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Tausende Quadratkilometer geflutet

Seit Wochen schiebt der Mississippi gewaltige Wassermassen vom Norden in Richtung Golf von Mexiko. Durch kontrollierte Flutungen, die praktisch einer Umleitung des Flusses entsprechen, wurden Tausende Quadratkilometer Ackerland und Tausende Gebäude überschwemmt. Die Schäden in den US-Bundesstaaten von Illinois bis Louisiana sind enorm.

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Zahlreiche Ortschaften wurden bereits evakuiert, weitere sollen folgen. Bis zu 25.000 Menschen sind von den absichtlichen Überflutungen betroffen, berichteten US-Medien. Bisher stehen rund 9.000 Quadratkilometer besten Ackerlandes unter Wasser. Das entspricht einem Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche der USA. Die Bauern der Umgebung schrieben bereits ihre Mais-, Sojabohnen- und die Baumwollernte ab.

Häuser in Wassermassen

Reuters/Rogelio V. Solis

Tausende Häuser stehen durch die kontrollierten Flutungen bis an die Dächer unter Wasser.

Die Schifffahrt auf dem Fluss ist stark eingeschränkt, ganze Ortschaften sind unter den Fluten versunken, die Schienen der Eisenbahnen wurden unterspült wie auch andere Teile der Infrastruktur. Auch Ölraffinerien, Chemiewerke und Hunderte Gas- und Ölquellen seien von den Wassermassen bedroht. Selbst die Austernbänke an der Küste bleiben nicht verschont. Durch den nicht mehr in seinem Bett fließenden Mississippi sind sie durch Schmutzwasser verseucht. „Unsere Austern sind geopfert worden“, sagte Harlon Pearce, Direktor des Verbands der Meeresfrüchte-Produzenten von Louisiana.

„Das ist ein Marathon und kein Sprint“

Die Behörden kündigten unterdessen an, weitere Schleusen eines Entlastungskanals öffnen zu lassen. Der drastische Schritt soll helfen, eine Katastrophe in den Großstädten Baton Rouge und New Orleans zu vermeiden. Durch den Ablauf kann ein Teil des Wassers auf dem längsten Fluss der USA entweichen. Das System führe wie beabsichtigt zum Erfolg, sagte Generalleutnant William Grisoli, der bei der Armee für die Koordinierung der Maßnahmen verantwortlich ist.

Sheriffs kontrollieren überflutete Gebiete

Reuters/Eric Thayer

„Ich hätte nie gedacht, dass wir Wasser bewachen müssen“, sagte der Polizeichef von Vicksburg, Bobby Stewart.

Das sei jedoch „ein Marathon und kein Sprint“, so Grisoli. Die Behörden rechnen damit, dass der Fluss in den kommenden Wochen weitersteigen wird. Nach Erreichen des Scheitelpunktes wird das Wasser mindestens fünf bis sechs Wochen brauchen, bis es vollständig zurückgegangen ist.

Desaster trifft geschwächte Region

Nach offiziellen Prognosen soll der Scheitelpunkt des Hochwassers das Mississippi-Delta am Wochenende erreichen. Der Gouverneur von Louisiana Bobby Jindal befürchtet eine Überschwemmung von insgesamt etwa 1,2 Millionen Hektar Land. Zuvor waren die flussaufwärts gelegenen Bundesstaaten Illinois, Kentucky, Tennessee und Mississippi von der Flut schwer getroffen worden, in der Stadt Memphis war der Mississippi sechsmal so breit wie normalerweise.

Wie groß der wirtschaftliche Schaden letztendlich sein wird, lässt sich kaum abschätzen. Der Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts der Universität Indiana, Michael Hicks, bezifferte ihn bisher auf sechs bis neun Milliarden Dollar. Das Desaster trifft eine Region, die noch geschwächt ist von den Auswirkungen des Hurrikans „Katrina“ 2005 und die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko 2010, die die Küste verschmutzte.

Erstes Todesopfer

Durch die Flutung ist unterdessen ein erstes Todesopfer zu beklagen. Wie die Behörden mitteilten, starb ein 69-Jähriger, der am Dienstag in Vicksburg im US-Bundesstaat Mississippi in die Fluten gestürzt war, Tage später im Krankenhaus. In der Kleinstadt am Ostufer des Flusses standen viele Häuser bis zu ihren Dächern unter Wasser. Eine Gefahr geht auch von angeschwemmten Alligatoren, Rotwild und Schlangen aus.

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