Die Ausnahmeerscheinung Franz Liszt
Er war Wunderkind, Komponist, Klaviervirtuose, Förderer, Frauenheld und eine Art Popstar seiner Zeit: Franz Liszt. Eine „Lisztomanie“ diagnostizierte Heinrich Heine unter seinen Fans - und unter eben diesem Titel begeht das Burgenland 2011 die „Lisztomania“ anlässlich des 200. Geburtstages am 22. Oktober.
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Neben seinen Werken, die unter anderem in vier prominent besetzten Konzertzyklen erklingen, wird den Besuchern in Ausstellungen auch das Leben des Jubilars nahegebracht. Denn nicht nur der Titel des Liszt-Jahres weist darauf hin, dass seine Biografie jener moderner Stars in kaum etwas nachstand.
Erinnerung an Mozarts Vater
Liszt erblickte am 22. Oktober 1811 im damals noch ungarischen Raiding als Sohn von Adam und Maria Anna Liszt, geborene Lager, das Licht der Welt. Bereits bei der Geburt soll sein Vater davon überzeugt gewesen sein, dass Franz zu „Höherem bestimmt“ war. Adam galt als strenger Musikerzieher, Vergleiche mit Leopold Mozart wurden immer wieder gezogen.
So bemühte sich der Vater um die musikalische Ausbildung seines Sohnes: Liszt wurde in Wien von Carl Czerny und Antonio Salieri unterrichtet. Außerdem sollte er am Pariser Konservatorium studieren, die Aufnahme war jedoch nur Franzosen gestattet und somit übernahm Adam Liszt selbst den Unterricht. Jahrelang reisten Vater und Sohn für Konzerte Liszts durch Frankreich und England. Mit dem Tod Adams im August 1827 verschlug es den damals 16-Jährigen gemeinsam mit seiner Mutter in eine kleine Wohnung nach Paris, wo er sich mit Klavier- und Kompositionsunterricht seinen Lebensunterhalt verdiente.
Liebesabenteuer und gescheiterte Beziehungen
Nach seiner ersten gescheiterten Liebe im Alter von 17 Jahren zu Caroline de Saint-Criq wurde Liszt depressiv und zog sich zurück. Er beschäftigte sich viel mit zeitgenössischer Belletristik, philosophischen und religiösen Schriften und überlegte, Priester zu werden. Gleichzeitig entwickelte er jedoch ein exzentrisches Verhältnis zur Damenwelt, das auch in seinem späteren Leben von großer Bedeutung war.
„Das ganze weibliche und aristokratische Publikum ist für mich“, schrieb er in einem Brief. Als Klaviervirtuose wurde Liszt gefeiert wie ein Superstar, die Frauen lagen ihm wie Groupies in der heutigen Zeit zu Füßen und trotz seiner Ehe mit Gräfin Marie d’Agoult pflegte er auf seinen Konzertreisen intensive Kontakte zu zahlreichen Frauen. Die Ehe endete ebenso wie seine spätere zwölfjährige Beziehung zu Carolyne zu Sayn-Wittgenstein.
Bereits als Neunjähriger wurde er als pianistisches Wunderkind gefeiert, in München, Augsburg, Stuttgart und Straßburg bezeichnete man ihn als „neuen Mozart“. Später wurde der Hype um seine Person immer größer, er selbst ruhmsüchtig. Besonders in Berlin entstand jene von Heine erwähnte „Lisztomanie“.
Komponist und Förderer
Gleichzeitig war er Förderer zeitgenössischer Musik, dirigierte zahlreiche Kompositionen von Hector Berlioz und seinem späteren Schwiegersohn Richard Wagner. Im Februar 1848 begann er mit einer Aufführung von Friedrich von Flotows neuer Oper „Martha“ seine Arbeit als Hofkapellmeister in Weimar. Während seiner Zeit in Weimar dirigierte er 1850 die Uraufführung von Wagners „Lohengrin“. Aber auch Werke von Verdi und Rossini sowie Klassiker von Mozart wurden dargeboten.
Neben seiner Tätigkeit als Dirigent brachte Weimar auch neuen Aufwind im Leben des Komponisten Liszt: 13 Symphonische Dichtungen entstanden in der deutschen Stadt. Auch seine beiden Klavierkonzerte in Es-Dur und A-Dur, die Faust- sowie die Dante-Symphonie und den „Totentanz“ schrieb Liszt in Weimar. Seine 1853 ebenfalls in Weimar entstandene Klaviersonate in h-Moll gilt als das „Opus summum“ seiner Klavierwerke.
Insgesamt ist das kompositorische Schaffen Liszts von immensem Umfang. Bis heute ist keine vollständige Gesamtausgabe über seine Kompositionen für Klavier, seine zahlreichen Lieder sowie die großen Orchesterwerke erschienen.
Empfang der niederen Weihen
Als Liszt die Uraufführung der ihm gewidmeten Oper „Der Barbier von Bagdad“ von Peter Cornelius (1824 - 1874) leitete, störten Gegner die Aufführung, woraufhin Tumulte folgten. Diese waren der Grund dafür, dass Liszt seinen Posten als Kapellmeister in Weimar aufgab.
1865 empfing Liszt in Rom die niederen Weihen und bezeichnete sich von nun an als „Abbe“. Die Hinwendung zur Kirche fand sich nun auch in seinen Kompositionen wieder. Dabei handelt es sich um religiöse oder von der Religion inspirierte Werke wie zum Beispiel die Oratorien „Christus“ und die „Legende der heiligen Elisabeth“. In den folgenden Jahren pendelte Liszt zwischen Rom, Weimar und Budapest.
Am 31. Juli 1886 starb Liszt im Alter von 74 Jahren in Bayreuth an einer Lungenentzündung. Er wurde am 3. August auf dem Bayreuther Friedhof begraben.
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