Drei Brüder führen Geschäfte
Orascom ist eine ägyptische Unternehmensgruppe, die in den Branchen Baugewerbe (Orascom Construction Industries, OCI), Telekommunikation (Orascom Telecom Holding, OTH) und Touristik (Orascom Hotels and Development, ODH) tätig ist. Geführt wird die Gruppe von der Orascom Development Holding AG unter Leitung von Samih Sawiris.
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Das Unternehmen wurde von Sawiris’ Vater Onsi 1972 gegründet. Neben Samih Sawiris (geboren 1957) sind in dem weit verzweigten Firmenkonglomerat auch noch seine Brüder Nagib (geboren 1954), Mehrheitsaktionär der OTH, und Nassef (geboren 1961) tätig. Samih und Nagib Sawiris begannen ihre Ausbildung an der Deutschen Evangelischen Oberschule in der ägyptischen Hauptstadt Kairo und studierten später Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Berlin, bevor sie in das Unternehmen ihres Vaters eintraten.
Nassef Sawiris studierte an der Chicago University und leitet die OCI, die unter anderem am Bau des derzeit höchsten Gebäudes der Welt, des Burdsch Chalifa in Dubai, beteiligt war. Onsi Sawiris zog sich bereits vor über zehn Jahren aus dem operativen Geschäft zurück und überließ die Lenkung des Konzerns seinen drei Söhnen.
Firmensitz in der Schweiz
Firmensitz der Orascom Development Holding AG ist mittlerweile die Schweiz, das Unternehmen notiert an der Schweizer Börse. Mehrheitseigentümer ist Samih. In Ägypten sah sich die Familie, die der koptisch-christlichen Minderheit angehört, mehrfach mit Repressalien konfrontiert. Bereits vor der Gründung der Orascom-Holding wurde Onsi Sawiris’ Besitz, mehrere Baufirmen, nach dem Militärputsch 1952 unter Gamal Abdel Nasser, ebenso eine später in Libyen gegründete Baufirma unter dem Regime von Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi enteignet.
Erst vor drei Jahren sprach ein radikaler ägyptischer Religionsgelehrter gegen die Familie eine Fatwa aus, da sich Nagib Sawiris kritisch über das Tragen des Kopftuchs geäußert hatte. Die Forderung lautete daraufhin, Orascom zu boykottieren. Nagib soll damals sinngemäß gesagt haben, er fühle sich angesichts der Vielzahl kopftuchtragender Musliminnen in seinem Land „wie im Iran“.
Unruhen ließen Umsätze sinken
Zuletzt bekam der Familienkonzern auch die Folgen der Unruhen in Ägypten zu spüren. Im ersten Quartal 2011 sank der Reingewinn der Holding mit Firmensitz im Schweizer Altdorf um ganze 98 Prozent auf rund 600.000 Franken (knapp 500.000 Euro). Der Umsatz brach um 55 Prozent auf 53 Mio. Franken (fast 44 Mio. Euro), wie das an der Schweizer SIX notierte Unternehmen Anfang Juni per Aussendung mitteilte.
Die Ergebnisse im ersten Quartal seien stark von den politischen Unruhen in Ägypten geprägt gewesen, während die Resultate in den übrigen Destinationen solide ausgefallen seien, begründete Orascom den starken Rückgang von Umsatz und Gewinn. Es sei aber gelungen, „dieser noch nie da gewesenen Entwicklung standzuhalten und die Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells zu beweisen“.
Im Hotelsegment ging der Umsatz um 40 Prozent auf 28 Mio. Franken zurück, da die Belegungsrate in Ägypten auf 42 Prozent sank. Im Segment Immobilien und Bau reduzierten sich die Erträge um 71 Prozent auf 13 Mio. Franken, weil die Bauaktivitäten in Ägypten rund 50 Tage eingestellt werden mussten. Die Resultate des ersten Quartals seien nicht bezeichnend für das Geschäftsjahr 2011, hieß es in der Mitteilung weiter. Mit der zunehmenden Stabilisierung der Lage in Ägypten werde auch das Geschäft im laufenden Jahr wieder anziehen.
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