Suchtmittel nicht nur im Spitzensport
Sie sollen wacher, erregter oder entspannter machen: „Der Konsum von sogenannten Alltagsdopingmitteln, aber auch von Medikamenten ohne medizinische Indikation nimmt spürbar zu“, meint die Österreichische Apothekerkammer.
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„Es ist zu beobachten, dass die Einnahme von Medikamenten auch ohne medizinische Indikation immer mehr an Bedeutung gewinnt“, so Heinrich Burggasser, Präsident der Apothekerkammer. So habe in einer weltweiten Onlineumfrage des Wissenschaftsmagazins „Nature“ (2008) jeder fünfte Teilnehmer angegeben, bereits einmal ohne medizinische Gründe Medikamente genommen zu haben, um Konzentration, Aufmerksamkeit und Erinnerungsvermögen oder Fitness zu verbessern.
Hoffnung auf mehr Gesundheit und Energie
„Die Hoffnung auf mehr Gesundheit, unerschöpfbare Energien, ein besseres Gedächtnis, beste Laune oder einfach einen effizienten Alltag lassen die Anwender dieser Mittel vergessen, dass diese Medikamente ursprünglich für kranke Menschen entwickelt wurden“, warnte der Apothekerkammer-Präsident. Als Türöffner für den Medikamentenmissbrauch gelten laut Burggasser Lifestyle-Produkte, die von vielen gar nicht mehr als Arzneimittel gesehen werden. Er sieht eine besondere Brisanz darin, „dass diese Produkte massenhaft illegal über das Internet, in Fitnessstudios und am Schwarzmarkt erhältlich sind“.
Trend in Arbeit und Freizeit
Doping habe längst den Arbeitsplatz und den Freizeitbereich erreicht, hieß es in einer Aussendung der Apothekerkammer. „Noch heute wird Medikamentenabhängigkeit als ein typisches Problem von Frauen dargestellt, doch dopen sich mittlerweile auch große Teile der männlichen Gesellschaft mit modernen ‚Happy Pills‘: Stimulanzien, Amphetamine, Antidementiva sowie Antidepressiva werden in manchen extrem anstrengenden Branchen ohne viel Nachdenken zur Leistungssteigerung eingesetzt.“
Zu den Abnehmern dieser Mittel für das Alltagsdoping zählen laut Apothekerkammer neben überdurchschnittlich vielen Sportlern auch Mitarbeiter in der Gastronomie, Manager, Generaldirektoren, Journalisten, Politiker, Musiker und auch Studenten. „Die Anwendung von Arzneimitteln außerhalb der zugelassenen Indikationsbereiche ist Missbrauch.“ Bei vielen Mitteln, die zum Gehirndoping propagiert werden, könne es auch zur Abhängigkeit kommen, warnen die Apotheker. Wegen der Gesundheitsgefährdung sowie ungleichen Chancenverteilung sollte daher Alltagsdoping in Analogie zum Sport verboten werden, fordert die Apothekerkammer.
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