Bericht: US-Technik für chinesisches Überwachungsprojekt

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Der weltgrößte Netzausrüster Cisco prüft laut einem Zeitungsbericht die Teilnahme an einem gigantischen Überwachungskameraprojekt in China. Auch der Computerriese Hewlett-Packard könnte Server und Speichertechnik liefern, berichtete das „Wall Street Journal“ („WSJ“) heute unter Berufung auf informierte Personen.

Die Stadt Chongqing will mehr als 500.000 Videokameras auf Straßen und öffentlichen Plätzen installieren. Die Behörden betonen, sie seien lediglich zur Bekämpfung der Kriminalität gedacht. Das System soll dem Bericht zufolge umgerechnet 1,7 Milliarden Euro kosten.

Kameras im städtischen Netz

Cisco könnte zu dem Projekt mit dem Titel „Friedliches Chongqing“ die Netzwerktechnik beisteuern, die für ein so großes und komplexes Kamerasystem entscheidend sei, schrieb die Zeitung weiter. Cisco sei von dem chinesischen Sicherheitsunternehmen Hikvision Digital Technology angesprochen worden, das die Federführung bei dem Projekt habe.

Ein Cisco-Sprecher habe auf Anfrage der Zeitung lediglich betont, dass der US-Konzern keine Videokameras oder Videoüberwachungslösungen für staatliche Infrastrukturprojekte in China geliefert habe.

Hikvision-Präsident Hu Yangzhong sagte der Zeitung, die Kameras sollen an ein Datennetzwerk angeschlossen werden, das Cisco bereits in der Stadt aufbaue. Das sei Teil eines weltweiten Cisco-Projekts, bei dem Informationstechnologie bei der Lösung lokaler Probleme in Verkehr, Gesundheitswesen und Bildung helfen soll.

Amnesty International besorgt

Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International betonen jedoch, China nutze systematisch die Bilder der in Städten installierten Videokameras, um Regimekritiker zu überwachen.

Der für die China-Strategie zuständige HP-Manager Todd Bradley sagte dem „WSJ“, der Konzern verlasse sich auf die Zusicherungen der Chinesen zum Zweck des Kamerasystems: „Wir nehmen sie beim Wort, was die Nutzung angeht.“

Nach der blutigen Niederschlagung der Proteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking 1989 ist es US-Unternehmen zwar untersagt, reine Sicherheitstechnik wie Fingerabdruck-Scanner nach China zu liefern. Geräte wie Kameras, die zu verschiedenen Zwecken verwendet werden können, fallen aber nicht darunter.