„Alle sind schon weg“
In 33 heimischen Biogeschäften wurde am Montag eine vom Gesundheitsministerium in Auftrag gegebene Rückrufaktion für spanisches Gemüse gestartet. Sollten weitere Gurken, Paradeiser und Melanzani der verdächtigen Chargen gefunden werden, werden sie beschlagnahmt und auf den gefährlichen Keim untersucht. Allerdings haben deutsche Labortests die spanischen Gurken indes „entlastet“.
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Bisher suchten die Kontrollore allerdings vergeblich, denn das möglicherweise mit dem gefährlichen EHEC-Keim verunreinigte Gemüse war nach der Warnung der Behörden längst in den Mistkübel gewandert. „Wir haben am Donnerstagabend von dem Verdacht erfahren und die Gurken gleich aus dem Sortiment genommen“, sagte die Geschäftsführerin der Bio-Maran-Märkte, Mareike Nossol, der APA. „Der Rückruf ist freiwillig erfolgt, die Sicherheit steht an erster Stelle. Aber es hat keinen konkreten Verdachtsfall gegeben.“
Keine spanischen Gurken mehr in Wien
„In ganz Wien gibt es keine spanischen Gurken mehr. Wir würden ja gerne Proben ziehen, aber es sind alle schon weg“, sagte Alexander Hengl, Sprecher des Wiener Marktamtes, nach einer Inspektion des Bio-Maran-Marktes in der Ottakringer Straße am Montag - mehr dazu in wien.ORF.at. Auch die drei betroffenen Bioläden in Niederösterreich hatten keine verdächtigen Chargen mehr im Sortiment, wie die niederösterreichische Landesregierung am Montag bekanntgab.
Nach weiteren Kontrollen in drei Biogeschäften gab die Lebensmittelaufsicht am Montag auch in Kärnten Entwarnung: Es wurden keine EHEC-Keime im dort angebotenen Gemüse nachgewiesen - mehr dazu in kaernten.ORF.at.
Warten auf Prüfergebnisse
Nachdem bekanntgeworden war, dass auch ein steirischer Biohändler Gemüse aus Spanien importiert hatte, entnahm die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) Proben des betroffenen Gemüses. In drei bis vier Tagen soll feststehen, ob die Produkte mit dem Durchfallerreger belastet sind - mehr dazu in steiermark.ORF.at.
Der oberösterreichische Konsumentenschutzlandesrat Rudi Anschober (Grüne) rechnet eventuell schon für Mittwochabend, eher allerdings für Freitagfrüh mit ersten Ergebnissen aus der Analyse von spanischem Gemüse - hauptsächlich Gurken -, das möglicherweise mit dem gefährlichen EHEC-Keim verunreinigt sein könnte. Das gab er bei einer Pressekonferenz am Montag in Linz bekannt - mehr dazu in ooe.ORF.at.
Stöger: Kontrollen beugen Ausbreitung vor
Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) ist zuversichtlich, durch umfassende Kontrollen eine Ausbreitung des EHEC-Keims in Österreich zu verhindern. Er habe angewiesen, bei all jenen Unternehmen Überprüfungen durchführen zu lassen, an die möglicherweise verseuchtes Gemüse geliefert wurde, sagte Stöger am Montag vor der Regierungsklausur. Grundsätzlich hielt Stöger die Bevölkerung an, sehr vorsichtig zu sein und bei Gemüse entsprechende Hygienemaßnahmen zu setzen.
Das Gesundheitsministerium forderte am Wochenende die Konsumenten auf, aus den Geschäften bezogene spanische Gurken, Paradeiser und Melanzani auf keinen Fall zu verzehren, sondern zu vernichten. Die Liste der Händler (PDF) ist auf der Website der AGES abrufbar.
78 Prozent wollen auf Gurken verzichten
Die Todesfälle und Erkrankungen durch EHEC-Keime in spanischem Gemüse haben die österreichische Bevölkerung verunsichert: 78 Prozent wollen laut einer Oekonsult-Umfrage auf den Verzehr von Gurken, Paradeisern und Melanzani vorerst verzichten – mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
Warnung vor Panikmache
Der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Frank-Ulrich Montgomery, warnte jedoch in der „Passauer Neuen Presse“ (Montag-Ausgabe) vor „Panikmache“: „Jeder kann sich schützen, indem er sich streng an die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts hält.“ Laut Verbraucherschutzministerium ist derzeit noch nicht bekannt, wo die Kontamination der Waren stattgefunden hat. Daher seien die Sicherheitsaussagen durch Tests auf der Erzeugerseite noch von begrenzter Aussagekraft.
36 Fälle aus Schweden gemeldet
Laut EU-Seuchenkontrollbehörde ECDC in Stockholm handelt es sich um einen der weltweit schwersten EHEC-Ausbrüche. Auch aus Schweden werden nun erste Verdachtsfälle gemeldet. 36 Menschen, die sich jedoch allesamt in Norddeutschland infiziert haben dürften, werden in Krankenhäusern versorgt. In 13 Fällen habe sich die Infektion zu HUS ausgeweitet. Zwei Personen seien schwer von der lebensgefährlichen Durchfallerkrankung betroffen.
Auch in Frankreich sind erste Fälle aufgetreten: Gesundheitsminister Xavier Bertrand berichtete am Sonntagabend im Fernsehen von drei Patienten, die alle zuvor in Deutschland gewesen waren. Eine Lieferung vermutlich verseuchter Gurken wurde in der Bretagne abgefangen und sofort vom Markt genommen, so dass nach Angaben der Regierung durch sie keine Gefahr bestand.
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