Suche muss zurück zum Start
Die Ursache für die EHEC-Epidemie ist wieder völlig offen. Auf zwei spanischen Gurken in Hamburg, die zunächst als eine Quelle der Erreger galten, fanden sich zwar EHEC-Keime - aber nicht die des derzeit grassierenden Typs O104. Das habe eine Laboruntersuchung bei zwei der vier sichergestellten spanischen Gurken ergeben, sagte die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) am Dienstag.
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„Unsere Hoffnung, die Quelle der schweren Komplikationsfälle mit dem Hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) zu entdecken, hat sich bei diesen ersten Ergebnissen leider nicht erfüllt“, so Prüfer-Storcks. Dennoch sei es vor einigen Tagen richtig gewesen, die Untersuchungsergebnisse zu veröffentlichen, betonte Prüfer-Storcks. „Denn die Verunreinigungen können sehr wohl EHEC auslösen.“ Es wäre unverantwortlich gewesen, bei einer solchen Zahl von Erkrankungen einen begründeten Verdacht zurückzuweisen.
Behörden tappen im Dunkeln
Neben der weiteren Suche nach der Infektionsquelle werde nach wie vor auch die Ursache für die Kontamination dieser zwei Gurken untersucht. EHEC-Bakterien stellten, unabhängig vom Serotyp, immer eine Gesundheitsgefahr dar.
Die Behörden tappen damit bei der Suche nach der Herkunft des gefährlichen Keims weiter im Dunkeln. Das Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt hatte vergangene Wochen spanische Gurken als Quelle des Bakteriums identifiziert. Allerdings musste zur Bestimmung des Erregertyps zunächst eine Reinkultur gezüchtet werden.
Spanien verteidigt sein Gemüse
Spanien forderte nach den Ergebnissen die sofortige Wiederaufnahme des Handels mit spanischem Gemüse. „Nun zeigt sich, dass spanische Gurken nicht der Auslöser der EHEC-Infektionen waren“, sagte die spanische Agrarministerin Rosa Aguilar am Dienstag in Debrecen (Ungarn). „Wir haben recht gehabt.“
Spaniens Gemüse sei „sicher“, hatte Aguilar schon zuvor bei einem Treffen mit EU-Kollegen gesagt. Ihr Land wolle auf EU-Ebene Entschädigungen für alle europäischen Landwirte verlangen, die wegen EHEC Verluste haben. Die Ursache der Infektionen solle man in Deutschland suchen, nicht in Spanien. Unterstellungen, nach denen die Krankheit durch Gurken aus Spanien übertragen werde, richteten bei den dortigen Produzenten einen Schaden von wöchentlich 200 Millionen Euro an.
Deutschland müsse so schnell wie möglich die Ursache der Infektionen klären, sagte die Ministerin. „Wir sind enttäuscht von der Art, wie Deutschland mit dieser Krise umgegangen ist.“ Dass die Ursache nicht in Spanien liegen könne, werde auch dadurch deutlich, dass dort niemand an EHEC erkrankt sei. Es gebe lediglich zwei infizierte Spanier, diese hätten sich die Infektion aber bei einer Reise in Deutschland zugezogen, sagte Aguilar.
Immer mehr Fälle
Auch bei den Fallzahlen kann laut Prüfer-Storcks keine Entwarnung gegeben werden. In Hamburg als am stärksten betroffenes Bundesland seien bisher 669 Fälle gemeldet worden. 110 Menschen werden in Kliniken wegen lebensgefährlicher Komplikationen behandelt. Bisher starben in Deutschland mindestens 15 Menschen, 13 davon Frauen.
Ein Todesfall wurde am Dienstag aus Schweden gemeldet. Dort gibt es zudem 30 nachgewiesene EHEC-Fälle, außerdem gebe es weitere sechs Verdachtsfälle, so die EU-Kommission. 13 Patienten seien schwer erkrankt. In Dänemark gebe es 13 EHEC-Erkrankungen, davon sechs HUS-Fälle, in der Schweiz einen Fall. In den Niederlanden zählten die Behörden sieben Verdachtsfälle, in Großbritannien drei mögliche HUS-Fälle. Auch in Frankreich gebe es sechs Erkrankte.
Neuer Schnelltest
Indes soll ein neuer Schnelltest den lebensgefährlichen Darmkeim binnen weniger Stunden nachweisen. Wissenschaftler aus Münster haben das Verfahren entwickelt. Mit dem Test können kleinste Mengen des Erregers binnen weniger Stunden auf die speziellen Eigenschaften des Ausbruchsstamms untersucht werden. Das Verfahren könne den Keim auch auf Gemüse nachweisen, sagte ein Sprecher des Universitätsklinikums Münster der Nachrichtenagentur dpa. Der Test könne in jedem molekularbiologischen Labor gemacht werden - Video dazu in iptv.ORF.at.
Der Test wird nach Meinung des ärztlichen Direktors des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) in der Medizin „kurzfristig nicht so sehr viel helfen“. Im Augenblick seien zumindest alle Patienten im UKE mit Krämpfen im Bauchbereich und blutigen Durchfällen ausnahmslos mit dem Darmkeim EHEC infiziert, sagte Jörg Debatin im ZDF-„Morgenmagazin“. „Insofern brauchen wir diesbezüglich keinen Schnelltest.“ Der Test könne aber langfristig bei künftigen Infektionswellen helfen.
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