Stahlkoloss vor Australien
Der weltweite Hunger nach Energie wächst und feuert die Suche nach Alternativen zum Erdöl weiter an. Der niederländisch-britische Konzern Shell sieht seine Zukunft im Abbau von Erdgas. Vor der Küste Australiens entsteht derzeit die größte Erdgasförderanlage der Welt. Das riesige Floß soll in der Lage sein, 5,3 Mio. Tonnen Erdgas pro Jahr zu fördern.
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Die Plattform ist größer als vier Fußballfelder und schwerer als sechs Flugzeugträger. Am Freitag setzte der Shell-Vorstand in Den Haag die Unterschrift unter das Milliardenprojekt. Ab 2017 soll das „Mammutfloß“ 20 Jahre lang jährlich ungefähr rund 5,3 Mio. Tonnen Erdgas fördern.

Shell
So soll die Gasplattform aussehen, wenn sie fertig ist.
Die künstliche Erdgasplattform mit einer Länge von 488 Metern, einer Breite von 75 Metern und einem Gewicht von rund 600.000 Tonnen soll rund 200 Kilometer vor der Küste Nordwestaustraliens verankert werden. Allein an Stahl sollen 260.000 Tonnen verbaut werden - rund fünfmal mehr als in der Sydney Harbour Bridge.
Große Gaslagerstätte entdeckt
In Planung ist dieses Megaprojekt schon länger. Shell hatte schon vor Jahren in dem Gebiet in der Timorsee, das etwa 475 Kilometer nordnordöstlich der Küstenstadt Broome liegt, unter dem Meeresgrund ein gewaltiges Erdgasvorkommen entdeckt und heuer die Lizenz zur Erschließung erhalten.
Von der Lagerstätte mit dem Namen „Prelude“ könne täglich Gas im Äquivalent von 110.000 Barrel Öl gewonnen werden - 5,3 Mio. Tonnen pro Jahr, erklärte Shell. Mit dem Beginn der Förderung werde ab 2017 gerechnet, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur dpa auf Anfrage. Die Lagerstätte soll die nächsten 20 Jahre ausbeutbar sein.
30 Mrd. Dollar für Erdgasabbau
Die Plattform in Form eines Schiffes wäre nach Fertigstellung das größte schwimmende Objekt der Welt. Bei der Präsentation der ersten Pläne im November 2010 bezifferte Shell die Kosten mit 3,7 Mrd. Euro. Bei der Vertragsunterzeichnung wollte der Vorstand die Zahlen nicht bestätigen. In der Pressemitteilung heißt es nur, der Konzern werde in verschiedene Projekte in Australien einschließlich „Prelude“ in den nächsten fünf Jahren rund 30 Mrd. Dollar (21 Mrd. Euro) investieren.
Transport per Schiff statt über Rohre
In der „Prelude“-Anlage soll aus dem Meeresgrund gefördertes Gas durch extreme Abkühlung auf minus 162 Grad Celsius verflüssigt werden, wobei sein Volumen 600-fach verkleinert wird, was den Transport erheblich erleichtert. Verfahren zur Erzeugung von Flüssigerdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) gewinnen angesichts der knapper werdenden Ölressourcen trotz hoher Investitionskosten weltweit an Bedeutung. Durch die Verflüssigung kann das Gas statt durch Rohrleitungen per Schiff, auf der Schiene und Straße transportiert werden.
Strenge Umweltauflagen
Das australische Umweltministerium erklärte, sehr strenge Bedingungen an das Projekt gestellt zu haben, um die Meeresumwelt zu schützen. Das Floß soll so im Meeresboden verankert werden, dass es selbst schwersten Stürmen standhalten kann. Sollte sich das Förderfloß bewähren, steht weiteren Abbauplänen nichts mehr im Wege. Australien verfügt über große Erdgasvorkommen, deren Wert auf umgerechnet 723 Mrd. Euro geschätzt wird.
„Unser grünes Licht ist ein Durchbruch für die LNG-Industrie“, sagte der Shell-Direktor des Bereichs Förderung, Malcolm Brinded. „Sie wird stark zur Deckung des weltweite Bedarfs an möglichst sauberen fossilen Brennstoffen beitragen.“ Shell werde jetzt unverzüglich mit der Ausarbeitung aller Details des „Prelude“-Projekts beginnen.
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