Auch Versicherer flüchten
Die deutschen Banken, die zu den größten Gläubigern Griechenlands gehören, haben offenbar in den letzten Monaten klammheimlich einen beträchtlichen Teil ihres Investments in die mittlerweile auf Ramschstatus gesunkenen Staatsanleihen abgestoßen.
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Wie die „Financical Times Deutschland“ (Donnerstag-Ausgabe) unter Berufung auf Zahlen der deutschen Bundesbank berichtet, hielten die Banken im Jänner und Februar dieses Jahres nur noch 10,3 Milliarden Euro an Anleihen, während es im April des Vorjahres noch 16 Milliarden Euro waren.
Davon seien allerdings zwei Milliarden an Griechenland-Anleihen der Hypo Real Estate wegzurechnen, die im Oktober 2010 in eine „Bad Bank“ ausgelagert wurden. In Summe trennten sich somit Deutsche Bank und Co. von Griechenland-Papieren im Umfang von etwa vier Milliarden Euro.
Brisante Entdeckung
Das Brisante daran: Die deutschen Banken hatten im Frühjahr 2010, auf dem ersten Höhepunkt der Griechenland-Krise, eine Art Gentlemen’s Agreement mit dem deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble getroffen. Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, und DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch hatten stellvertretend für die gesamte Kreditwirtschaft angekündigt, die griechischen Staatsanleihen, die sich in den Büchern der Geldhäuser befinden, zu halten. Im Gegenzug wurden die privaten Investoren beim ersten Hilfspaket verschont und mussten keinerlei Beitrag leisten.
Die Tatsache, dass sich die Banken um diese freiwillige Selbstverpflichtung nicht scherten, wirft natürlich die Frage auf, ob die nun geplante freiwillige Beteiligung der Banken am neuen Griechenland-Paket überhaupt Sinn hat. Die Warnungen von Kritikern, dass letztlich erst wieder die Steuerzahler für alle Lasten geradestehen werden müssen, erhalten dadurch jedenfalls starken Auftrieb.
Denn je mehr Private ihre Griechenland-Papiere abstoßen, desto geringer werde der Spielraum für die EU-Regierungen, diese Anleihebesitzer an Rettungspaketen zu beteiligen. Bereits jetzt sind laut Bundesbank EU und andere internationale Institutionen klar die größten Gläubiger vor den Privatinvestoren. Die Zusage von 2010 sei „nett, aber uneffizient“ gewesen, urteilte in dieser Woche ein Beobachter in Berlin.
Versicherer auf Spuren der Banken
So wie die Banken nutzten auch die deutschen Versicherungsunternehmen in den letzten Monaten jede Gelegenheit - sprich: Geldspritzen und Hilfszusagen der EU -, um möglichst viele Griechenland-Anleihen loszuwerden. Laut „Welt“ (Donnerstag-Ausgabe) verringerte die Branche ihr diesbezügliches Gesamtinvestment um drei Milliarden Euro - und damit um deutlich mehr als die Hälfte von 5,8 auf 2,8 Milliarden Euro.
Fekter für nachhaltige Privathilfen
Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) forderte in dem Zusammenhang am Donnerstag bei einer möglichen Beteiligung privater Gläubiger an den neuen Griechenland-Hilfen Umsicht. Derzeit würden die Details eines derartigen Schritts diskutiert, sagte sie am Rande des Weltwirtschaftsforums in Wien. „Es muss nachhaltig sein und darf den Kapitalmarkt nicht zu sehr stören. Es darf vor allem kein Credit-Event werden“, sagte die ÖVP-Politikerin.
Deutschland hatte am Dienstag eine Beteiligung privater Gläubiger an den neuen Hilfen gefordert. Ratingagenturen hatten bereits erklärt, sie würden einen solchen Schritt mit einer Insolvenz Griechenlands gleichsetzen, sollten sie den Eindruck haben, die Institute würden sich nicht freiwillig, sondern aus Angst vor den Konsequenzen an den Hilfen beteiligen.
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