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Biennale widmet sich Tintoretto

Bei der 54. Kunstbiennale in Venedig gibt es heuer ein Novum: Neben der für Venedig typischen Flut an zeitgenössischen Werken präsentiert Kuratorin Bice Curiger auch den venezianischen - als Tintoretto bekannten - Lokalaltmeister Jacopo Robusti (1518 - 1594) in drei großen Gemälden als Leihgaben der venezianischen Museen.

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Curiger lobte Tintoretto als einen der experimentierfreudigsten Künstler der italienischen Kunstgeschichte. Mit seiner „geradezu ekstatischen Beleuchtung“ passe Tintoretto zum Motto „ILLUMInazioni“, begründete Curiger ihre Entscheidung, über alte Kunst einen „künstlerischen, emotionalen und historischen Lokalkontext“ zu Venedig herzustellen.

Die zur Schau gestellten großformatigen Tintoretto-Werke „Das letzte Abendmahl“, „Entführung der Leiche des heiligen Markus“ und „Die Erschaffung der Tiere“ seien laut Biennale-Präsident Paolo Baratta zudem als Warnung an Kunstschaffende zu verstehen, bei ihrer Arbeit nicht den Konventionen zu verfallen.

Baldingers „TintoCORretto“

Auch ein österreichischer Künstler beschäftigt sich parallel zur Biennale mit Tintoretto: Peter Baldinger zeigt im Rahmen einer Schau der Salzburger Galerie Eboran im Cannaregio seine „TintoCORretto“-Bearbeitungen.

Während die Gemälde im zentralen Biennale-Pavillon der Giardini mit den aktuellen Kunstwerken in Dialog treten, unterzieht der 1958 in Linz geborene Baldinger den venezianischen Meister einer „Übersetzung ins 21. Jahrhundert“: Im Palazzo Ca’Zanadri ist von 2. bis 30. Juni sein Zyklus „TintoCORretto“ zu sehen - das „COR“ in der Mitte spielt auf die Thematik der Korrektur an. Außerdem signierte der venezianische „Genius Loci“ frühe Werke selbst als „Tintorecto“, was so viel wie „aufrechter Färber“ bedeutet.

„Low resolution“

Tintoretto war nicht nur ein experimentell arbeitender, sondern der Überlieferung nach auch ein besonders schneller Maler - Baldinger übersetzt das in die Hochgeschwindigkeitskunstproduktion des digitalen Zeitalters. Freilich nur scheinbar, denn seine Gemälde, die wie viel zur groß verpixelte Fotos aussehen, sind tatsächlich klassische, händische Malerei.

„Low resolution“ nennt er seine Malweise, die das Sujet - in diesem Fall bekannte Werke Tintorettos - in überdimensionierte Pixel auflöst. Steht man zu nahe davor, erkennt man nur abstrakte geometrische Formen, erst aus großer Entfernung erschließt sich das Bild.

Peter Baldinger zerpixelt in seinen Bearbeitungen mehrere Versionen des „Sündenfalls“, außerdem „Kain und Abel“, „Susanna im Bade“ sowie Porträts und Selbstporträts. Tintorettos Eigendarstelungen als Jugendlicher und als alter Mann werden einander gegenübergestellt.

Goldener Löwe für Franz West

Der Wiener Künstler Franz West wird im Juni den Goldenen Löwen der Biennale für seine Karriere erhalten. Der Beschluss wurde im Mai 2011 vom Biennale-Aufsichtsrat unter der Leitung von Präsident Paolo Baratta gefasst - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Peter Noever, Erwin Wurm und Gelitin

Neben Baldinger sind österreichische Beiträge im Rahmenprogramm der Biennale auch im Palazzo Franchetti zu sehen, wo Peter Noever heuer die Schau „Glass Stress“ zur Auseinandersetzung mit dem Medium Glas kokuratiert: Unter anderem wird Erwin Wurm dabei im Garten des Palazzo sein Elternhaus als zusammengestauchte Skulptur enthüllen.

Ebenfalls mit Glas beschäftigt sich die von Thyssen Bornemisza kobeauftragte Performance der Gruppe Gelitin im Arsenale: Die österreichischen Installationskünstler betätigen dabei unter dem Titel „Some Like it Hot“ tagelang einen Glasschmelzofen.

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