Themenüberblick

Hunger und Dürre bedrohen Mio. in Afrika

Immer öfter, immer länger, immer härter herrschen am Horn von Afrika Dürre und Hunger. Nur zwei Jahre nach der letzten Katastrophe droht nun die schwerste Dürre seit 60 Jahren, Hilfsorganisationen schlagen Alarm. Schon gibt es aus Ostafrika wieder Bilder ausgehungerter Kinder mit aufgeblähten Bäuchen, die nur noch aus Haut und Knochen bestehen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die UNO und Hilfsorganisationen zeichnen ein Schreckensszenario, das sich nach zwei weitgehend ausgefallenen Regenzeiten in Folge abzeichnet. Hunger und Dürre bedrohen über zehn Millionen Menschen vor allem in Somalia, im Süden Äthiopiens und im Norden Kenias.

Erinnerungen an Äthiopien-Katastrophe in 80ern

Von der „größten vergessenen Krise der Welt“ spricht die Hilfsorganisation Oxfam, die nun ihren bisher größten Spendenappell für Afrika gestartet hat. Für die Helfer ist es wieder einmal ein Wettlauf gegen die Zeit. Die bisher eingeworbenen Spenden liegen weit unter den Anforderungen, heißt es beim Welternährungsprogramm (WFP), beim Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und Hilfsorganisationen übereinstimmend.

Die Emotionen schürenden Fernsehbilder aus dem Notstandsgebiet, die an die äthiopische Hungerkatastrophe Anfang der 1980er Jahre erinnern, fehlen eben noch. Dabei ist es das Ziel der Helfer, vorher etwas zu unternehmen und nicht erst dann, wenn die Hungeropfer kaum noch zu retten sind.

Vor allem in Somalia und in Nordkenia sind die meisten Menschen in den Dürregebieten Halbnomaden. Viele kämpfen in der kargen Halbwüste um das Überleben. Vor zwei Jahren hatten die letzte Dürre und der Tod vieler Viehherden die Menschen, deren einziger Wohlstand Ziegen und Schafe, Kamele und Rinder sind, in bittere Armut gestürzt. Nun ist der seitdem erzielte bescheidene Fortschritt erneut bedroht. „In manchen Gebieten sind bereits 60 Prozent der Herden gestorben“, warnt Jane Cocking von Oxfam.

Hunderttausende schwer unterernährte Kinder

UNICEF geht derzeit von 480.000 schwer unterernährten Kindern am Horn von Afrika aus - das ist selbst verglichen mit der Dürre des Jahres 2009 ein Anstieg um 50 Prozent. Am dramatischsten ist die Situation in Somalia, wo der seit 20 Jahren andauernde Bürgerkrieg schon viele Menschen in Flüchtlingslager getrieben hat. Nun ist das Überleben noch schwieriger und härter geworden - das ist auch in Dadaab, dem größten Flüchtlingslager der Welt, immer mehr zu spüren. Rund 800 Kinder aus Somalia kommen dort täglich an, oft nach tagelangem Fußmarsch, barfuß und ausgehungert, berichtete die Hilfsorganisation Save the Children.

Nicht allen kann noch geholfen werden. Viele der besonders geschwächten Kleinkinder sterben unterwegs. Dadaab ist mit derzeit 350.000 Flüchtlingen hoffnungslos überfüllt. Im Lager führen Enge und Verteilungskämpfe um die begrenzten Hilfsmöglichkeiten zu Spannungen. Erst vor wenigen Tagen kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.

Lebensmittelpreise schnell in die Höhe

Spannungen herrschen aber auch zwischen den Flüchtlingen und den angrenzenden Dorfgemeinschaften, die fürchten, in der Konkurrenz um Lebensmittelhilfe ins Hintertreffen zu geraten. Die Preise für Mais, für die meisten Menschen in Kenia das wichtigste Grundnahrungsmittel, sind um 40 Prozent in die Höhe geschnellt.

Ganz so dramatisch wie im Norden ist die Lage in Makueni, einem der Dürregebiete im Süden Kenias, nicht. Doch die dürren Maispflanzen sind verdorrt, tragen nur kleine Kolben. „Der Regen ist ausgeblieben“, klagt Silvia Mutua, eine der Dorfbewohnerinnen. „Auf eine Ernte können wir erst im nächsten Jahr wieder hoffen.“ Die Brunnen sind versiegt, nun müssen die Frauen wieder zum Fluss gehen und kilometerweit Wasser schleppen. Und auch der Schulbesuch der Kinder bleibt auf der Strecke, erzählen die Frauen von Makueni. „Wenn wir Wasser holen, muss eines der älteren Kinder zu Hause bleiben und sich dort um alles kümmern.“

Eva Krafczyk, dpa

Links: