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Offenbar kein technischer Mangel

Der Flugzeughersteller Airbus trägt laut der französischen Zeitung „Le Figaro“ keine Verantwortung für die bisher völlig rätselhafte Air-France-Katastrophe vor zwei Jahren. Die gesichteten Daten der jüngst vom Atlantikgrund geborgenen Flugschreiber entlasteten den Hersteller der Unglücksmaschine, berichtete das Blatt vergangene Woche unter Berufung auf Regierungs- und Ermittlerkreise.

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Neue Hinweise auf die Verantwortung der Besatzung oder der Fluggesellschaft Air France würden bald veröffentlicht. Weder von der französischen Luftfahrtermittlungsbehörde (BEA) noch von Airbus oder Air France gab es zunächst eine Stellungnahme zu den Berichten.

Rätseln über Ursache

Bei dem Absturz des Airbus A330-200 waren am Pfingstmontag 2009 alle 228 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Klar ist bis heute nur, dass es auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris in einer Unwetterfront Probleme bei der Geschwindigkeitsmessung gab. Diese Tatsache allein dürfte normalerweise jedoch nicht zu einer solchen Katastrophe führen. Zuvor hatte es nicht einmal ein Notsignal gegeben.

Die am Meeresgrund gefundene Blackbox in einem mit Wasser gefüllten Plexiglasbehälter

APA/EPA/Emma Foster

Die vom Flugschreiber aufgezeichneten Daten sind lesbar.

Die BEA hatte Mitte Mai bekanntgegeben, dass die knapp zwei Jahre lang verschollenen Flugschreiber des Flugzeugs demnächst ausgelesen werden konnten. Noch in diesem Sommer werde ein Zwischenbericht mit den Ergebnissen der Untersuchung vorgelegt, hieß es. Ein Suchteam hatte das Wrack der Maschine und die Flugschreiber Anfang April in rund 4.000 Meter Tiefe auf dem Atlantikgrund entdeckt. Die Absturzstelle liegt mehr als 1.000 Kilometer vor der brasilianischen Küste.

Flug soll genau rekonstruiert werden

Dank der beiden Geräte wollen die Ermittler den Flug nun genau rekonstruieren. Der Flugdatenschreiber registrierte zahlreiche Parameter wie Höhe und Neigungswinkel der Maschine sowie Triebwerkseinstellungen. Der Stimmenrekorder nahm während des Flugs die Gespräche und Geräusche im Cockpit auf. Die Informationen seien unabdingbar, um das Unglück vollständig aufzuklären, sagte BEA-Chef Jean-Paul Troadec in der vergangenen Woche.

Unter Wasser aufgenommenes Schwarzweißfoto vom Flugzeugwrack

APA/EPA/BEA

Wrackteile in 4.000 Meter Tiefe

Um Zweifel an der Ordnungsmäßigkeit der Untersuchung auszuschließen, waren beim Auslesen der Daten zahlreiche unabhängige Beobachter dabei. „Die Auswertungsarbeiten werden mehrere Wochen dauern“, teilte die BEA mit.

Erste Leichen geborgen

Neben den Flugschreibern und zahlreichen anderen Flugzeugteilen holte das Bergungsteam in den vergangenen Wochen auch zwei Leichen an die Meeresoberfläche. Derzeit wird geprüft, ob sie mit Hilfe von DNA-Proben noch identifiziert werden können. Falls nicht, soll die Ruhe der Toten nicht weiter gestört werden. Rund 50 Leichen wurden bisher auf dem Meeresboden entdeckt. Direkt nach dem Unglück vor zwei Jahren waren ebenso viele auf dem Wasser treibende Opfer geborgen worden.

Die Hinterbliebenen sind geteilter Meinung über weitere Bergungsversuche. Manche halten es für menschenunwürdig, mit den Greifarmen eines Tauchroboters Leichenteile einsammeln zu lassen. Andere wären erleichtert, wenn sie ihre Angehörigen doch noch bestatten könnten.

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