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Von Polizisten niedergerannt

Nur kurz gab das Bild weltweit Rätsel auf: das Foto eines sich scheinbar küssenden Paares bei den Ausschreitungen nach dem Finale des Stanley Cups in Vancouver. Bald waren der Australier Scott Jones und seine kanadische Freundin Alexandra Thomas identifiziert. Sie waren bei der Straßenschlacht zwischen die Fronten geraten, zeigt nun auch ein neues Video.

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Das von oben gefilmte Video zeigt, wie die Polizei mutmaßliche Randalierer durch eine Gasse treibt. Das Paar, das zwischen die Fronten geriet, wurde dabei von zwei Einsatzkräften niedergerannt. Die zwei Polizisten bleiben auch kurz stehen und scheinen einige Worte mit ihnen zu wechseln, bevor sie weiterlaufen. Das Video widerlegt nun auch die letzten Gerüchte, das Bild könnte gestellt sein.

Freundin „beruhigt“

„Sie begannen uns mit dem Schild zu schlagen, wie wenn sie versuchten, uns weiterzutreiben“, erzählte Jones dem kanadischen Fernsehender CBC News. Am Boden liegend habe er versucht, seine geschockte Freundin zu beruhigen, als er sich über sie beugte, entstand das Foto.

Mann und Frau liegen auf dem Boden, Polizisten ringsherum

Getty Images/Rich Lam

Richard Lams Foto ging um die ganze Welt.

Seine Freundin kann sich nicht mehr erinnern, wie sie gestürzt ist. „Ich habe wirklich Angst bekommen, weil ich so etwas noch nie erlebt habe, und es war wirklich unheimlich.“ Eigentlich hätten sie die Gegend verlassen wollen, als sie plötzlich mitten in den Ausschreitungen gelandet seien, so Jones, der seit sechs Monaten in Kanada lebt. Der Polizei wollen beide keine Schuld geben: Sie seien einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen.

Fotograf berichtet von Chaos und Plünderungen

Auch der Fotograf Richard Lam berichtete, dass er während der Krawalle im Zentrum der Ausschreitungen herumgestoßen worden sei. „Es war das komplette Chaos. Randalierer haben zwei Autos in Brand gesetzt, zwei Plünderer zerschlugen die Auslage eines nahe gelegenen Kaufhauses“, so Lam. „Zu diesem Zeitpunkt rückte die Polizei in meine Richtung vor. Ich rannte davon und sah plötzlich das Paar hinter den Polizeilinien liegen.“

„Ich war ungefähr 20 bis 30 Meter entfernt“, erklärte er. „Ich habe die zwei Menschen gesehen, die am Boden lagen. Sofort hatte ich das Gefühl, dass einer davon verletzt ist.“ Er drückte ein paar Mal auf den Auflöser, dann verlor er die Szene aus den Augen.

Die Auseinandersetzungen begannen unmittelbar in den Straßen nahe der Rogers-Arena, wo die Canucks das siebente und entscheidende Finalspiel um den Stanley Cup mit 0:4 gegen die Boston Bruins verloren hatten. Die Polizei ging mit Tränengas und Pfefferspray gegen die Krawallmacher vor.

PR-Agentur kümmert sich um Vermarktung

Nachdem Lams Bild rund um die Welt ging, war das Pärchen schnell ausgeforscht: Freunde und Familie gaben an, die beiden zu kennen. Sie seien überwältigt, was das Foto ausgelöst habe, meinte die junge Kanadierin. Sie hatten zunächst verlautet, auf Urlaub gehen zu wollen, um den ganzen Rummel hinter sich zu lassen. Sie wollten keinen „zusätzlichen Stress“, war von ihnen zu hören.

Allerdings änderten sie rasch ihre Meinung. Medienberichten zufolge engagierten sie die auf Promivermarktung spezialisierte australische PR Agentur Markson Sparks. Das ist kaum verwunderlich: Agenturchef Max Markson schätzt das Werbepotenzial auf zehn Millionen Dollar ein. Doch nicht nur Werbedeals sollen angekurbelt werden: Der Australier versucht sich seit längerem als Komiker - bisher allerdings mit mäßigem Erfolg, so dass er zuletzt als Barkeeper arbeiten musste. „Ich glaube, für Scott ist es eine riesige Chance als Sprungbrett als Schauspieler und Comedian“, meinte Markson gegenüber dem „Toronto Star“.

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