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Die anhaltend hohen Ölpreise haben dem Shell-Konzern einen Milliardenprofit beschert. Im ersten Quartal 2011 stieg der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 60 Prozent auf 8,8 Milliarden Dollar (6,0 Mrd. Euro). Doch für Shell-Boss Peter Voser liegt der Zukunftsmarkt im Gas.

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Für Europas größten Ölkonzern ist 2011 ein äußerst ertragreiches Jahr. Zu Wiederbeschaffungskosten - ein Maß, das die Schwankung der Ölpreise berücksichtigt - steigerte das niederländisch-britische Unternehmen seinen Gewinn im ersten Quartal um zwei Milliarden Dollar auf 6,9 Milliarden Dollar.

Damit konnte Shell einen dreiprozentigen Rückgang der Produktion infolge von Verkäufen mehr als wettmachen. Neben der vorteilhaften Marktsituation verdanke Shell das Ergebnis auch umfangreichen Maßnahmen zur Effektivierung der Produktion, erklärte Konzernchef Peter Voser in Den Haag. Die Kostenreduzierung solle fortgesetzt werden.

Konzentration auf Schwellenländer

Zudem werde die Öl- und Gasproduktion nach der Inbetriebnahme neuer Förderstätten im vergangenen Jahr weiter ausgebaut. Dazu gehört die wieder erschlossene Lagerstätte im niederländischen Schoonebek unmittelbar an der deutschen Grenze und die neu erworbenen Lizenzen für den Erdgasabbau vor der Küste Australiens. Zudem wolle man sich mehr in Schwellenländern engagieren. „Wir können in China Energie gewinnen und herstellen. Wir können auch weltweit unsere Reserven, die wir haben, entwickeln und dann die Produkte nach China bringen“, erklärte Voser im Schweizer Fernsehen.

Gleichzeitig müsse man Produkte finden, die auf Klimaschutz-Seite eine Verbesserung bringen, so Voser weiter. Shell würde dabei ganz auf Gas setzen. „Die Welt hat heute etwas 250 Jahre Gasreserven, gemessen an der heutigen Nachfrage“, so Voser im Tagesschau-Interview.

Gasprom erhöht Prognose für Europa

Doch auch im Westen gewinnt Erdgas zunehmend an Bedeutung. Der russische Erdgasriese Gasprom korrigierte im Mai seine Absatzprognose für Europa leicht nach oben. Gasprom rechne inzwischen für 2011 mit einem Gasabsatz von 155 Milliarden Kubikmeter, sagte Gasprom-Vizechef Alexander Medwedew. Westeuropa bezieht rund ein Viertel seiner Gaslieferungen von dem staatlichen Monopolisten. Experten rechnen damit, dass die Bedeutung von Erdgas als Energieträger vor allem nach der Atomkatastrophe in Japan zunimmt.

Pipeline „South Stream“ in den Startlöchern

Bis 2015 soll zudem das Gaspipeline-Projekt „South Stream“ in Betrieb gehen, wie der Energieminister Sergej Schmatko im Vorfeld der Präsentation der Machbarkeitsstudie mitteilte. Damit würde es das Konkurrenzvorhaben „Nabucco“, deren Kapazität etwa halb so groß wie jene der „South Stream“ ist,um zwei Jahre abhängen. Über die Pipeline zwischen Russland und Italien soll künftig Südeuropa mit Erdgas versorgt werden. Die Investitionskosten werden auf bis zu 25 Milliarden Dollar (17,6 Mrd. Euro) geschätzt.

Die ersten Gaslieferungen sind für Ende Dezember 2015 geplant. Ein 900 Kilometer langer Teil der Leitung - zwischen der russischen und der bulgarischen Schwarzmeerküste - wird auf dem Meeresgrund in einer Tiefe von bis zu 2.000 Metern verlegt. Die geplante Durchsatzkapazität der Pipeline beträgt 63 Milliarden Kubikmeter im Jahr. Das sind etwa 35 Prozent des gesamten europäischen Gasbedarfs.

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