Spatenstich bei 45 Grad Celsius
In Kalifornien entsteht das größte Solarkraftwerk der Welt mit der geplanten Maximalleistung eines Atomkraftwerks. In der Wüstenregion nahe Blythe, rund 350 Kilometer östlich von Los Angeles, erfolgte am Freitag der offizielle Spatenstich für das Milliardenprojekt.
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US-Innenminister Ken Salazar, Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown und Solar-Millennium-Chef Christoph Wolff nahmen nach Mitteilung des Gouverneursbüros an der Zeremonie teil. Brown verwies darauf, dass die Anlage dem Westküstenstaat bei der Umsetzung seiner Umweltziele helfen wird. Bis 2020 will Kalifornien 33 Prozent seines Energiebedarfs durch erneuerbare Energien, darunter Wind- und Sonnenenergie, decken.
„Meilenstein für nachhaltige Energiewirtschaft“
Dass die kalifornische Wüste zu den weltweit besten Standorten für Solarenergie gehört, zeigte sich während der Zeremonie an den 45 Grad Celsius Außentemperatur im Schatten. „Der Grundstein für den dann größten Solarkraftwerksstandort der Welt ist nicht nur ein Meilenstein für eine nachhaltige Energiewirtschaft unserer Nation, sondern zeigt auch, dass die Vereinigten Staaten beabsichtigen, bei Zukunftstechnologien die Führungsrolle zu übernehmen“, sagte Salazar.
Nach Firmenangaben gab die US-Regierung im April die bedingte Zusage (Conditional Commitment) für Kreditgarantien von 2,1 Milliarden Dollar. Diese Garantien sind die Voraussetzung für die Finanzierung von 75 Prozent der Baukosten von insgesamt 2,8 Milliarden Dollar (1,9 Mrd. Euro). Der deutsche Kraftwerksentwickler Solar Millennium mit Sitz in Erlangen hatte im Herbst die Baugenehmigung für das solarthermische Kraftwerk erhalten.
Parabolspiegel bündeln Licht
Auf einer Fläche von 24 Quadratkilometern sollen in den kommenden Jahren vier Kraftwerke mit jeweils 242 Megawatt (MW) entstehen. Dabei erhitzt das in rinnenförmigen Parabolspiegeln gebündelte Sonnenlicht eine Trägerflüssigkeit. Mit dieser Hitze wird in einem Wärmetauscher Dampf erzeugt, der dann eine normale Turbine antreibt. Mittels eines thermischen Speichers kann der Strom planbar bereitgestellt werden. Die Solarkraftwerke können dann auch nach Sonnenuntergang Strom erzeugen.
Strom für 300.000 bis 750.000 Haushalte
Erste vorbereitende Baumaßnahmen wurden bereits Ende 2010 vorgenommen. Im Jahr 2013 sollen die vier geplanten Anlagen den ersten Strom liefern. Mit einer Leistung von am Ende knapp 1.000 Megawatt liegt das Kraftwerk in der Größenordnung eines Atomkraftwerks. Es soll genug Energie für 300.000 bis 750.000 Haushalte liefern. Zum Vergleich: Bisher liegen die größten Kraftwerke im Bereich von 200 bis 350 Megawatt.
Das Blythe-Projekt stelle einen Meilenstein der Solarenergie dar, sagte der Vorstandsvorsitzende von Solar Millennium. „Erstmals wird hier Solarenergie in Leistungsgrößen von Kernenergie- oder großen Kohlekraftwerken nutzbar gemacht.“ Weitere Anlagen in Kalifornien und Nevada mit einer zusätzlichen Leistung von 1.000 Megawatt befinden sich bereits am Netz bzw. im fortgeschrittenen Entwicklungsstadium.
Das Desertec-Projekt
Das Desertec-Projekt geht auf eine Initiative des Club of Rome aus dem Jahr 2003 zurück. Eine Gruppe von Wissenschaftlern und Politikern will Nordafrika und den Mittleren Osten als Lieferregion von erneuerbaren Energien erschließen.
Referenzprojekt in Marokko
Solar Millennium ist Projektentwickler für solarthermische Kraftwerke und Teil des 400 Milliarden Euro schweren internationalen Wüstenstromprojekts Desertec. Ein erstes Referenzprojekt soll in Marokko entstehen. Zahlreiche weitere Solarkraftwerke sind vor allem in Ägypten, Algerien, am Golf und in Israel geplant.
Den Desertec-Plänen zufolge soll Europa künftig einen Großteil seines Stroms emissionsfrei in den Wüsten Nordafrikas gewinnen. Angestrebt wird, dort rund 15 Prozent des eigenen Bedarfs sowie einen erheblichen Teil des Verbrauchs in den Erzeugerländern zu produzieren.
Bis 2012 sollen Pläne für den Bau von Solarkraftwerken vorliegen. Zwischen Marokko und Spanien existiert bereits eine moderne Stromverbindung - einer der Hauptgründe, um dort das erste Referenzprojekt anzusiedeln. Außerdem hat das Land - mangels fossiler Ressourcen - selbst ein starkes Interesse an der Förderung der Solarenergie, um seine Abhängigkeit von Stromimporten zu reduzieren.
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