Kadettentod bringt Fall ins Rollen
Die „Gorch Fock“-Affäre ist durch den Tod einer 25-jährigen Offiziersanwärterin auf dem Segelschulschiff der Marine ausgelöst worden. Die Kieler Staatsanwaltschaft stellte zwar ihre Ermittlungen ein, doch die Aufklärung der Vorfälle dauert an. Ein Rückblick:
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7. November 2010: Bei einer Ausbildungsfahrt stürzt in Brasilien eine 25-jährige Offiziersanwärterin aus der Takelage des Dreimasters „Gorch Fock“ in den Tod.
19. November: Die Offiziersausbildung an Bord wird ausgesetzt. Die gut 70 Offiziersanwärter kehren nach Deutschland zurück. Das Ausbildungskonzept soll überprüft werden.
18. Jänner 2011: Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hellmut Königshaus, übermittelt dem damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und dem Verteidigungsausschuss des Bundestags einen Bericht über die Zustände auf der „Gorch Fock“. Es geht um sexuelle Belästigung und massiven Druck auf Kadetten beim Aufstieg in die Takelage - und den Vorwurf der Meuterei von Offiziersanwärtern.
20. Jänner: Ein Ermittlungsteam der Marine soll die Vorgänge nach dem Tod der Frau aufklären. Die „Gorch Fock“ kehrt zu ihrem letzten Hafen Ushuaia in Argentinien zurück, bis das Ermittlerteam eintrifft.
21. Jänner: Guttenberg enthebt den Kommandanten, Kapitän zur See Norbert Schatz, bis zum Abschluss der Ermittlungen seines Postens. Der Öffentlichkeit kündigt er das per Zeitungsinterview an. Die Opposition kritisiert die Entscheidung als überstürzt.
26. Jänner: Guttenberg räumt vor dem Verteidigungsausschuss des Bundestags Informationspannen ein.
28. Jänner: Das Untersuchungsteam der Marine geht an Bord. In einem offenen Brief an Guttenberg weist die „Gorch Fock“-Besatzung die gegen sie erhobenen Vorwürfe zurück.
30. Jänner: Unter dem Befehl des kurzfristig eingeflogenen Kommandanten Michael Brühn macht sich die „Gorch Fock“ auf den Weg zurück nach Deutschland.
8. März: Die Untersuchungskommission übergibt Marineinspekteur Axel Schimpf den Marinebericht, für den 221 Offiziersanwärter und 192 Angehörige der Stammbesatzung befragt worden waren. Fazit: Die Vorwürfe hätten sich „zum großen Teil als nicht haltbar erwiesen“.
16. März: Das Ministerium unter dem neuen Verteidigungsminister Thomas de Maiziere (CDU) macht sich den Marinebericht nicht zu eigen. Er will vor einer abschließenden Bewertung die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abwarten. Auch eine marineinterne Havarieverhandlung steht noch aus.
6. Mai: Die „Gorch Fock“ trifft in ihrem Heimathafen Kiel ein.
9. Juni: Die Kieler Staatsanwaltschaft stellt ihre Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ein.
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