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Der lebende Italowestern

Sie tragen Hüte mit breiten Krempen, reiten auf kleinen robusten Pferden, und ihr Markenzeichen ist der lange Hirtenstab: die Butteri genannten Viehhüter des italienischen Landstrichs Maremma, die seit dem 18. Jahrhundert die Rinder inmitten der wildromantischen Landschaft pflegen.

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Als die Maremma noch unter Großgrundbesitzern aufgeteilt war, war es die Aufgabe des Butteri, das frei laufende Vieh zu kontrollieren, zu zählen, zusammentreiben und wieder einzufangen, was im schwer zugänglichen Sumpfgebiet eine besondere Herausforderung darstellte. Mittlerweile ist die Zahl dieser echten italienischen Cowboys stark geschrumpft: Die Herden streunen nicht mehr frei herum, der Bedarf an Viehhütern ist dementsprechend gesunken.

Italienischer Cowboy in Maremma

Fotolia/olly

Von früh bis spät kümmern sich die Butteri um die Rinder der Maremma.

„Es ist meine Leidenschaft“

Heute sind es nur noch fünf Butteri, die im toskanischen Teil der Maremma tatsächlich ihren Dienst tun. „Es ist nicht mein Job, es ist meine Leidenschaft“, sagte Stefano Pavin, ein 45-jähriger Buttero. An die Schmerzen nach seinem ersten vierstündigen Ritt durch die Maremma kann er sich noch sehr gut erinnern - seit damals ist er für neun Stiere und 220 Kühe tagtäglich ab 7.30 Uhr zuständig, von denen er jedes einzelne Tier beim Namen kennt.

Sein Arbeitgeber ist die öffentlich verwaltete Azienda Agricola Alberese, ein 46 Hektar großes Anwesen rund 160 Kilometer von Rom entfernt - direkt im Naturschutzgebiet des Maremma-Regionalparks in der Südtoskana. Die Arbeit ist schwer, die Arbeitszeiten lang und der Verdienst mager. Ein junger Buttero verdient knapp über 1.000 Euro im Monat - und muss bei jedem Wetter antreten.

Frühe Tagwache vor Dienstbeginn

„Ich war von Anfang an von der Idee fasziniert, auf dem Rücken eines Pferdes zu arbeiten“, erklärte Yuri Pieretto, mit 28 Jahren der jüngste Buttero des Alberese-Landwirtschaftsbetriebs. Er ist erst seit zwei Jahren im Team, nachdem er damals seinen Job als Elektriker verlor. „Am schlimmsten ist das Aufstehen, es fällt mir immer noch schwer, um sechs Uhr aufzustehen und dann so hart und schnell arbeiten zu müssen“.

Der 66-jährige Mariano Molinari hat sich schon als Kind mit seinem Vater um die Rinder gekümmert. Seit Generationen war in seiner Familie jeder männliche Nachkomme als Cowboy tätig, und auch der berühmteste Buttero zählt zu seinen Vorfahren: Augusto Imperiali.

Der Bezwinger von Buffalo Bills Wildpferd

Als Buffalo Bill 1890 mit seiner legendären Wildwestshow durch Italien zog, forderte der Herzog von Sermoneta die Truppe auf, ihr Können auf seinen berüchtigt wilden Pferden zu versuchen. Mit Leichtigkeit bestanden die amerikanischen Cowboys diese Aufgabe - sie fingen die Pferde mit Lassos ein, sattelten, zäumten und ritten die Tiere.

Buffalo Bill forderte daraufhin die italienischen Butteri auf, seine Wildpferde zu bezwingen. Von acht oder neun Angetretenen konnte nur Imperiali die Ehre der Maremma-Cowboys retten und sich vor Buffalo Bill beweisen. Zum Gedenken an das Spektakel veranstalten die Butteri zweimal jährlich, im Mai und im Oktober, große Rodeoveranstaltungen, die längst - genauso wie Butteri-Shows - zu einer beliebten Touristenattraktion geworden sind.

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