Schiff mit „grünem Gewissen“
Am 10. Juli 1985, am Höhepunkt der Proteste gegen die Atomtestes auf dem Mururoa-Atoll, hat der französische Geheimdienst einen verhängnisvollen Plan gefasst. Das Greenpeace-Schiff „Rainbow Warrior“ wurde durch zwei Sprengladungen versenkt. Der Umweltschutzorganisation verhalf diese Aktion zu weltweiter Bekanntheit - und sie belohnt sich zum 25. Jahrestag mit einem neuen, besseren Schiff.
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Am Montag, nur wenige Tage vor dem Jahrestag der Versenkung der „Rainbow Warrior I“, wird das neue Flaggschiff von Greenpeace im deutschen Hafen Bremen ins Wasser gelassen. Bis Oktober wird dem 58 Meter langen Zweimaster noch der letzte Schliff verliehen. Aber schon jetzt ist klar: Mit diesem Boot erfüllt sich Greenpeace den Traum von der ökologischen Schifffahrt.
Höchste Umweltstandards
Die „Rainbow Warrior III“ ist das erste Schiff in der Greenpeace-Flotte, das speziell für die Anforderungen der Umweltschützer gebaut wurde. „Es ist zum einen eine moderne Kommunikationszentrale, um der Welt stetig Zugang zu aktuellen Bildern und Berichten von Umweltverbrechen zu gewährleisten. Zum anderen wird das Schiff mit der derzeit umweltfreundlichsten Technik ausgerüstet“, erklärte Greenpeace auf seiner Homepage.

Greenpeace
Die „Rainbow Warrior III“ hat eine Länge von 57,9 Metern und eine Breite von 11,2 Metern. Ihre Segel haben eine Fläche von 1.300 Quadratmetern.
Der Zweimaster ist so konstruiert, dass er hauptsächlich segeln kann. Nur bei ungünstigen Wetterbedingungen sollen verbrauchsarme Dieselmotoren das Schiff auf hoher See antreiben. Die beiden 50-Meter-Masten und die Segel sind auf höchste Effizienz ausgerichtet. Während niedriger Geschwindigkeiten wird ein Elektroantrieb für die Fahrt genutzt. Die Abwärme des Motors wird verwendet, um das an Bord benötigte Wasser zu erhitzen.
Kosten um die 23 Mio. Euro
Zudem verfügt die „Rainbow Warrior III“ über eine biologische Abwasseraufbereitungsanlage sowie einen Hubschrauberlandeplatz auf dem Heck. Um schneller reagieren zu können, wurden spezielle Kräne an Deck montiert, die den schnellen Einsatz von Schlauchbooten möglich machen. Jedes Teil, das für den Bau verwendet wurde, ist nach ethisch korrekten Gesichtspunkten ausgewählt worden. Der Bau des Schiffes dürfte Greenpeace rund 23 Millionen Euro kosten.
Überaus menschliche Wunschliste
Gemäß dem Prinzip der Gemeinsamkeit wurden vor Planungsbeginn die Wünsche der 40 weltweit stationierten Greenpeace-Gruppen erhoben. Wie Ulrich von Eitzen von Greenpeace-Deutschland gegenüber dem englischen „Guardian“ erzählte, ist dabei eine stattliche Liste zusammengekommen, die in weiterer Folge auf zwölf Seiten reduziert wurde. Neben den Vorgaben für eine effiziente Lösung für die Abwässer standen aber auch durchaus menschliche Wünsche ganz oben auf der Prioritätenliste: So wurden alle Doppelkabinen mit einer eigenen Dusche ausgestattet.
Schiff mit Symbolkraft
„Die ‚Rainbow Warrior‘ ist und bleibt weltweit ein Synonym für Greenpeace. Sie wird auch in Zukunft als unser wichtigstes Kampagnenschiff Umweltverbrechen an Land und auf Hoher See aufdecken und gleichzeitig als ‚grünstes‘ Vorzeigeschiff der Welt zukunftsweisende Maßstäbe setzen. Ich bin mir sicher, dass auch Fernando Pereira darauf sehr stolz wäre“, sagte Greenpeace-Meeresbiologin Antje Helms bei der Vorstellung des neuen Schiffs mit Hinweis auf den 1985 bei dem Anschlag auf die „Warrior I“ verstorbenen Fotografen.

AP/Greenpeace/Miller
Die versenkte „Rainbow Warrior I“ ist heute ein beliebtes Ziel für Taucher.
Agenten versenkten „Warrior I“
Denn auch über dem neuen Schiff schwebt immer noch der Schatten der „Rainbow Warrior I“, die 1985 von Agenten des französischen Geheimdienstes im Hafen von Auckland versenkt worden war. Pereira, der als Fotograf mit an Bord war, wollte seine Bilder und Ausrüstung noch aus seiner Kajüte retten, und ertrank. Mit dem Kampfslogan „Man kann einen Regenbogen nicht versenken“ machten sich Umweltschützer aus der ganzen Welt für die Anliegen von Greenpeace stark und brachten der damals noch relativ jungen Organisation enormen Zulauf.
Viele Helfer für ein neues Schiff
Und auch bei dem neuen Schiff ist man auf die Hilfe und Spendenfreudigkeit der Unterstützer angewiesen. Die „Rainbow Warrior III“ wird über eine aufwendige Flash-Website, auf der man beinahe jedes einzelne Teil „kaufen“ und jemandem widmen kann, nach dem Prinzip des Crowdfundings finanziert. Die Spender werden auf einer Tafel an Bord des fertigen Schiffes verewigt.
Im Oktober wird das Schiff offiziell in Dienst gestellt und den Hafen in Hamburg anlaufen. Dort wird die „Rainbow Warrior“ voraussichtlich bis zum 24. Oktober für Interessierte zu besichtigen sein, bevor es weiter Richtung Azoren geht. Dort wird im Jänner auch Peter Willcox an Bord gehen, der langgediente Kapitän der „Warrior I“, und gemeinsam mit seiner Crew wird er den Amazonas hinaufsegeln, um das zu tun, wofür das Schiff gebaut wurde: auf Umweltsünden aufmerksam zu machen.
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