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Mehrere Stufen zum „richtigen“ A-Schein

Seit Jahren ist die Zahl der Verkehrsunfälle rückläufig. Eine Kategorie schert bei diesem Trend jedoch aus: Im Vorjahr verunglückte ein Viertel mehr Jugendliche mit Mopeds oder Kleinmotorrädern als noch im Jahr 1999, zeigt eine Studie des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ). Durch die Führerscheinnovelle sollen bald auch 16-Jährige Motorräder bis 125 Kubikzentimetern lenken dürfen.

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2013 tritt die dritte EU-Führerscheinrichtlinie in Kraft. Die Kommission will damit die Regeln in den einzelnen Ländern vereinheitlichen. Vorgesehen ist ein einheitlicher Führerschein im Scheckkartenformat für alle Mitgliedsländer - anstelle der derzeit 110 verschiedenen Führerscheinmuster. Die entsprechende Novelle, die die Richtlinie in Österreich regelt, soll am Mittwoch im Nationalrat beschlossen werden. Neben der Befristung auf 15 Jahre ändert sich für Österreich vor allem im Bereich der Lenkberechtigungen für Mopeds und Motorräder einiges.

Direktzugang zu A-Schein erst ab 24

Künftig soll es neue Klassen beim A-Führerschein geben: 16-Jährige sollen dann mit einer entsprechenden Ausbildung Leichtmotorräder mit 125 ccm Hubraum lenken dürfen. Bisher war das erst ab 18 möglich, indem man entweder den A-Führerschein erwarb oder nach fünf Jahren im Besitz des B-Führerscheins sechs Fahrstunden absolvierte. Diese neue Führerscheinklasse A1 unterliegt dann wie schon bisher A und B dem Mehrphasenausbildungssystem. Der Mopedausweis fällt dann in die Klasse AM.

Jeweils nach zweijährigem Besitz der niedrigeren Klasse kann die nächste Stufe nach siebenstündiger Schulung oder Ablegung einer praktischen Fahrprüfung erworben werden. Jugendliche können ab 2013 eine 125-ccm-Maschine ab 16 Jahren lenken, mit 18 auf A2 (bis 35 kw) umsteigen und mit 20 auf A. Ein Direktzugang zu Klasse A ist erst mit 24 Jahren möglich statt wie bisher mit 21.

3.798 Unfälle im Vorjahr

Im Jahr 1999 verunglückten 2.964 jugendliche Moped- und Kleinmotorradfahrer. 2010 waren es um 834 mehr (3.798). 14 Jugendliche starben im Vorjahr.

VCÖ: Spielraum der EU-Vorgabe ausnutzen

Der VCÖ kritisierte die geplanten Änderungen aufs Heftigste: „Moped und Kleinmotorräder sind für Jugendliche die mit Abstand gefährlichsten Verkehrsmittel“, so VCÖ-Experte Martin Blum am Dienstag in einer Aussendung. Der Club appellierte an die Nationalratsabgeordneten, beim Beschluss der Novelle das Mindestalter nicht auf 16 Jahre zu senken, sondern, wie es die EU-Richtlinie auch ermöglicht, auf 18 Jahre festzulegen, wie Mediensprecher Christian Gratzer gegenüber ORF.at sagte.

Die EU-Vorgabe lasse es offen, das Mindestalter auf 16 oder 18 festzulegen. „Es geht um die Gesundheit und das Leben unserer Jugend. Eine Herabsetzung auf 16 Jahre kann viel Leid verursachen“, so Blum. Man hoffe auf eine Änderung in „letzter Sekunde“.

Befristung auf 15 Jahre ohne Gesundheitscheck

Neu ist auch, dass die EU vorschreibt, dass Lenkberechtigungen künftig ein Ablaufdatum haben: Alle 15 Jahre muss der Führerschein erneuert werden. Die Empfehlung der EU, eine Verlängerung der Führerscheine von Gesundheitsüberprüfungen abhängig zu machen, wurde vom Verkehrsministerium jedoch nicht aufgegriffen. Zwangsmaßnahmen für Senioren soll es nicht geben, hieß es. Alle bis 2013 ausgestellten Lenkberechtigungen - auch alte rosa Führerscheine - bleiben noch bis 19. Jänner 2033 gültig. Die Kosten für den Umtausch belaufen sich auf 55,70 Euro.

Neu ab 2012: Rettungsgassen

Ab 2012 wird auf Österreichs Autobahnen außerdem die Bildung von Rettungsgassen zur Pflicht. Das heißt, im Falle eine Staus fahren die Autofahrer nach links und rechts an den Straßenrand und ermöglichen so Einsatzfahrzeugen die freie Zufahrt zur Unfallstelle. Rettungsgassen gibt es bereits in den Nachbarländern Deutschland, Schweiz, Tschechien und Slowenien. Erfahrungen der Einsatzorganisationen zeigten, dass die Helfer dadurch durchschnittlich vier Minuten schneller zur Stelle sind.

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