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Aktivster Vulkan der Insel

Auf Island ist am Samstag der Vulkan Grimsvötn ausgebrochen. Geologen hätten die beginnende Eruption des Vulkans im Süden der Insel beobachtet, berichtete das isländische Fernsehen. Vorsorglich wurde ein Flugverbot in einem Umkreis von 200 Kilometern erlassen, teilte die isländische Meteorologiebehörde mit. Der Vulkan liegt im Südosten Islands unter dem größten Gletscher der Insel, dem Vatnajöküll.

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Nach einem Beobachtungsflug hieß es, es sei etwas Asche in rund sieben Kilometer Höhe entdeckt worden. Die Aschewolke könnte sich im Laufe der kommenden Tage nach Süden ausdehnen. Die europäische Flugsicherung Eurocontrol erklärte am Sonntagabend in Brüssel, wenn die Intensität des Vulkans anhalte, könnte die Aschewolke am Dienstag Schottland erreichen und am Donnerstag Westfrankreich und Nordspanien. Zumindest bis Montagabend aber sah Eurocontrol keine Gefahren für den europäischen Flugverkehr.

Flughafen geschlossen

Der größte internationale Flughafen Islands, Keflavik wurde zunächst geschlossen. Die Flughafenaufsicht entschied sich für die Maßnahme nach eigenen Angaben aufgrund der jüngsten Wettervorhersage der britischen Luftfahrtbehörde. Die Schließung weiterer isländischer Flughäfen im Laufe des Tages wurde nicht ausgeschlossen. „Die Aschewolke hat sich nicht Richtung Europa bewegt, sondern ist über Island hängen geblieben“, sagte Hjordis Gudmunsdottir von der Flugaufsicht Isavia der Nachrichtenagentur dpa. „Wir haben die Probleme nur bei uns in Island.“

Luftansicht des Vulkanausbruchs

AP

Die Wolke aus einem Flugzeug fotografiert

Die riesige weiße Wolke sei etwa 19 Kilometer hoch. Sie bestehe wahrscheinlich vor allem aus Dampf, der beim Schmelzen des Gletschers entstanden sei, sagte der Geologe Hjorleifur Sveinbjornsson der Nachrichtenagentur dpa. Die Wolke konnte in vielen Teilen Islands gesehen werden, sagte der Geologe.

Keine Beeinträchtigung des Flugverkehrs?

„Es kann ein großer Ausbruch werden, aber es ist unwahrscheinlich, dass er wie im vergangenen Jahr wird“, sagte Sveinbjornsson. Vor gut einem Jahr hatte der Ausbruch eines Vulkans unter dem Eyjafjalla-Gletscher in Island für ein tagelanges Chaos im europäischen Luftverkehr gesorgt. Damals wurde der Luftraum in vielen Ländern gesperrt.

Gerät Vulkanasche in die Flugzeugtriebwerke, können sie beschädigt werden und sogar ausfallen. Die Fluggesellschaft Icelandair geht nach eigener Mitteilung nicht davon aus, dass der Luftverkehr eingeschränkt wird.

„Hand vor Augen nicht zu sehen“

Kari Kristjansson, ein Mitarbeiter im Nationalpark am Vatnajökull, sagte: „Durch die Asche ist es hier so dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht sehen kann. Schon komisch in der hellsten Zeit des Jahres.“ Auf mehreren Bauernhöfen am Rande des größten isländischen Gletschers drang die Asche auch in die Häuser ein. Bewohner sollten Türen und Fenster schließen und möglichst nicht ins Freie gehen. Die Behörden sahen aber keinen Anlass zu Evakuierungen wie im Vorjahr.

Der TV-Moderator und Umweltaktivist Omar Ragnasson sagte nach einem Flug mit dem Sportflugzeug über den Vulkan vor Verhängung der Flugverbote: „Das ist mein 23. Vulkanausbruch. Ich habe nie einen größeren gesehen.“ Nie zuvor habe er auch so viele Blitze als Teil eines Ausbruchs erblickt.

Auch ZAMG beruhigt

Es sei vorläufig kein Transport von Vulkanasche Richtung Mitteleuropa zu erwarten, beruhigte auch die ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) am Sonntag anhand erster Simulationen der Ausbreitung der Aschewolke. Diese zeigen, dass das Material derzeit nicht Richtung Kontinentaleuropa gelangt.

„Auch in den folgenden Tagen wäre nach den heutigen Modellberechnungen keine Ausbreitung Richtung Mitteleuropa und Alpen-Raum zu erwarten“, erklärten die Experten der ZAMG am Sonntag. Die Simulationen zeigen Teile der Aschewolke am Dienstag über Großbritannien, Dänemark und Südnorwegen. „Über die Konzentration lässt sich vorläufig nicht viel sagen, man weiß ja noch nicht, wie viel Asche freigesetzt wurde“, sagte Gerhard Wotawa von der ZAMG. Möglicherweise sei die Konzentration sehr gering.

Ausbruch des isländischen Vulkans Grimsvötn im Jahr 2004

APA/EPA/Pall Stefansson

Grimsvötn

Der erste Ausbruch des aktiven Gletschervulkans ereignete sich vor 8.230 Jahren. Zu Beginn brach er nur zweimal im Jahrhundert aus, mittlerweile finden Eruptionen etwa alle zehn Jahre statt.

Regelmäßige Ausbrüche

Obwohl der Grimsvötn von einer 250 Meter dicken Eisschicht bedeckt ist, gehört er zu den aktivsten Vulkanen Islands. Seit der Besiedelung der Insel vor rund 1.100 Jahren brach er bereits 20- bis 35-mal aus. Wegen seiner regelmäßigen Tätigkeit gilt er als vergleichsweise harmlos. Er brach zuletzt 1993, 1995, 1998 und 2004 aus.

2004 wurde bei dem nur wenige Tage dauernden Ausbruch eine 13 Kilometer hohe Aschewolke in die Atmosphäre geschleudert. Transatlantikflüge mussten umgeleitet werden, Flughäfen wurden aber nicht geschlossen. Im Jahr 1996 verursachte ein Ausbruch Fluten, die Straßen und eine Brücke beschädigten.

Doch der Grimsvötn war auch am verheerendsten Vulkanausbruch in der Geschichte der Insel beteiligt. Als 1783 der zum Grimsvötn-System gehörende Laki-Krater ausbrach, starb ein Fünftel der Bevölkerung an den direkten und indirekten Folgen wie der aus der Vergiftung der Weiden, Bäche und Flüsse mit anschließendem Viehsterben resultierenden Hungersnot. Aber nicht nur auf Island waren die Folgen dramatisch. In ganz Europa kam es durch die Aschewolken zu Missernten und Hunger.

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