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Das Völkergemisch von Juba

Juba, die neue Hauptstadt des Südsudans, hat eigentlich europäische Wurzeln. Es waren Griechen, die Ende des 19. Jahrhunderts aus dem Osmanischen Reich geflohen waren, die 1890 die Stadt Juba an den Ufern des Weißen Nils gründeten. Heute ist die Stadt mit ihren 250.000 Einwohnern eine aufstrebende Stadt. Nicht zuletzt weil auch Äthiopier und Kenianer an diesem Ort mit den internationalen Truppen Geschäfte machen wollen.

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Wer in Juba, der Hauptstadt des Südsudan, unterwegs ist, muss nur die Augen schließen und glaubt sich in Kenia oder Uganda. Suaheli, Verkehrssprache Ostafrikas, ist ebenso allgegenwärtig wie das kenianisch oder ugandisch geprägte Englisch.

In vielen Hotels wird das äthiopische Fladenbrot Injera und das beliebte kenianische Tusker-Bier angeboten. Für viele unternehmungslustige Menschen aus den Nachbarstaaten ist Juba eine Boomtown, in der sich schnell viel Geld machen lässt - nicht zuletzt dank der Anwesenheit vieler Hilfsorganisationen und UNO-Einrichtungen, die auch bereit sind, überhöhte Preise zu zahlen und auf englischsprachige Mitarbeiter angewiesen sind.

Brücke bei Juba über den Weißen Nil

Flickr/DEMOSH

Brücke über den Weißen Nil bei Juba

„Hier lässt sich gutes Geld verdienen“

Margaret, die ihren Nachnamen nicht nennen will, arbeitet in einem der Hotels in Juba, die zahlreiche Zimmer an Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen vermieten. Sie stammt aus Eldoret im zentralkenianischen Rift Valley und leitet zusammen mit ihrem Bruder das Hotel.

„Hier lässt sich gutes Geld verdienen“, sagt sie. „Aber wir brauchen sudanesische Partner, und wer weiß, ob es nach der Unabhängigkeit nicht doch den Trend gibt, dass nur noch Südsudanesen die Jobs bekommen.“

Robert Malikeye aus Uganda hat vorerst keine Zukunftssorgen. Der 30-Jährige arbeitet als Wasserträger. Es ist harte Arbeit. Mit dem Fahrrad fährt er zu einem der Tankwagen, die sauberes Trinkwasser verkaufen. Für vier Sudanesische Pfund pro Zehn-Liter-Kanister (ca. ein Euro) kauft er Wasser, jeweils hundert Liter. Wenn er sein Fahrrad durch die schlaglochübersäten Straßen von Juba schiebt, kann er das nur mühsam mit seinem klapprigen Gefährt mit der schweren Last.

Spare, was ich nur kann

„Ich verkaufe die Kanister für jeweils zehn Pfund“, erzählt er. „Zum Leben brauche ich nur 50 Pfund (ca. 13 Euro) in der Woche, ich spare, was ich nur kann.“ Es ist kein sonderlich komfortables Leben. In den Hotels kostet ein Bier vier Pfund, für ein Abendessen müssen mindestens 20 US-Dollar hingelegt werden. Doch auf dem Markt gibt es - bei den ebenfalls aus Ostafrika stammenden Händlern - Maismehl für Gerichte wie Posho oder Ugali, gelegentlich auch einmal ein bisschen Gemüse.

„Wenn ich drei Monate lang Wasser ausgetragen habe, habe ich genug Geld verdient, um zwei Monate nach Uganda zurückzukehren. Und meine Frau und meine vier Kinder haben ein gutes Auskommen“, sagt Malikeye. Die Schinderei auf den heißen, staubigen Straßen von Juba lohnt sich für ihn. Zukunftssorgen hat er nicht. „Die Südsudanesen wollen bequeme Jobs, nicht diese harte Arbeit“, meint er. „Vielleicht ändert sich das, wenn sie nach der Unabhängigkeit feststellen, dass sie immer noch nicht im Paradies leben. Aber bis dahin mache ich einfach weiter.“

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