„Wer soll das kaufen?“
Die 2009 notverstaatlichte Hypo Group Alpe Adria dürfte den Steuerzahler noch teuer zu stehen kommen. Davon ist zumindest der Unternehmer und frühere Finanzminister Hannes Androsch überzeugt. Dass der Staat beim jetzigen Kapitalschnitt als „erste Tranche“ mehr als 700 Mio. Euro des eingeschossenen Kapitals abschreiben muss, ist für ihn erst der Anfang.
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„Das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange“, sagte Androsch am Dienstag im Club der Wirtschaftspublizisten. Androsch sprach vielmehr von „ein paar Milliarden“. Die genaue Höhe der Lasten wage ja nicht einmal Hypo-Vorstandschef Gottwald Kranebitter abzuschätzen. Androsch war früher Finanzminister und sitzt heute als Vizepräsident des Aufsichtsrates der Finanzmarktbeteiligung Aktiengesellschaft des Bundes (FIMBG) an einer Schlüsselstelle für die Hilfen an Banken: Die ÖIAG-Tochter verwaltet für die Republik die österreichischen Staatshilfen für die Großbanken.
„Haftung des Landes Kärnten unangemessen hoch“
Androsch geht nicht davon aus, dass es die rund 18 Mrd. Euro Haftungen des Landes Kärnten sind, die irgendwann doch einmal in „Bundesbesitz“ übergehen könnten, wie in Kreisen von Bankern gemutmaßt wird. „Die Haftung ist zwar unangemessen hoch für die Budgetkraft Kärntens. Aber das ist mehr eine Formalhaftung.“ Die wirkliche Haftung liege bei rund sechs Mrd. Euro.
Die befürchteten Milliardenlasten, die von der Kärntner Hypo noch drohen würden, sieht er aus den Non-performing Loans (faulen Krediten) erwachsen, die sieben bis acht Mrd. Euro ausmachten.
„Das ist wie bei der Bundesbahn“
Keine Idee hat Androsch, wer in der Kärntner Hypo den Alleineigentümer Bund ablösen soll: „Wer soll das kaufen? Das ist wie bei der Bundesbahn.“ Die bayrischen Milliarden, die ein Asset gewesen wären, habe man im Herbst 2009 abziehen lassen. Doch nicht nur am Land Kärnten machte Androsch seine Kritik an der Gebarung der öffentlichen Hände fest.
Die Länder sind für ihn „Geldvernichtungseinrichtungen“. In den 70er Jahren hätten sie hohe Überschüsse gehabt, und heute wiesen sie riesige Defizite auf, „obwohl man ihnen im Finanzausgleich Milliarden nachgeschmissen hat“. Unter dem Diktat leerer Kassen gebe es zwar vereinzelte Bemühungen. Er sieht aber auch das steirische Budget trotz massiver Schnitte nicht saniert.
Hypo bei Verkaufsplänen zuversichtlich
Obwohl Erste/Sparkassen, Bank Austria und Raiffeisen abgewunken haben, das zum Verkauf ausgeschriebene Österreich-Geschäft der Hypo Group Alpe Adria zu übernehmen, übte sich Hypo-Chef Kranebitter derweil in Zuversicht. Dass es bisher keine Interessenbekundungen vor allem für die Hypo Österreich gegeben hat, beunruhigt ihn nicht.
Kranebitter sah das am Montagabend als „taktisches Manöver“ potenzieller Interessenten und hofft auf ein gutes Ergebnis. Für beide bisher zum Verkauf stehenden Töchter - in Österreich und in Italien - gemeinsam müssten knapp 500 Mio. Euro bezahlt und vier Mrd. Euro an Refinanzierungen übernommen werden - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
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