber verteilen.

Als dann am 21. November die erlösende Folge lief, saß die halbe Nation vor dem Bildschirm. In der Türkei wurde eine Parlamentssitzung unterbrochen, um den Abgeordneten die wichtige Nachricht nicht vorzuenthalten. (Es war Schwägerin Kristin Shepard, die später tot im Swimmingpool treibt.) „‚Dallas‘ löst in den USA die gleiche Aufmerksamkeit aus, die einst den Kennedys zuteil wurde - reich und glanzvoll, und doch gebrandmarkt von menschlichem Versagen“, analysierte der britische Soziologe Stuart Hall.

Bobbys Tod und Wiederauferstehung

Im Laufe der Zeit passierten freilich auch seltsame Dinge in der Serie. 1985 etwa ließen die Drehbuchautoren Bruder Bobby bei einem Autounfall sterben, weil Schauspieler Duffy aussteigen wollte. Hagman konnte den Kollegen später zurückgewinnen. Bobby erschien plötzlich wieder unter der Dusche - und seine Frau Pam musste erklären, sie habe alles nur geträumt. Überraschend wurde einmal auch die beliebte Darstellerin des Familienoberhaupts Miss Ellie ersetzt - sehr zum Unwillen des Publikums erschien Donna Reed auf dem Bildschirm statt Barbara Bel Geddes, die sich derweil einer Bypass-Operation unterzog.

Was schließlich das Ende der Serie besiegelte, ist nicht überliefert. Jedenfalls wurden die Geschichten immer kruder, die Produktion immer teurer. Fiesling Hagman, im echten Leben nach Kollegenaussagen ein sehr netter Mensch, soll zuletzt pro Folge 250.000 Dollar verdient haben, pro Jahr rund zehn Millionen Dollar (heute knapp acht Millionen Euro). Die Serie endete in den USA 1991 mit dem Hall eines Schusses und Bobbys Worten: „Oh my God!“

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