Themenüberblick

Rom zieht Zahlen in Zweifel

Die US-Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) blickt zunehmend besorgt Richtung Italien. Den S&P-Experten zufolge leidet das Land unter anhaltend schwachen Wachstumsaussichten - zudem wird ein stagnierender Reformwille beklagt. Als erste Warnung wurde nun der Ausblick für das Rating von „stabil“ auf „negativ“ - und damit auch die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Euro-Krise - gesenkt.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Demnach bleibt die Bonität Italiens zwar weiterhin bei der Note „A+“ - für die Zukunft sieht S&P für das Land allerdings schwarz, wie die Zeitung „Corriere della Sera“ am Samstag in ihrer Onlineausgabe aus der Vorgangsweise folgerte.

Laut S&P werde bereits eine Herabstufung der Staatsanleihen des Euro-Landes geprüft. Die S&P-Analystin Eileen Zhang warnte zudem davor, dass ein möglicher politischer Stillstand zu einer weiteren Abschwächung der Fiskallage führen könne: „Im Ergebnis gehen wir davon aus, dass Italiens Aussichten auf eine Reduzierung der Schulden der Regierung sich verschlechtert haben.“

1.867,4 Mrd. Schulden

Ein schlechteres Rating kann zu erheblich höheren Zinsen für italienische Staatsanleihen führen. Laut S&P liegt die Wahrscheinlichkeit einer Herabstufung in den kommenden zwei Jahren bei eins zu drei. Die Ratingagentur teilte mit, aus ihrer Sicht werde das Wirtschaftswachstum in dem Land schwächer ausfallen als die angenommenen durchschnittlichen 1,3 Prozent in den Jahren 2011 bis 2014.

Italiens Wirtschaftsleistung stieg im Vorjahr noch um 1,3 Prozent. Für das laufende Jahr wird nun mit einem Rückgang auf 1,1 Prozent gerechnet. Im Kampf gegen die im Oktober 2010 auf 1.867,4 Milliarden Euro gestiegene Staatsverschuldung wurde Ende 2010 ein 24-Mrd.-Euro-Sparpaket verabschiedet. Geht es nach S&P, dürften die bisher gesetzten Schritte zur Krisenbewältigung allerdings nicht ausreichen.

Unverständnis im Finanzministerium

Eine Einschätzung, die am Samstag nicht nur die Schlagzeilen dominierte, sondern auch für Unverständnis in dem von Giulio Tremonti angeführten Finanzministerium sorgte. Von diesem wurde nun betont, dass Daten zum italienischen Wirtschaftswachstum und Haushaltsdefizit ständig besser ausgefallen seien als erwartet.

Zudem würden die Beurteilungen von S&P deutlich von den Erkenntnissen internationaler Organisationen wie der OECD, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU-Kommission abweichen. Auch seien die Pläne, bis 2014 einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen, bereits weit gediehen und könnten bereits bis Juli die Zustimmung des Parlaments erhalten.

Italien will Sparpaket früher schnüren

Nichtsdestotrotz will Italien wegen der drohenden Herabstufung sein Sparpaket früher auf den Tisch legen. Das Programm mit einem Volumen von 35 bis 40 Milliarden Euro soll nun schon im Juni und nicht erst im September präsentiert werden, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Montag aus Regierungskreisen. „Wir wollen damit ein Signal an die Märkte geben“, sagte ein Regierungsvertreter.

Ratingagenturen als Krisentreiber

Obwohl Italien nach Griechenland, Irland, Portugal und Spanien als potenzieller Krisenkandidat genannt wurde, gelang es dem Land bisher, die Turbulenzen in der Euro-Zone relativ ruhig zu umschiffen. Bleibt abzuwarten wie der Finanzmarkt nun auf die S&P-Prognose reagiert, da die Einschätzungen der großen Ratingagenturen immer wieder verstärkt Grundlage steigender Nervosität waren.

Für Schockwellen auf den Märkten sorgte S&P zuletzt etwa mit seinen Zweifeln an der Kreditwürdigkeit der USA. Im April hatte die US-Ratingagentur zudem ihren langfristigen Ausblick für Japan gesenkt und damit eine weitere Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes in Aussicht gestellt.

Eine Serie von Abstufungen hat bereits das Rating Griechenlands hinter sich. Erst vor kurzem senkte S&P die Kreditwürdigkeit des südeuropäischen Landes um zwei Stufen auf „B“. Auch Moody’s („B1“) und Fitch („B+“) folgten mit weiteren Herabstufungen und verwiesen gleichzeitig auf einen anhaltend negativen Ausblick für das Rating des Landes.

Links: