„DSK will vom Unrecht reingewaschen werden“
Wird er nun ins Rennen um die französische Präsidentschaft steigen und sich den Vorwahlen innerhalb der Sozialisten Partei stellen oder nicht? Seit die Affäre um Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn vergangene Woche eine unerwartete Wende genommen hat, machen Gerüchte um ein Politcomeback des Politikers die Runde. Doch im Lager von DSK zögert man.
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Der in den USA angeklagte Dominique Strauss-Kahn hat nach Angaben aus Frankreich nicht darum gebeten, ihm die Teilnahme an den Vorwahlen der Sozialistischen Partei für die Präsidentschaftskandidatur zu ermöglichen.
Verlängerte Bewerbungsfrist?
„Ich habe nicht den Auftrag bekommen, mich für eine Fristverlängerung einzusetzen“, sagte am Montag der ihm nahestehende Abgeordnete Jean-Christophe Cambadelis dem Sender France Culture. „Dominique Strauss-Kahn will jetzt in erster Linie von dem Unrecht, das ihm widerfahren ist, reingewaschen werden“, fügte er hinzu.
Die Frage, ob die Bewerbungsfrist für die Vorwahlen am 13. Juli aufgeschoben wird, um Strauss-Kahn doch noch eine Kandidatur zu ermöglichen, beschäftigt die Sozialistische Partei seit Tagen.
Aubry hält an Kandidatur fest
Parteichefin Martine Aubry sagte am Sonntagabend, dass sie an ihrer Kandidatur festhalten werde. Dabei war Aubry selbst nur in den Ring gestiegen, nachdem eine Kandidatur des in internen Umfragen haushoch favorisierten Strauss-Kahn nach der Festnahmen in den USA in weite Ferne gerückt war.

AP/Michel Spingler
Parteichefin Aubry muss im Kandidatenrennen bleiben. Auch wenn sich DSK für ein Antreten entscheidet.
Nun müssen auch die anderen Kandidaten im Ausscheidungsrennen innerhalb der Sozialisten zuwarten, wie sich der ehemalige Wirtschafts- und Finanzminister entscheiden wird.
Royal und Hollande bieten „Fair-play“ an
Zuletzt führte ein ehemaliges Ehepaar Wahlkampf innerhalb der Partei: Francois Hollande und Ex-Präsidentschaftskandidatin Segolene Royal. Unmittelbar nach der Wende in der Affäre Strauss-Kahn reagierten Hollande und Royal mit Fair-play. Man könne die am 13. Juli ablaufende Endfrist für die Registrierung der Kandidaturen bei der PS-Zentrale natürlich aufschieben, betonten die beiden Anwärter.
Die überraschende Kehrtwende in der Vergewaltigungsaffäre macht eine rasche Rückkehr von Strauss-Kahn durchaus möglich, wie es manche US-Medien transportieren. Diese lassen das mutmaßliche Opfer als geldsüchtige Intrigantin erscheinen, die überdies die US-amerikanischen Behörden wiederholt belogen habe. Strauss-Kahn wollte sich erst in Frankreich zu einer möglichen Kandidatur äußern, heiß es Ende letzter Woche. Was bedeuten würde, dass Strauss-Kahn die Bewerbungsfrist für ein internes Antreten versäumen würde, es sei denn, er darf die USA schon vor der für Mitte September anberaumten Verhandlungsrunde in seinem Fall verlassen.
Ein idealer Kandidat für die Linke?
Der zurückgetretene IWF-Chef muss auch entscheiden, ob ein Präsidentschaftswahlkampf nach all dem negativen Medienrummel, der sich über ihn ergossen hat, angebracht ist. Die sechs Millionen US-Dollar Kaution, um auf freien Fuß zu kommen, das Luxusappartement in Manhatten für den Hausarrest, das italienische Nobelrestaurant zum Diner am Abend seiner Freilassung sind lauter kleine Symbole, die DSK nicht wirklich als den idealen Linkskandidaten erscheinen lassen.
Als Alternative hat Strauss-Kahn auch die Möglichkeit, sich als politisches „Schwergewicht“ auf die Seite des Siegers der Vorwahl zu stellen und diesen auf dem Weg in den Elysee-Palast zu begleiten. In dem Fall könnte er dann eventuell einen guten Premierminister abgeben. Seine politischen Freunde wollen allerdings nicht an diese Minimallösung glauben.
Um ihm den Weg zu ebnen, sprachen am Sonntag mehrere seiner engen Mitarbeiter von einem „politischen Komplott“. Ex-Europaminister Pierre Moscovici nannte es eine „Falle“, in die Strauss-Kahn im Hotel Sofitel am 14. Mai gegangen sei. Selbst 60 Prozent der Franzosen erklärten sich im Mai in einer Umfrage überzeugt, dass es sich um ein Komplott gehandelt habe.
Soll Strauss-Kahn zurück auf die politische Bühne in Frankreich? Umfragen unter PS-Wähler sagen ja, etwa eine IFOP-Umfrage, in der sich 65 Prozent der Befragten für eine Rückkehr von DKS aussprachen. Auf der Straße ist die Stimmung für eine Rückkehr eher geteilt. Strauss-Kahn wird mit seinen Beratern wohl noch zuwarten, was eine endgültige Zu- oder Absage für ein Antreten anlangt.
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