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Familien- und Erwerbsleben vereinbaren

Für den Leiter des Instituts für Familienforschung, Wolfgang Mazal, sind insbesondere die Unternehmen beim Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefordert. Für Familienfreundlichkeit sei eine Änderung der Unternehmenskultur notwendig, ein Patentrezept gebe es nicht, sagte Mazal. Familienminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) kündigte eine Strategiegruppe an.

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„Die österreichische Politik war zu sehr auf das Geldthema und Infrastrukturthema konzentriert“, so Mazal. Die öffentliche Diskussion habe sich um Kinderbetreuungseinrichtungen, Kinderbetreuungsgeld und Familienförderung gedreht. Das sei wichtig, aber zu wenig. Handlungsbedarf sieht Mazal auf der „Einstellungsebene von uns allen“.

Die Gesellschaft müsse Kinder und Familie so wie in Skandinavien und Frankreich als positiv beurteilen, was derzeit in Österreich nicht der Fall sei: „Familie wird heute eher als eine Einschränkung erfahren, denn auch als Chance der persönlichen Entwicklung und Entfaltung.“ Aufgabe der Gesellschaft sei es, die Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsleben zu ermöglichen. Eine besondere Rolle komme dabei Unternehmen zu, so Mazal, sie müssten familienfreundlicher werden.

Mazal: „Änderung der Unternehmenskultur“

„Unternehmen sollten Frauen einen guten Wiedereinstieg ermöglichen, sollten Männer nicht für belächelnswert erklären, wenn sie in Karenz gehen möchten, und sollten zum Beispiel eine andere Sitzungskultur entwickeln“, so Mazal. In Skandinavien gelte es zum Teil als unfein, wenn man nach 17.00 Uhr eine Sitzung abhält, in Österreich gelte es als Zeichen mangelnder Wichtigkeit, wenn das Meeting vor 17.00 Uhr stattfindet.

"Da ist einiges schiefgelaufen“, sagte Mazal. Studien zeigten, dass familienfreundliche Unternehmen auch betriebswirtschaftlich profitierten. Allerdings: „Es gibt kein Patentrezept“, so Mazal. Nur eine Vielzahl an Maßnahmen und eine Änderung der Unternehmenskultur könne Familienfreundlichkeit bewirken.

Mitterlehner: „Bewusstsein weiter fördern“

Auch Mitterlehner betonte, dass sich Familienfreundlichkeit auch betriebswirtschaftlich lohne: „Die Motivation steigt, die Krankenstände gehen zurück, und die Rückkehrquote aus der Karenz verbessert sich.“ Bei einer vom Familienministerium veranstalteten Enquete „Kinderbetreuungsgeld & Co - Vereinbarkeit in Österreich“ seien unlängst europaweite Vergleichszahlen samt Best-Practice-Modellen vorgestellt worden.

Eine neue Strategiegruppe „unter Einbeziehung der maßgeblichen Player“ werde das in den kommenden Monaten weiter diskutieren. Bei einer „Roadshow“ in den Bundesländern solle vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen gemeinsam mit den Wirtschaftskammern mehr Bewusstsein für das Thema geschaffen werden, so der Minister.

WKÖ und AK: „Kinderbetreuung verbessern“

Martin Gleitsmann von der Wirtschaftskammer (WKÖ) hob hervor, dass Wahlmöglichkeit wichtig sei. Ingrid Moritz von der Arbeiterkammer (AK) meinte, Flexibilität in der Arbeitswelt dürfe nicht nur eine Einbahnstraße sein. Gemeinsam forderten WKÖ und AK eine Verbesserung des Angebots der externen Kinderbetreuung, auch qualitativ.

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