„Nur“ ein halbes Jahrtausend alt
Die Inka-Stadt Machu Picchu ist bis heute geheimnisumwittert. Lange Zeit gerätselt wurde vor allem über die Entstehungszeit. Während manche der Stadt eine mehr als tausendjährige Geschichte anhängen wollten, glaubten andere, es handle sich um ein kleines Fort zur Eindämmung der spanischen Eroberungswelle. Erst vor wenigen Jahren wurde das Datum ihrer Erbauung im Jahr 1450 nachgewiesen.
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Die Stadt Machu Picchu erhebt sich auf der Spitze des gleichnamigen Berges in einer Höhe von 2.360 Metern in einer subtropischen Zone zwischen den Anden und dem Amazonas-Urwald. Das Nationale Kulturinstitut (INC) von Peru geht davon aus, dass Machu Picchu erbaut wurde, um tausend Menschen in einem Gebiet zu beherbergen, das dem ersten Inka-Herrscher Pachacutec gehörte, dem „großen Erbauer“, der von 1438 bis 1471 regierte.
Stadt aus tonnenschweren Granitblöcken
„Machu Picchu ist aus Granit gebaut worden, einem Gestein, das sehr häufig in der Gegend vorkommt. Im Zentrum befindet sich ein Sonnentempel in Halbkreisform, ähnlich dem Korinkancha. Dies ist ein Charakteristikum der Inka-Tempel, die entweder die Form einer Trommel oder die eines mittelalterlichen Turmes hatten“, so das INC.
Der Tempel wurde in einen 200 Tonnen schweren Granitblock gehauen. An seiner Basis zeigt er eine Aushöhlung, die als Grab für eine wichtige Persönlichkeit diente. Der Bau wurde so angelegt, dass er vor Erdbeben gesichert ist. Doch die wichtigsten natürlichen Feinde sind der Regen, das einsickernde Grundwasser und die Felsspalten, die zur Erosion des Berges beitragen.
Verwaltungszentrum für Ackerbau
Untersuchungen haben ergeben, dass Machu Picchu ein Verwaltungszentrum für den Ackerbau war. Gleichzeitig stellt die Stadt die erste Ausbreitung der Inka-Siedlungen in Richtung des Waldes dar. Der Bau erfolgte zu einer Zeit, da ihr König Pachacutec zu großer Neulandgewinnung aufrief. Die Forschung geht heute davon aus, dass die Stadt in ihrer Hochblüte bis zu 1.000 Menschen beherbergen und versorgen konnte. Sie ist ein beredtes Zeugnis ihrer Zeit mit ihren Brunnen, Plätzen, Geschäften und Tempeln und ihrem kleinen Gefängnis.
Archäologen entdeckten weder Gold noch Waffen, obwohl dort das sagenhafte Eldorado vermutet und das Bergnest auch als Zuflucht des letzten Inka betrachtet wurde. So kursieren Gerüchte unter den Indios der Region über die Stadt ihrer einstigen Fürsten, die vom 12. Jahrhundert bis zur Entmachtung durch die Spanier in den Anden vom nördlichen Ecuador bis Zentralchile über ein mächtiges Reich herrschten. Sie hatten gut zwölf Millionen Untertanen.
Bevölkerung verschwand heimlich
Irgendwann vor rund 500 Jahren verließen die Inka aus unbekannten Gründen die Zitadelle ebenso wie die benachbarten Berge Huayana Picchu und El Mandor, wo sich auch noch Spuren der antiken Kultur finden. Für den Auszug fanden sich keine Zeugnisse. Auch die Gründe sind unbekannt. Die spanischen Eroberer haben niemals von der Existenz dieser Anlage erfahren, die erst 1911 von dem Amerikaner Hiram Binham entdeckt wurde. Machu Picchu, deren ursprünglicher Name unbekannt ist, wurde nach einem der nahe gelegenen Berggipfel benannt, zwischen denen die Ruinenstadt liegt.
Ausgeklügeltes System von Kurierpfaden
Erreichbar war Machu Picchu über ein ausgeklügeltes System von Kurierpfaden, die das gesamte Inka-Reich verbanden. Läufer, Chasquis genannt, schafften in Stafetten 2.000 Kilometer in fünf Tagen - eine enorme Leistung in der dünnen Höhenluft. Wer entsprechend gut trainiert und schwindelfrei ist, kann bis heute den Inka-Pfad nach Machu Picchu benutzen.
Die Masse der Touristen aber kommt mit dem Sonderzug aus dem 112 Kilometer weit entfernten Cuzco, der einstigen Inka-Hauptstadt, deren Name übersetzt „Nabel der Welt“ bedeutet. Von der Bahnstation in 1.970 Meter Höhe windet sich eine acht Kilometer lange Straße in 13 Haarnadelkurven zum Eingang der Stadt in 2.360 Meter Höhe. Täglich werden dort per Bus die rund 2.000 Besucher herangekarrt. Machu Picchu ist eine der größten Touristenattraktionen in Südamerika.
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